Zum zweiten Mal in Folge verfehlt die Beschäftigung außerhalb des landwirtschaftlichen Sektors in den USA die Prognosen der Bloomberg-Experten. Und zum zweiten Mal in Folge geben die Märkte ihren Emotionen nach. Weder der Bericht für Juni noch der für Juli können eindeutig als schwach bezeichnet werden. Sie deuten nicht auf eine Abkühlung des Arbeitsmarktes hin, die die Federal Reserve zur Bekämpfung der Inflation benötigt. Dennoch geben die Anleger lieber die Idee vom Ende der monetären Restriktionen zurück und kaufen EUR/USD. Im letzten Monat hat dies funktioniert, da die amerikanische Inflation den "Bullen" eine angenehme Überraschung beschert hat. Wie wird es dieses Mal sein?
Im Juli sank die Arbeitslosenquote auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahrhundert auf 3,5%, was die Prognosen des FOMC über eine Erhöhung des Wertes auf über 4% bis Ende 2023 in Frage stellte. Die Lohnwachstumsraten erhöhten sich um 0,4% MoM und blieben bei 4,4% YoY, was die Prognosen der Bloomberg-Experten übertraf. Solche Nachrichten sollten das langsamste Beschäftigungswachstum seit 2020 von 187 Tausend überstrahlen und dessen Rückgang im Juni auf 185 Tausend revidieren. Aber das ist nicht der Fall. EUR/USD brach nach oben aus und persönlich habe ich das Gefühl, dass jemand den Markt steuert. Er lockt Käufer in eine Falle und das kann für sie sehr schlecht enden.
Dynamik der amerikanischen Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Löhne
Zu beachten ist, dass der Euro bereits während der europäischen Forex-Sitzung den Tiefpunkt erreicht hat, noch bevor der Bericht über die Beschäftigung in den USA veröffentlicht wurde. Den Bullen von EUR/USD half der unerwartet schnelle Anstieg der deutschen Aufträge im verarbeitenden Gewerbe, der höchste Wert in den letzten drei Jahren. Die positive Dynamik des Indikators deutet darauf hin, dass die schwarze Serie für die deutsche Wirtschaft in naher Zukunft zu Ende gehen könnte. Dies wird von den Anhängern des Hauptwährungspaares mit Freude aufgenommen.
Allerdings sind es Menschen, die Entscheidungen treffen, egal wie die Daten aussehen. Die Äußerung des Chefökonom der EZB, Philip Lane, dass die Inflation dank des starken Rückgangs der Energiepreise Ende 2023 sehr schnell sinken sollte, sollte als "taubenhafte" Rhetorik betrachtet werden. Sie deutet auf die Unzweckmäßigkeit einer weiteren Erhöhung des Einlagensatzes hin. Diese Meinung vertritt auch das Mitglied des Direktoriums, Fabio Panetta. Laut seiner Aussage besteht keine Notwendigkeit, die Kosten für Kredite weiter zu erhöhen, da die verzögerten Auswirkungen der Geldpolitik der EZB erst jetzt wirksam werden.
Dynamik der Aufträge im deutschen Produktionssektor
Nach meiner Einschätzung gibt der Juni-Bericht über die amerikanische Beschäftigung keinen Anlass zu der Annahme, dass die Federal Reserve vor März 2024 die Zinssätze für die Bundesmittel senken wird. Die Reaktion des EUR/USD sieht zu emotional aus und Investoren werden in Kürze ihre Ansichten überdenken. Dies schafft die Voraussetzungen für den Verkauf des Währungspaares bei einem Anstieg.
Technisch gesehen gibt es auf dem Tages-Chart des EUR/USD einen Versuch der "Bullen", in die Gegenoffensive zu gehen. Allerdings liegen die Kurse immer noch unter den gleitenden Durchschnitten und die "Bären" haben die Situation unter Kontrolle. Die Unfähigkeit des Paares, die Konvergenzzone von 1,1015-1,1025 zu überwinden, oder ein Rückprall von den Pivot-Levels bei 1,1035 und 1,106 sind Gründe für Verkäufe.
