
Öl wieder im Rampenlicht Brent-Futures überstiegen am Mittwoch die Marke von 67,5 USD pro Barrel und erreichten damit ein Achtwochenhoch. Mehrere Faktoren trugen zu diesem Anstieg bei: Die Aussage von Präsident Donald Trump über ein abgeschlossenes Handelsabkommen mit China, erneute Spannungen zwischen den USA und Iran sowie API-Daten, die einen Rückgang der US-Rohöllagerbestände zeigten. Insgesamt zeichnen diese Entwicklungen ein anhaltendes Bild von kurzfristiger Angebotsverknappung vor dem Hintergrund steigender politischer Risiken.
Fundamentale Treiber Die US-China-Verhandlungen endeten mit einem Rahmenabkommen zur Aufhebung der Exportbeschränkungen für Seltene Erden. Die Details bleiben vertraulich, aber allein die Tatsache der Unterzeichnung hat bereits eine Marktreaktion ausgelöst – Investoren preisen die Wiederherstellung von Lieferketten und hohe industrielle Nachfrage ein. Donald Trump erklärte öffentlich, dass das Abkommen bereit sei und nur noch auf die Bestätigung von Xi Jinping warte.
In der Zwischenzeit hat sich an der Ostfront nichts geändert. Iran setzt seine Druckrhetorik fort und droht mit Angriffen auf US-Stützpunkte in der Region, falls die Nuklearverhandlungen scheitern. Washington reagierte schnell, wobei der Präsident Zweifel an den Fortschrittsperspektiven äußerte. Dies fügt dem Markt eine geopolitische Prämie hinzu, insbesondere angesichts der anhaltenden Instabilität im Nahen Osten.
API-Daten zeigten einen Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 370.000 Barrel, was auf weiterhin angespannte Marktbedingungen hinweist. Heute Abend wird die EIA die offiziellen Statistiken veröffentlichen. Sollten die Daten den Bestandsrückgang bestätigen, könnte Brent seine Rallye in Richtung der nächsten Widerstandsniveaus fortsetzen.
Langzeitprognose Die EIA hat ihre Prognose für den durchschnittlichen Brent-Preis bis Ende 2025 auf 61 USD und für 2026 auf 59 USD gesenkt. Es wird auch ein Rückgang der US-Produktion von 13,5 auf 13,3 Millionen Barrel pro Tag erwartet, was auf eine schrittweise Angebotsverknappung hindeutet, sofern OPEC+ die Produktion nicht erheblich steigert.
Die Europäische Union diskutiert derweil über eine Senkung der Preisobergrenze für russisches Öl auf 45 USD pro Barrel. Während die Initiative noch verhandelt wird, warnen Analysten, dass ohne Unterstützung der USA ihre Wirkung begrenzt sein wird. Gleichzeitig erholen sich die russischen Seetransporte von Urals und ESPO: Argus berichtet von Preiserhöhungen um 2,5–2,6 USD, während die Bruttoeinnahmen der Exporteure um 30 % gestiegen sind.
Technisches Bild Die Brent-Notierungen haben sich fest über 67,5 USD eingependelt – ein bullisches Signal. Der nächste wichtige Widerstand liegt bei etwa 68,6–69,0 USD. Ein Ausbruch über diese Zone würde den Weg zu 70 USD öffnen. Während der Aufwärtsimpuls intakt bleibt, kontrollieren die Käufer den Markt. Allerdings nähern sich die technischen Indikatoren überkauftem Territorium, und schlechte EIA-Daten oder negative Nachrichten könnten eine Korrektur auslösen.

Die Unterstützung wird nun bei $66,8 gesehen. Ein Verlust dieses Niveaus würde als erstes Warnsignal für die Bullen dienen und könnte eine Korrektur in den Bereich von $65,10–65,50 auslösen. Solange Brent über $66,8 bleibt, bleibt der kurzfristige Trend bullish.
Der Markt tritt in eine Phase ein, in der jede positive Entwicklung ein potenzielles Risiko birgt: der China-Deal versus Sanktionen gegen russisches Öl; sinkende US-Produktion versus steigende Exporte aus Kasachstan und Russland. Das Gleichgewicht ist fragil, doch vorerst bleibt die Stimmung in Richtung Wachstum geneigt.
Erdgas: Umkehr oder falsche Hoffnung? Die US-Erdgas-Futures haben sich in Richtung des 200-Tage-Durchschnitts bei $3,544 korrigiert. Dies könnte für die Bullen als Stütze dienen, besonders angesichts der Prognosen von heißem Wetter und steigenden LNG-Exporten.
Laut Daten der EIA wird der durchschnittliche Spotpreis am Henry Hub voraussichtlich $4,00/MMBtu im Jahr 2025 und $4,90 im Jahr 2026 erreichen. Dieses Preiswachstum spiegelt direkt das Ungleichgewicht zwischen Produktion und Export wider.
In den kommenden Jahren wird erwartet, dass die USA ihre aggressive Expansion auf dem globalen Gasmarkt fortsetzen, und dieser Faktor könnte trotz saisonaler Korrekturen den langfristigen Trend nach oben drehen.
Technische Analyse: Wenn sich die Preise über $3,544 halten, ist ein neuer Anstieg in Richtung des oberen Widerstands bei $3,652 möglich. Ein Ausbruch über dieses Niveau würde das Aufwärtspotenzial in Richtung $3,74 und darüber hinaus eröffnen. Ein Rückgang unter $3,544 würde jedoch das bullishe Szenario aufheben und das Risiko einer tieferen Korrektur erhöhen.
Die heutige Marktstimmung wird von US-Makrodaten (CPI), frischen Lagerbestandsberichten und politischen Signalen aus Brüssel und London geprägt. Öl und Gas bewegen sich auf kritischen Niveaus – und jede neue Schlagzeile könnte entweder einen scharfen Ausverkauf oder einen weiteren Aufschwung auslösen.