Gegen das Fundament kann man nichts tun. Auch wenn die Fans des Euros gerne mehr Zinserhöhungen für ihre Einlagen sehen würden, wird die schwache Wirtschaft dies nicht zulassen. Der Composite Purchasing Managers Index der Eurozone sank im Juni auf ein Fünfmonatstief von 50,3. Dies deutet darauf hin, dass die Rezession, die zwischen 2022 und 2023 begann, länger dauern kann. Vor allem da die EZB bereit ist, die Zinssätze weiter aggressiv zu erhöhen. Angesichts des Abschwungs mussten die "Bullen" beim EUR/USD das Feld räumen.
Im Juni belastete Frankreich mit seinen Streiks die Wirtschaft des Währungsraums. Auch die Probleme des produzierenden Sektors in Deutschland spielten eine negative Rolle. Basierend auf der Dynamik des Composite Purchasing Managers Index dürfte das französische BIP im zweiten Quartal um 0,5% sinken. Die jüngsten Statistiken signalisieren nicht nur Probleme im produzierenden Sektor, sondern auch im Dienstleistungssektor.
Geschäftstätigkeitsdynamik im Euroraum
Enttäuschende PMI-Daten führten zu einem Rückgang der Renditen europäischer Anleihen sowie der erwarteten Obergrenze für die Einlagenzinssätze der EZB von 4,07% auf 4%. Die EZB wird wahrscheinlich nicht über die Stränge schlagen und die Geldpolitik verschärfen, während die Wirtschaft vor unseren Augen schwächer wird und in eine Rezession abgleitet. Investoren verstehen, dass die EUR/USD-Rallye in Reaktion auf die Ergebnisse der Juni-Sitzung des Governing Councils zu weit gegangen ist.
Der Markt hat die Entschlossenheit von Christine Lagarde und ihren Kollegen überschätzt und offensichtlich die Absicht der Fed unterschätzt, die Inflation auf die Knie zu zwingen. Derivativer halten den Höchststand der Federal Funds Rate in diesem Zyklus für 4,3%. Dies entspricht nicht der Prognose des FOMC von 4,6%. Es scheint, als ob der US-Dollar noch Raum zum Wachsen hat und der Euro noch Raum zum Fallen hat.
Dynamik der Markterwartungen und FOMC-Prognosen zur Höhe der Zinssätze
Die Schlüsselereignisse der letzten Juniwoche sind Veröffentlichungen von Daten zu den deutschen und europäischen Verbraucherpreisen sowie zum amerikanischen Index für persönliche Ausgaben. Dieser Inflationsindikator ist die bevorzugte Metrik der Fed, obwohl die Märkte aufgrund seines verzögerten Charakters weniger darauf reagieren als auf den CPI. Laut den Prognosen von Bloomberg-Experten wird die Kerninflation im Euroraum von 5,3% auf 5,6% beschleunigen. Theoretisch gibt dies der EZB einen Grund, die Einlagenrate zu erhöhen. In der Praxis wird sich die Zentralbank jedoch sicherlich auf ihre eigene Wirtschaft konzentrieren.
Daher überschätzen die Märkte das Potenzial der geldpolitischen Restriktionen der EZB und gehen gegen die FED. Angesichts der günstigeren Lage der US-Wirtschaft im Vergleich zur europäischen, wird dies eine Strafe für die "Bullen" bei EUR/USD bedeuten. Die erste Tracht Prügel fand am Ende der fünf Tage bis zum 23. Juni statt. Ich denke, es wird nicht das letzte Mal sein.
Technisch wurde auf dem täglichen Chart von EUR/USD ein Umkehrmuster "Anti-Turtles" gebildet und umgesetzt. Trotz des Rückpralls vom Wochentief wird die weitere Dynamik des Währungspaares davon abhängen, ob es den "Bären" gelingt, sich innerhalb des Bereichs des fairen Wertes von 1.072-1.090 zu halten. Wenn sie es schaffen, wird sich die Abwärtsbewegung fortsetzen und wir können die auf dem Niveau von 1.098 gebildeten Shorts erhöhen.
