Die Europäische Zentralbank überdenkt ihre jüngsten Entscheidungen, während die Federal Reserve die Investoren im Unklaren darüber lässt, wie sie mit der Lockerung der Geldpolitik beginnen wird. In diesem Kontext versuchen die EUR/USD-Bullen auf ihren bisherigen Erfolgen aufzubauen. Allerdings hat sich herausgestellt, dass es schwierig ist, das Niveau von 1,11 beim ersten Versuch zu durchbrechen. Der Euro benötigt Unterstützung von den US-Aktienindizes. Wird der Euro diese Unterstützung erhalten?
Bloombergs Konsensschätzung deutet darauf hin, dass die Federal Reserve die Zinsen im Jahr 2024 um 75 Basispunkte senken wird. Der Futures-Markt erwartet eine Zinssenkung um 100 Basispunkte seitens der Zentralbank. Wer hat Recht? Die Antwort auf diese Frage wird mit den September-Prognosen des FOMC kommen. In der Zwischenzeit lohnt es sich, einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen.
In vier der letzten neun monetären Expansionszyklen begann die Federal Reserve mit einer Senkung um 25 Basispunkte. Ein größerer Schritt war normalerweise aufgrund einer starken Verschlechterung der US-Wirtschaft erforderlich, wie während der globalen Finanzkrise 2008 zu sehen war. Eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt ist jedoch nicht ungewöhnlich.
Dynamik der Fed-Zinsen und monetäre Expansionszyklen
Ein bedeutendes Muster kann in der Abfolge von Zinssenkungen beobachtet werden. In der Regel folgte der ersten Senkung mehrere weitere geldpolitische Lockerungsschritte. Die Ausnahme war der Zyklus von 1995, bei dem mehr als zwei Monate zwischen der ersten und der zweiten Senkung vergingen, was eine seltene Vorkommnis eines allmählicheren Ansatzes darstellt. Interessanterweise war diese Periode von der sanften Landung geprägt, nach der die Fed jetzt strebt. Es scheint, dass größere Vorsicht erforderlich ist, um ein solches Ergebnis zu erzielen. Die Märkte hingegen fordern aggressives Handeln, was zu Enttäuschungen führen könnte.
Während die Federal Reserve noch überlegt, handelt die EZB bereits. Zwei Senkungen des Einlagenzinssatzes um jeweils 25 Basispunkte haben die EUR/USD-Bullen nicht besonders erschreckt. Im Gegenteil, nach dem jüngsten Schritt stieg das Paar in Richtung 1,11, unterstützt durch Kommentare von Christine Lagarde. Die französische Zentralbankerin erklärte, dass die Inflation im September weiter zurückgehen dürfte, wies aber darauf hin, dass die Datenabhängigkeit der EZB nicht bedeutet, dass sie auf nur einen Datenpunkt reagieren wird. Investoren interpretierten dies als Ablehnung weiterer Lockerungen im Oktober, was zu Käufen des Euro führte.
Dynamik des europäischen BIP und der Inflation
In Wirklichkeit haben sich mehrere Mitglieder des EZB-Rats gegen einen solchen Ansatz ausgesprochen. Sie bevorzugen es, die Möglichkeit offen zu halten, den monetären Expansionszyklus im nächsten Monat fortzusetzen. Dies wird nicht nur durch einen Bloomberg-Bericht von Insidern belegt, sondern auch durch Christine Lagardes Klarstellung. Die EZB-Präsidentin merkte an, dass eine weitere Senkung des Einlagenzinses im Oktober möglich sei, falls die Wirtschaft einen erheblichen Rückschlag erleidet.
So bereitet sich die Federal Reserve darauf vor, den Leitzins zum ersten Mal seit 2020 zu senken, während die EZB beim nächsten Treffen eine Fortsetzung ihres Zinssenkungszyklus nicht ausschließt, was die Euro-Bullen nervös macht.
Technisch gesehen zeigt das tägliche EUR/USD-Diagramm einen Test des fairen Werts bei 1,108. Wenn die Käufer es nicht schaffen, die Preise über diesem Niveau zu halten, wird das Risiko eines Rückgangs der EUR/USD in Richtung 1,100 steigen. Schwäche bei den Bullen bietet eine Gelegenheit zum Verkauf.
