Die europäische Währung stellt sich einmal mehr der amerikanischen Währung entgegen, obwohl ihr Konkurrent stark ist und über großes Potenzial verfügt. Dennoch verliert der Euro nicht den Mut, angesichts der bevorstehenden Sitzung der EZB, und ist bereit, mit dem Dollar um einen Platz unter der finanziellen Sonne zu kämpfen.
Auch die Marktteilnehmer sind gespannt auf die bevorstehenden Ereignisse, da sie den Puls fühlen und die Dynamik des EUR/USD-Paares verfolgen müssen. Nach Ansicht der Devisenstrategen von ING wird die bevorstehende Sitzung der EZB am Donnerstag, den 14. September, ein "vorübergehender positiver Faktor" für das EUR/USD-Paar sein. Die Experten sind der Meinung, dass das Duo in naher Zukunft Unterstützung nahe der Marke von 1,0700 finden wird. Am Mittwochmorgen, dem 13. September, lag das EUR/USD-Paar bei etwa 1,0745 und hat somit einen Großteil der früheren Verluste ausgeglichen.
Trotz des günstigen technischen Bildes befürchten viele Experten einen erneuten Rückgang des Währungspaares EUR/USD auf ein minimales Niveau. Beobachtungen von Fachleuten zufolge bleibt die bearishe Stimmung in dem Duo unverändert. Dies eröffnet Möglichkeiten für weitere Rückgänge des Währungspaares EUR/USD in naher Zukunft. Sollte das runde Niveau von 1,0700 durchbrochen werden, könnten die Verkäufer auf das September-Tief von 1,0685 zurückkehren, das Anfang des Monats festgelegt wurde. Doch derzeit ist dies unwahrscheinlich.
In der aktuellen Situation ist der Dollar nach wie vor im Vorteil, da er von der Stärke der amerikanischen Wirtschaft unterstützt wird. Der Euro gibt vor dieser Stärke etwas nach, gibt aber nicht auf. Laut den Schätzungen von Scotiabank-Ökonomen sind die nächsten Aussichten für den Dollar günstig. Die amerikanische Währung wächst sicher, konsolidiert sich aber gleichzeitig vor der Veröffentlichung wichtiger Daten.
"Derzeit gibt es nur wenige Anzeichen dafür, dass die Dollar-Rallye, die Ende Juni dieses Jahres begann, ihren Höhepunkt erreicht hat. Gleichzeitig wirkt der Greenback im Vergleich zu seinen Konkurrenten, insbesondere dem Euro, etwas überkauft in Bezug auf die Renditedifferenz. Dies erschwert weiteres Wachstum des USD ohne bedeutende fundamentale Grundlagen", betonen die Experten von Scotiabank.
Die Währungsstrategen von HSBC stimmen dem zu und geben ihre Einschätzung zur Perspektive des Greenbacks ab: "Der Dollar hat begonnen, sich zu erholen, obwohl nicht nur positive Aussichten, sondern auch unerwartete Überraschungen bevorstehen. Dennoch wirkt die Straffung der Kredit- und Geldpolitik der Fed positiv auf die antizyklische Natur des USD. Die Erwartungen einer Zinssenkung der Fed und anderer Zentralbanken unterstützen die Stärkung der amerikanischen Währung. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren wird der Dollar nicht nur bis Ende 2023, sondern auch bis Ende 2024 an Stärke gewinnen."
Auf diesem Hintergrund wirken die Positionen der europäischen Währung etwas unsicher, obwohl der EUR in der Mitte dieser Woche einen starken Anstieg verzeichnete. Es ist zu beachten, dass einige Marktteilnehmer immer noch Long-Positionen im Euro bevorzugen, obwohl diese Strategie die Verwundbarkeit des "Europäers" im kurzfristigen Planungshorizont verstärkt.
Laut den Analysten von TD Securities rechnen die Marktteilnehmer trotz der hohen Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch die EZB damit, dass der Einlagensatz auf dem September-Treffen unverändert bei 3,75% bleiben wird. "Dieses Szenario ist durchaus möglich, da die Daten vom Juli-Treffen dem Rat der Direktoren keine besonderen Anlass zur Sorge gegeben haben. Ein solcher Schritt würde das Ende des Straffungszyklus der EZB markieren, obwohl die Risiken einer Zinserhöhung im Oktober nach wie vor bestehen", fassen die Analysten von TD Securities zusammen.
Gemäß dem allgemeinen Konsens rechnet man auf der kommenden Sitzung der EZB nicht mit einer Zinserhöhung. Allerdings bereitet die gegenwärtige Makrostatistik den Experten Sorgen. Es sei daran erinnert, dass die Inflation im Euroraum wieder zu steigen begonnen hat und von zuvor 5,1% p.a. auf 5,3% p.a. gestiegen ist. Dieser Wert liegt weit über dem Zielwert von 2%. Analysten erklären diese Situation damit, dass der Euroraum gleichzeitig mit einer hohen Inflation mit einer spürbaren Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität konfrontiert ist.
In einer solchen Situation steht die EZB vor einer schwierigen Wahl: Wenn sie den Zinssatz nicht erhöht, muss sie sich mit einer weiteren Inflationserhöhung abfinden. Wenn sie ihn jedoch erhöht, kühlt sie die wirtschaftliche Aktivität noch weiter ab. Im Falle einer Überraschung seitens der EZB, insbesondere einer unerwarteten Zinserhöhung, wäre dies ein starker Wachstumstreiber für den Euro. Viele Analysten halten ein solches Szenario jedoch für unwahrscheinlich.
Es sei daran erinnert, dass im Laufe dieses Jahres eine Zinserhöhung der EZB für die Märkte selbstverständlich war. Allerdings hat sich die Situation heute geändert, so dass Investoren und Trader versuchen, das Ergebnis der Sitzung, die am Donnerstag, den 14. September stattfinden wird, vorherzusagen.
Gegenwärtig ist der Preisdruck im Euroraum übermäßig stabil geworden und die wirtschaftliche Aktivität hat sich deutlich verlangsamt. Vor diesem Hintergrund fragen sich Analysten und Marktteilnehmer, ob die Zentralbank die Zinssätze weiter erhöhen wird oder diesen rasanten Anstieg vorerst stoppen wird. Es sei darauf hingewiesen, dass sie seit Juli 2022 von negativen Werten auf 3,75% gestiegen sind. Diese Fragen an die EZB werden in einer Reihe von analytischen Artikeln behandelt.
1) Sorge um das Schicksal des Leitzinses: Wird er erhöht oder nicht?
Die Marktteilnehmer sind geteilter Meinung zu dieser Frage, tendieren jedoch dazu, dass die Regulierungsbehörde eine Pause einlegt. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung bereits in den Marktkursen eingepreist. Viele Ökonomen sind sich sicher: Wenn die EZB ihre restriktive Geldpolitik fortsetzen möchte, dann ist September die letzte Gelegenheit, dies umzusetzen. "Wenn die Behörde die Zinsen im September nicht erhöht, werden die aktuellen Argumente im Oktober nicht mehr gelten. Gleichzeitig könnten sich die wirtschaftlichen Daten verschlechtern und die Inflation im September recht niedrig ausfallen", sagte Reinhard Klauze, Analyst der UBS Bank. Es ist erwähnenswert, dass der Experte eine Erhöhung des Leitzinses um 25 bp prognostiziert.
2) Worüber ist die EZB besorgter: über das Wirtschaftswachstum oder über die Inflation?
Diese Frage stellen sich viele Analysten und Marktteilnehmer. Es sei daran erinnert, dass die Kerninflation in der Eurozone im August, ohne Berücksichtigung der Nahrungsmittel- und Energiepreise, stärker als erwartet auf 5,3% gesunken ist. Dennoch liegt sie immer noch weit über dem Zielwert von 2%. Experten sind auch besorgt über die rasche Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität in der Eurozone und die Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen. Gleichzeitig verlangsamt sich das Wachstum der Kreditvergabe und die Geldmenge in den Euro-Ländern ist erstmals seit 2010 gesunken.
Angesichts dieser Situation rufen die geldpolitischen "Tauben", insbesondere Mario Centeno, der Präsident der Zentralbank Portugals, zur Vorsicht auf. Aber auch die "Falken" schlafen nicht: Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, und Robert Holzmann, Präsident der Österreichischen Nationalbank, warnen vor einer Pause bei der Straffung der Geldpolitik und halten einen solchen Schritt für unangebracht. Dennoch ist nach Aussage von Ian Staley, einem Experten von JPMorgan Asset Management, die Europäische Zentralbank besorgt über die Wirtschaftswachstumsdaten und könnte am Ende der Sitzung eine "Pause" einlegen.
3) Was wird nach September mit dem Zinssatz passieren?
Nach Ansicht der Vertreter der EZB neigt sich der Prozess der Straffung der Geldpolitik dem Ende zu. Die Zinssätze werden jedoch für einige Zeit erhöht bleiben. "Wenn es zu einer weiteren Zinserhöhung kommt, wird sie von einer eher "taubenhaften" Erklärung begleitet sein als zuvor. Wenn die EZB beschließt, eine Pause einzulegen, wird die Zinserhöhung von einer eher "habichtsartigen" Erklärung begleitet sein. Dabei ist keine Option vorgesehen, dass die EZB offiziell das Ende der Zinserhöhungen verkündet", behauptet ING. Vor diesem Hintergrund erwarten Marktteilnehmer eine Senkung der Zinssätze ab der zweiten Hälfte des Jahres 2024, jedoch steht diese Entwicklung noch in Frage.
4) Was sind die neuen Prognosen der EZB?
Experten sind unsicher über die Prognosen bezüglich der Maßnahmen der EZB, sind sich jedoch sicher, dass offizielle Erklärungen und aktuelle Entscheidungen der Regulierungsbehörde für die Märkte von entscheidender Bedeutung sein werden. Viele Analysten gehen davon aus, dass die EZB ihre Inflationserwartungen erhöhen und gleichzeitig die Prognosen für das Wirtschaftswachstum senken wird. Die Wahrscheinlichkeit einer Überarbeitung der Inflationsprognose für das Jahr 2025 von 2,2% nach unten hat auch einen entscheidenden Einfluss auf die Märkte. Bei einem solchen Szenario wird die Notwendigkeit einer Pause offensichtlich, glauben die Experten.