Während sich die Teilnehmer am herkömmlichen Finanzmarkt Sorgen über Rezessionsrisiken und Zinssätze machen, gewinnt Bitcoin stetig an Boden. Der April hat sich als der stärkste Monat für die führende Kryptowährung seit dem Frühjahr 2021 erwiesen, wobei auf Bitcoin basierende ETFs Rekordkapitalzuflüsse verzeichnen.
Doch unter dem Optimismus lauern einige Fallstricke. Wichtige On-Chain-Indikatoren deuten darauf hin, dass die Euphorie steigt, was den Markt möglicherweise näher an einen Höhepunkt bringt, als es scheint. Heute, mehr denn je, ist es entscheidend zu fragen: Ist dies der Beginn eines neuen Bullenmarkts oder die letzte Phase vor einer Korrektur?
ETFs auf Steroiden: institutionelles Interesse wächst
Der Hauptantrieb hinter dem jüngsten Anstieg von Bitcoin ist nicht der FOMO der Kleinanleger, sondern ein stetiger Zustrom von Kapital in börsengehandelte Fonds. Am 29. April allein zogen Bitcoin- und Ethereum-ETFs 191 Millionen Dollar an, wobei 173 Millionen Dollar in Bitcoin-ETFs flossen. Erneut dominierte IBIT von BlackRock mit einem Nettozufluss von 216,73 Millionen Dollar.
Ja, andere Fonds (BITB, ARKB, FBTC) verzeichneten Abflüsse, aber das scheint eher eine Kapitalrotation als eine Massenflucht zu sein. Das verwaltete Gesamtvermögen der Bitcoin-ETFs hat 110,17 Milliarden Dollar erreicht — ein Höchststand. Auch das tägliche Handelsvolumen beeindruckt mit 2,01 Milliarden Dollar.
Dies ist kein "Kleinanleger-Wallet-Staub" mehr — es handelt sich um groß angelegtes institutionelles Kapital, das auf langfristige Akkumulationsstrategien setzt. Diese Investoren betreten nicht nur den Markt — sie etablieren ihre Präsenz. Vor diesem Hintergrund werden ETFs zu einem Marktvertrauensbarometer: Große Akteure sind bereit, Volatilität in Kauf zu nehmen, nur um an Bord zu bleiben.

Die Blockchain lügt nicht: 85% der Bitcoin-Anleger machen Gewinn — ein Warnsignal?
On-Chain-Daten zeichnen ein differenzierteres Bild. Ein wichtiger Indikator, der „supply in profit“ von CryptoQuant, zeigt, dass 85% aller BTC derzeit über ihrem Kaufpreis gehalten werden.
Auf den ersten Blick sieht das großartig aus: Die meisten Investoren sind im Gewinn. Doch historisch gesehen gehen solche Niveaus oft Korrekturen voraus, nicht fortlaufenden Kursanstiegen. Gewinne wecken Emotionen, und Emotionen führen zum Verkauf, besonders wenn wir uns der psychologischen Schwelle von 90% nähern, einem Niveau, das typischerweise mit maximaler Euphorie verbunden ist.
Analysten bleiben vorsichtig: Auch wenn diese Schwelle noch nicht überschritten wurde, könnte der Marktimpuls weiterhin bestehen bleiben. Doch das potenzielle Top ist bereits am Horizont sichtbar.
Derivate kochen: Call-Optionen steigen. Könnte das eine Falle sein?
Eine weitere Einsichtsebene kommt vom Derivatemarkt. In den letzten drei Tagen ist das offene Interesse an Bitcoin-Optionen um 1 Milliarde Dollar gewachsen. Auffällig ist, dass es stark zugunsten von Calls verzerrt ist. Auf Derive.xyz werden 73% der Prämien für Calls ausgegeben, mit einem Call-Put-Verhältnis von 3:1. Bei Ethereum ist es sogar noch extremer: 4:1, wobei 81,8% der Prämien auf Calls entfallen.
Das ist ein kräftiges bullisches Signal — auf den ersten Blick. Aber wenn alle auf derselben Seite stehen, kann selbst ein kleiner Marktrückgang zu Kaskadenliquidationen führen. Wenn der Preis nicht weiter steigt, könnte dieser optimismusgetriebene Optionsmarkt schnell ins Gegenteil umschlagen.
Auch bemerkenswert: die implizite Volatilität sinkt — die 7-Tage-IV von BTC ist von 53% auf 38% gefallen, was entweder auf eine Fehlbewertung des Risikos oder die Ruhe vor dem Sturm hindeutet.
Nachfrageparadoxon: Preis steigt, während kurzfristige Inhaber abverkaufen
Analysten sind am meisten über das Verhalten der kurzfristigen Marktteilnehmer besorgt. Der Nachfrageimpuls-Indikator von CryptoQuant ist jetzt stark negativ: -483.860 BTC über 30 Tage. Das bedeutet, dass kurzfristige Inhaber massenhaft aussteigen und nicht auf höhere Hochs warten.
Der gleitende Durchschnitt dieses Messwerts ist ebenfalls negativ: -310.700 BTC — ein Muster, das für einen starken Bullenmarkt ungewöhnlich ist, besonders einen, der durch ETF-Akkumulation angetrieben wird.
Im Endeffekt ziehen sich Privatanleger zurück, während Institutionen einkaufen — aber die eigentliche Frage ist, wer liegt richtig? Wenn sich die Geschichte wiederholt, so wie im Sommer 2021 oder Frühjahr 2022, könnten wir in einer Verteilungsphase sein, in der der Markt stark erscheint, aber bereits an Schwung verliert.
Arthur Hayes wettet auf 1 Mio. Dollar: Prophezeiung oder Fantasie?
Einen kühnen Twist bringt Arthur Hayes ein, der auf der Token2049-Konferenz bekräftigte, dass Bitcoin bis 2028 die 1-Million-Dollar-Marke erreichen wird. Das ist nicht nur Spekulation — es ist eine These über den Zusammenbruch des globalen Währungssystems.
Laut Hayes wird die Fed aufgrund des Drucks auf den Anleihemarkt und steigender Defizite die straffe Geldpolitik nicht aufrechterhalten können. Das würde eine weitere Runde von „Brrrr" — Geldschöpfung bedeuten. Er glaubt, dass dies einen massiven Anstieg der Bitcoin-Preise auslösen wird.
Hayes fordert Maßnahmen: nicht nur Krypto zu kaufen, sondern auch in Stablecoins und traditionelle Vermögenswerte zu diversifizieren. In seinen Augen ist Bitcoin der Anker in einem Sturm makroökonomischer Instabilitäten.
Bitcoin: nah an einem Zyklus-Top, aber ein letzter Schub ist möglich
Derzeit handelt BTC zwischen 94.000 und 95.000 Dollar. Der entscheidende Widerstand liegt bei 98.000 Dollar. Ein Ausbruch über dieses Niveau — insbesondere bei fortlaufenden ETF-Zuflüssen und keinen Anzeichen institutioneller Kapitulation — könnte den Preis auf 100.000 Dollar treiben, eine kritische psychologische und technische Marke.
Allerdings weisen ein schwächer werdender RSI, Anzeichen von überkauften Bedingungen und eine von Spekulanten dominierte Struktur darauf hin, dass weiteres Wachstum ohne eine Konsolidierungsphase oder lokale Korrektur wackelig ist.
Wenn der Prozentsatz der im Gewinn befindlichen Coins 90% überschreitet, könnte dies die Bildung eines Zyklus-Tops bestätigen. Das bedeutet, dass Händler wachsam bleiben sollten: Selbst in einem Bullenmarkt können Korrekturen brutal sein — 20% oder mehr.
Mai wird entscheidend sein: Augen auf die Fed, die On-Chain-Aktivitäten und die ETFs
Historisch gesehen ist der Mai ein starker Monat für Bitcoin, mit 67% Wahrscheinlichkeit auf Gewinne und einer durchschnittlichen Rendite von +8%. Doch in diesem Jahr zählen makroökonomische Faktoren mehr als je zuvor. Die bevorstehende FOMC-Sitzung, Veränderungen am Anleihemarkt und Liquiditätspolitiken werden entscheidend sein.
Wenn die Fed Zinssenkungen oder neue Anreizprogramme signalisiert, könnte Bitcoin eine erneute Nachfragewelle erleben. Wenn nicht — und die Rhetorik sich verschärft — könnte der Markt korrigieren.
Beobachten Sie genau die Netzwerkaktivität: Die aktiven Adressen steigen, haben aber noch nicht das Hoch erreicht. Wenn diese Metrik an Fahrt gewinnt, könnte das einen neuen Schub auslösen.
Fazit: Folgen Sie den Daten, nicht dem Hype
Bitcoin steht wieder im Rampenlicht. Doch anders als in den Hype-Zyklen von 2017 oder 2021 ist der heutige Markt strukturell anders — getrieben nicht nur von Massenpsychologie, sondern von strategischer Kapitalallokation.
ETFs verankern die Grundlagen, aber On-Chain-Indikatoren und das Verhalten kurzfristiger Inhaber deuten auf steigende Spannungen hin.
Händler sollten sich merken: Hohe Werte werden nicht an einem einzigen Tag erreicht, aber die Zeichen ihres Näherrückens werden oft erst im Nachhinein klar. Diesmal könnten wir es vielleicht vorauszusehen.