Wenn sich die Federal Reserve leisten kann, die monetäre Expansion zu verlangsamen, warum sollte die Europäische Zentralbank nicht dasselbe tun? Aussagen des Bundesbankpräsidenten Joachim Nagel deuten darauf hin, dass die EZB, während sie sich einem neutralen Niveau nähert, mit Vorsicht agieren sollte. Zudem haben Gerüchte über Verhandlungen zur Beendigung des bewaffneten Konflikts in der Ukraine dem EUR/USD-Paar geholfen, starken US-Inflationsdaten standzuhalten und einen Gegenangriff zu starten. Jedoch konnte das Paar bei seinem ersten Versuch keinen signifikanten Aufwärtstrend verzeichnen.
Dynamik der EZB-Zinsen
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Als Anfang 2022 in Osteuropa Feindseligkeiten ausbrachen, handelte der Euro noch über 1,14 USD, mit der Erwartung, seine Rallye aufgrund der sich erholenden Binnennachfrage nach der Pandemie fortzusetzen. Doch die Unterbrechung der Öl- und Gaslieferungen aus Russland löste eine Energiekrise aus, die die EU dazu veranlasste, die Militärausgaben zu erhöhen und andere Haushaltsansätze zu kürzen. Dies führte zu einem Kapitalabfluss aus Europa, wodurch der EUR/USD-Wechselkurs im Herbst 2022 unter die Parität fiel.
Falls eine Friedensvereinbarung zwischen Moskau und Kiew erreicht wird, könnten wir einen Rückgang der Verteidigungsausgaben, sinkende Energiepreise und reduzierte geopolitische Risiken sehen, die das Interesse der Investoren an der Eurozone wiederbeleben würden. Kürzlich führte ein Telefongespräch zwischen den Präsidenten der USA und Russlands zu einem Anstieg des Euros und anderer europäischer Währungen.
Obwohl dies möglicherweise nur der Beginn eines Friedensverhandlungsprozesses ist, hat die Tatsache, dass erste Schritte gemacht wurden, einen positiven Einfluss auf Risikoanlagen und trägt zur Schwächung des US-Dollars bei, der traditionell als sichere Zuflucht angesehen wird.
Dennoch bleibt die Unsicherheit bestehen. Die Positionen Moskaus und Kiews sind noch weit auseinander, und Donald Trumps Unberechenbarkeit bedeutet, dass er den Prozess jederzeit zum Scheitern bringen könnte. Infolgedessen wird die Aufwärtsbewegung des EUR/USD wahrscheinlich nicht linear sein. Die Bullen stehen noch vor vielen Hindernissen, darunter bedeutende Herausforderungen wie die protektionistische Politik der USA und Prognosen aus dem Terminmarkt, die nur einen einzigen Zinsschritt der Fed im Jahr 2025 voraussagen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Projektionen des FOMC vom Dezember zwei Schritte zur monetären Lockerung erwarteten.
Marktprognosen für den Fed-Satz
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Es gibt immer noch erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf Donald Trumps Zollpolitik. Sollte der US-Präsident sich dazu entscheiden, reziproke Zölle statt universeller Zölle einzuführen, könnten Handelspartner die Eintrittsbarrieren für amerikanische Waren senken. Dies könnte potenziell den internationalen Handel beschleunigen, anstatt ihn zu verlangsamen, was der Weltwirtschaft und prozyklischen Währungen wie dem Euro zugutekommen würde. Angesichts der verschiedenen möglichen Szenarien wird das EUR/USD-Währungspaar voraussichtlich in einer mittelfristigen Konsolidierung bleiben, bis mehr Klarheit herrscht.
Aus technischer Sicht zeigt das tägliche EUR/USD-Chart, dass bullische Händler versucht haben, ein kleines 1-2-3-Muster zu aktivieren, um die Korrektur auszudehnen. Der erste Versuch, den Widerstand bei 1,0435 zu durchbrechen, war erfolglos; ein erfolgreicher zweiter Versuch könnte jedoch Long-Gelegenheiten bieten. Umgekehrt würde ein Preisrückgang unter das Pivot-Niveau von 1,0355 ein Signal zur Rückkehr zu Short-Positionen darstellen.