Der Attentatsversuch auf Donald Trump verstörte die EUR/USD-Bullen, doch er hielt sie nicht davon ab, ihre Pläne, nach Norden zu drängen, zu verfolgen. Das Währungspaar steigt aufgrund der Erwartungen eines baldigen Beginns des Zinssenkungszyklus der Federal Reserve angesichts der Abschwächung der amerikanischen Wirtschaft. Sollten die Einzelhandelsumsätze nach den Daten zum Arbeitsmarkt und zur Inflation enttäuschen, könnte der Euro über die Marke von $1,1 springen. Zudem scheint die Europäische Zentralbank nicht vorhaben, ein Signal für ihre nächste Zinssenkung zu geben.
Bloomberg-Experten glauben, dass die EZB den Einlagensatz im Juli nicht von seinem aktuellen Niveau von 3,75 % ändern wird, ihn jedoch im September und Dezember senken wird. In einem Jahr werden die Kreditkosten voraussichtlich auf 2,5 % fallen. Der Terminmarkt ist vorsichtiger und erwartet nur eine Zinssenkung mit einer geringen Wahrscheinlichkeit für einen zweiten Schritt der EZB. Die Meinungen gehen auseinander, ebenso wie die Positionen der Mitglieder des EZB-Rats.
Prognosen für den EZB-Einlagensatz
Der Belgier Pierre Wunsch, der Ire Gabriel Makhlouf und der Slowake Peter Kazimir sagten, dass die EZB den Zinssatz im Jahr 2024 nur einmal senken würde, wobei eine zweite Senkung nur notwendig wäre, wenn sich die Inflation schnell dem 2%-Ziel nähert. Der Grieche Yannis Stournaras möchte zwei Schritte sehen, während der Portugiese Mario Centeno mehrere fordert. Andere Vertreter der EZB äußerten sich in ihren Kommentaren vager. Klaas Knot aus den Niederlanden stimmte mit der Marktpreisbildung von 1-2 Zinssenkungen überein, während der Deutsche Joachim Nagel sagte, dass die Bank nach Beginn des Zyklus im Juni nicht im Autopilot-Modus handeln würde.
Während die Zentristen des Gouverneursrats auf einen starken Arbeitsmarkt, ein Lohnwachstum von 5 % und eine Dienstleistungsinflation von rund 4 % hinweisen, um einen vorsichtigen Ansatz zur monetären Expansion zu rechtfertigen, verweisen die "Tauben" auf die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in der Eurozone. Laut Experten von Bloomberg ist ein Risikofaktor für den Währungsblock der mögliche Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im November. Seine pro-inflationären Politiken könnten die Preise nicht nur in Nordamerika, sondern auch in Europa beschleunigen.
Risiken für die europäische Wirtschaft
Der Mordanschlag auf den Republikaner ließ das EUR/USD innehalten. Doch die Bären feierten nicht. Die Versuchung, den US-Dollar zu verkaufen, ist zu groß, angesichts der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Senkung des Federal Funds Rate im September von 73% auf 95%. Höchstwahrscheinlich wird die Fed die Märkte auf einen solchen Schritt vorbereiten, und die dovishe Rhetorik der FOMC-Mitglieder ist ein starkes Argument für den Kauf des Hauptwährungspaares.
Technisch gesehen steigt EUR/USD auf dem Tageschart weiter. Solange die Euro-Notierungen über der Trendlinie und dem Pivot-Niveau von $1.0865 liegen, sollte die Strategie des Aufbauens von Long-Positionen beibehalten werden. Die Umsetzung des 1-2-3-Umkehrmusters könnte das Hauptwährungspaar auf 1.0945, 1.0970 und 1.1015 führen.
