Die Europäische Zentralbank hat zum zehnten Mal in Folge den Leitzins erhöht und dabei wiederholt ihren bisherigen Kurs verfolgt. Als Reaktion darauf fällt die europäische Währung stark. Warum ist das so? Lassen Sie uns das genauer betrachten.
Es ist offensichtlich, dass das, was in den letzten neun Sitzungen unternommen wurde, um den hohen Preisdruck in der Region einzudämmen, eindeutig nicht ausreicht. Eine solche aggressive Politik beginnt jedoch ernsthaft Investoren zu beunruhigen, die nun deutlich verängstigt sind von der bevorstehenden Rezession, was den Euro weniger attraktiv gegenüber dem US-Dollar macht und die Nachfrage nach Anleihen erhöht. Angesichts der realen Probleme, mit denen die europäische Wirtschaft derzeit konfrontiert ist, wird ein weiterer Anstieg der Kreditkosten ihr noch mehr schaden und die Positionen des Euro weiter schwächen.
Wie ich bereits erwähnt habe, haben die Mitglieder des Verwaltungsrats heute erneut die Entscheidung getroffen, seit die Politiker im letzten Jahr die Kreditkosten erhöhten, indem sie den Einlagenzinssatz um 25 Basispunkte auf den Rekordwert von 4% anhoben und den Gesamtzinssatz auf 4,5% festsetzten und erklärten, dass dieses neue Niveau "einen erheblichen Beitrag" zur Kontrolle der Inflation leisten wird.
Viele Experten sind nun der Meinung, dass dies der wahrscheinliche Höhepunkt des aggressivsten Zinserhöhungszyklus in der Region ist, was zu einem drastischen Anstieg des Anleihemarktes geführt hat. Händler sehen jetzt eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 20% für eine weitere Erhöhung, was die zunehmende Besorgnis über die Wachstumsaussichten der regionalen Wirtschaft widerspiegelt.
Der Vorstand in Frankfurt hat seine Erklärung wiederholt, dass er die Kosten der Kreditaufnahme auf einem "ausreichend restriktiven Niveau so lange halten wird, wie nötig". Offensichtlich lässt diese Formulierung Raum für weitere Erhöhungen, falls die Inflation stärker ist als erwartet.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die heutige Zinserhöhung genau der Kompromiss zwischen den Politikern ist, die eingesehen haben, dass es notwendig ist, der Wirtschaft "zusätzliche Schmerzen zuzufügen", um die Inflation unter Kontrolle zu bringen.
Heute wurden auch neue Prognosen der EZB vorgestellt. Es wird erwartet, dass das jährliche Wirtschaftswachstum bis 2025 schwächer sein wird, während die Inflation erst 2024 auf 3,2% und dann auf 2,1% im Jahr 2025 sinken soll. Dies ist höher als erwartet. Die Verbraucherpreise werden Ende 2025 voraussichtlich ebenfalls etwas höher sein und im Durchschnitt 2,2% betragen.
Weitere Details und eine umfassende Interpretation erhalten Sie in Kürze auf der Pressekonferenz von Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank.
