Es juckt und sticht, aber Mama sagt nichts. Die "Bären" versuchten erneut, das Hauptwährungspaar EURUSD aus der unteren Grenze des Konsolidierungsbereichs von 1,0975-1,1055 herauszuführen. Der Anlass für ihren Angriff war die Information über die Verlangsamung der europäischen Kerninflation und die Verringerung des Kreditvolumens im Euroraum. Auf dem Papier bedeutet dies, dass die EZB im Mai den Einlagenzinssatz nur um 25 Basispunkte erhöhen wird. Bevor die Verkäufer jedoch in den Kampf ziehen, wäre es ratsam, auf das Signal der Fed zu warten.
Trotz des Anstiegs der Verbraucherpreise im Währungsblock auf 7% sind die Wachstumsraten der Kerninflation von einem Rekordhoch von 5,7% auf 5,6% im April gesunken. Dieser letzte Indikator hat für die EZB eine grundsätzliche Bedeutung.
Dynamik der europäischen Inflation
Der Druck auf den Euro wurde durch Nachrichten über eine stärkere Kürzung der Bankkredite in der Eurozone als erwartet verstärkt. Die Kreditvergabebedingungen werden verschärft und der Rückgang der Nettokreditaufnahme im ersten Quartal war der schnellste seit der Weltwirtschaftskrise 2008.
Zusammen mit der Verlangsamung der Kerninflation überzeugt dies Investoren davon, dass die EZB im Mai höchstens die Einlagenzinssätze um 25 Basispunkte auf 3,25% erhöhen wird. Nordea ist der Ansicht, dass für eine Fortsetzung des geldpolitischen Straffungszyklus neue Argumente erforderlich sein werden.
Dynamik der Verschärfung der Kreditbedingungen in der Eurozone
Der IWF behauptet, dass hohe Inflationswerte eine Fortsetzung des straffenden geldpolitischen Zyklus der EZB erfordern, aber Christine Lagarde und ihre Kollegen werden Flexibilität benötigen. Irland rät der Europäischen Zentralbank zur Vorsicht.
Insgesamt ist die Position der EZB verständlich. Trotz hoher CPI- und Kerninflationswerte wird sie die Geschwindigkeit der monetären Restriktion im Mai um 25 Basispunkte senken. Die Entscheidung wird zudem nach der Fed getroffen, so dass der europäische Regulator die Reaktion der Finanzmärkte auf die Rede von Jerome Powell berücksichtigen und Anpassungen an seiner begleitenden Erklärung vornehmen kann.
Nach Ansicht von Credit Agricole wird die Sitzung des FOMC aus mehreren Gründen zu einer Stärkung des US-Dollars führen. Erstens wird die Federal Reserve die Zinssätze auf lange Sicht beibehalten, was dem US-Dollar zugute kommt. Der Geldmarkt erwartet immer noch eine "taubenhafte" Wende im Jahr 2023, was falsch ist. Zweitens führt die Sorge der Anleger um das Schicksal des Bankensektors, die Schuldenobergrenze und den Zahlungsausfall zu einer Verschlechterung des globalen Risikoappetits und erhöht die Nachfrage nach dem Dollar als sicherer Währung. Schließlich befindet sich der USD-Index derzeit am unteren Ende des Dollar Smile und hat keine andere Wahl, als zu steigen.
Technisch gesehen ist der Rückgang von EURUSD unter den fairen Wert von 1,097 eine gute Nachricht für "Bären", aber alles ist noch unklar. Das Paar kann entweder das lokale Minimum von 1,095 erneuern oder in den oberen Bereich des fairen Werts von 1,097-1,1055 zurückkehren. Im ersten Fall werden wir den Euro verkaufen, im zweiten Fall werden wir auf den Durchbruch des Pivot-Levels von 1,1 warten, um zu kaufen.
