Der Markt handelt erst und stellt später Fragen. Der Anstieg von BTC/USD auf ein Rekordhoch über 111.000 wurde durch den Optimismus der Investoren hinsichtlich der bevorstehenden Verabschiedung der US-Stablecoin-Gesetzgebung durch den Kongress angetrieben. Infolgedessen übertraf die Kryptowährung andere Finanzmarktwerte bei weitem. Händler haben sogar begonnen, sich zu fragen, ob sie nun als sicherer Hafen gilt.
Performance von Bitcoin im Vergleich zu anderen Finanzanlagen
Auf den ersten Blick scheint ein mögliches positives Urteil des Kongresses über Stablecoins unlogisch. Ihre Emittenten haben 250 Milliarden Dollar angehäuft und damit die Einlagenbasis regionaler US-Banken übertroffen. Einige, darunter der Branchenführer Tether, haben sogar begonnen zu sagen, dass sie bereit sind, Zinsen auf Ersparnisse zu zahlen—genauso wie traditionelle amerikanische Banken. Natürlich gefällt den Banken dieser Wettbewerb nicht, was Fragen zur Logik einer solchen Gesetzgebung aufwirft.
Tatsächlich liegt das Problem in der Absicht der US-Regierung, zwischen inländischen und ausländischen Stablecoin-Emittenten zu unterscheiden—ein Schritt, der erhebliche Hürden für Unternehmen wie Tether schaffen könnte. Es ist keine Überraschung, dass der Branchenführer den Aktionen des Kongresses mit Vorsicht begegnet.
Struktur des Stablecoin-Marktes
Die Natur verabscheut ein Vakuum. Angesichts von Donald Trumps Vorliebe für alles Amerikanische kann man vernünftigerweise annehmen, dass Tether absichtlich vom Markt gedrängt wird. Sein Platz ist bereit, von kommerziellen Banken eingenommen zu werden. So hat zum Beispiel die Bank of America angekündigt, dass sie bereit ist, ihr eigenes Token herauszugeben, sofern die Gesetzgebung es zulässt.
Somit könnte die Aktivität des Kongresses rund um Stablecoins in Wirklichkeit mehr Einschränkungen auferlegen, als sie Möglichkeiten schafft. Es ist unwahrscheinlich, dass sie eine Welle neuer institutioneller Investoren anziehen wird. Ob es sich schlussendlich lohnen wird, bleibt abzuwarten.
Vorerst dominiert weiterhin Euphorie den Kryptomarkt, und seine Korrelation mit den US-Aktienindizes scheint unterbrochen zu sein. Der S&P 500 ist zutiefst besorgt, dass die Unsicherheit in der Politik des Weißen Hauses letztlich eine Rezession auslösen könnte – schlechte Nachrichten für Aktien. Gleichzeitig hat der Anstieg von BTC/USD angesichts fiskalischer Probleme und Zollandrohungen Bitcoin ein neues Label gegeben: sicherer Hafen.
Es gibt auch Gerüchte, dass, einhergehend mit den steigenden geopolitischen Spannungen und Chinas wirtschaftlichem Wachstum, Kryptowährung dazu beitragen wird, den US-Dollar als weltweit führende Reservewährung zu entthronen. Investoren verlieren zunehmend das Vertrauen in den Greenback. Auch die Kommentare von Scott Bessent, dass "der Dollar nicht so schwach ist, wie er scheint", haben keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Rückgang des USD-Index ist hauptsächlich auf die Stärkung anderer globaler Währungen zurückzuführen.
Aus technischer Sicht, auf dem BTC/USD-Tageschart, falls es den Bullen nicht gelingt, die Marke von 111.500 zurückzuerobern oder sich über dem Pivot-Level von 109.350 zu halten, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Umkehrmusters (1-2-3). Wenn dieses Muster durch einen Rückgang unter 106.750 ausgelöst wird, wäre es sinnvoll, den Verkauf von Bitcoin in Betracht zu ziehen. Bis dahin bleibt die Strategie, bei Rückgängen zu kaufen.
