Am Donnerstag stieg der Ölpreis tagsüber, fiel jedoch am Ende des Handelstages um mehr als 1%. Der Markt bewertet dabei die Nachrichten über die kommerziellen Ölvorräte in den USA.
Zum Zeitpunkt von 18:25 Uhr Moskauer Zeit fiel der Preis für August-Futures für Brent-Öl um 0,88% auf $76,27 pro Barrel. Der Preis für Juli-Futures für WTI fiel bis zu diesem Zeitpunkt um 0,89% auf $71,89.
Gestern wurde bekannt, dass die kommerziellen Ölvorräte in den Vereinigten Staaten in der vergangenen Woche (die am 2. Juni endete) um 0,3% auf 459,2 Millionen Barrel gesunken sind. Dieser Indikator enttäuschte Analysten, die einen Anstieg der Vorräte erwarteten, und zwar einen signifikanten Anstieg von mindestens 1 Million Barrel. Darüber hinaus stieg die Ölförderung in den USA um 200.000 Barrel pro Tag auf 12,4 Millionen Barrel pro Tag.
Wir erinnern uns an die Situation rund um die Förderung von OPEC+. Der Kartell beschloss auf seiner letzten Sitzung am 4. Juni, seine Vereinbarung bis 2024 zu verlängern. Im Detail beschloss die OPEC, alle Vereinbarungen zur obligatorischen Reduzierung der Ölförderung bis zum Ende dieses Jahres beizubehalten und zusätzliche Vereinbarungen zur freiwilligen Reduzierung mit einzelnen Ländern zu treffen. Saudi-Arabien beabsichtigt beispielsweise einseitig, die Förderung von Rohöl im nächsten Monat um weitere 1 Million Barrel pro Tag zu reduzieren.
Zugegeben, je mehr freiwillige Kürzungen zu den zuvor vereinbarten Quoten hinzukamen, desto verwirrender wurde das Ganze. Ab dem nächsten Jahr soll das Gesamtziel der Ölförderung um 1,4 Millionen Barrel pro Tag reduziert werden. Es ist leicht und durchaus gerechtfertigt anzunehmen, dass auf dem Weltmarkt ein echtes Defizit an Energie-Rohstoffen entsteht.
Und dennoch lügen einige OPEC+ Länder zweifellos in gewisser Weise. Zum Beispiel produzieren sie offensichtlich nicht so viel Rohstoffe, wie sie gemäß den Quoten sollten. Warum? Einfach weil ihnen die banalen Kapazitäten fehlen. Oder andere OPEC-Länder, die versprochen haben, freiwillig ihre Fördermengen zu reduzieren, reduzieren in Wirklichkeit nichts.
Lassen Sie uns Nigeria, Angola, Algerien und den Irak nehmen - dort wird wahrscheinlich weniger als ihre Quoten gefördert. Russland fördert jedoch eindeutig mehr als vorgesehen, obwohl es im April zugestimmt hat, die Ölförderung um 500.000 Barrel zu reduzieren.
Es herrscht offensichtliche Verwirrung und Unsicherheit, weshalb die Signale der OPEC-Mitglieder von den Handelsteilnehmern nicht so stark wahrgenommen werden, wie sie es könnten. Zum Beispiel stiegen die Preise für Brent-Rohöl nach der Ankündigung der Allianzen, ihre Förderung im Oktober 2022 zu reduzieren, auf 93 $ pro Barrel. Oder im April kündigte die OPEC überraschend eine freiwillige Reduzierung der Förderung an - und die Ölpreise stiegen um 7%. In dieser Woche gab die OPEC erneut bekannt, dass sie die Fördermengen reduzieren wird, aber die Ölpreise stiegen nur um 1,9%, und bis Donnerstag waren diese Gewinne bereits wieder verloren.
Offensichtlich vertraut der Markt diesen Aussagen der OPEC-Länder nicht mehr. Stattdessen erhalten Daten zum Export und andere Produktionsindikatoren viel mehr Aufmerksamkeit - alles, was ein genaueres Bild der auf den Weltmarkt gelangenden Ölmengen geben kann.
Übrigens ist es mit Russland viel komplizierter - seit einiger Zeit veröffentlicht es keine Statistiken mehr über seine Förderung und seinen Export.
