Nach einer kurzfristigen Korrektur kehrte das Pfund-Dollar-Paar in Richtung Jahrestiefststände zurück und fiel bis an die Grenzen der 24. Ziffer. Die Korrektur war nur wegen Schwäche der US-Währung,währenddas Pfund keine eigenen Hebel zur Erholung hat. Das Spiel gegen die britische Währung bleibt immer noch aktuell, insbesondere angesichts der bevorstehenden Ereignisse, wenn Boris Johnson seine ersten Entscheidungen als Premierminister des Landes annoncieren wird.
Niemand zweifelt daran, dass der frühere Außenminister Johnson den jetzigen Außenminister Hunt besiegen wird. Der Letzte hat keine Chance: laut der jüngsten Umfrage von YouGov wird Johnson von 74% der Mitglieder der Konservativen Partei unterstützt, während Hunt nur 26% beträgt. Ein weiterer interessanter Aspekt dieser Meinungsumfrage ist folgender: die Mehrheit der "normalen" Konservativen glaubt nicht an die Fähigkeit des amtierenden Außenministers, ein Land ohne ein Abkommen aus der Europäischen Union auszutreten. Aber Johnson, nach Ansicht von Tories, wird diese Mission ohne zu zögern erfüllen. Der Favorit der politischen Rasse erfüllt wiederum die Erwartungen der Wähler - er wird es nicht müde zu wiederholen, dass Großbritannien am 31. Oktober aus dem Bündnis austritt, unabhängig davon, ob London das Abkommen mit Brüssel erneuern wird oder nicht. Angesichts der unerschütterlichen Haltung der Europäer ruft Johnson zu Vorbereitungen für einen "harten" Brexit auf. Dabei ist er zuversichtlich, dass alle Warnungen vor den katastrophalen Folgen dieses Schritts zu übertrieben sind. Mit anderen Worten, eilt die Titanic zu einem Treffen mit ihrem Eisberg und die Händler müssen nur die Tage bis zur X-Stunde zählen.
Es ist zu betonen, dass die Veränderung der politischen Landschaft in Europa keinen Einfluss auf die allgemeine Situation in Bezug auf die Aussichten für den Brexit gab. Zum ersten Mal in der Geschichte des Europäischen Parlaments haben die Europäische Volkspartei und die Sozialdemokraten keine absolute Mehrheit mehr, die ihnen ermöglichen würde, gemeinsam eine solide Koalition zu bilden. Dies führte zu langwierigen Verhandlungen über die Besetzung von Schlüsselpositionen mit Personal. Das Ergebnis dieses geheimen Kampfes ist für die Briten enttäuschend: die neue EU-Führung nimmt immer noch eine Grundhaltung zur Handelsüberprüfung.
Ursula von der Lyayen, die bald die Europäische Kommission leiten wird, hat gestern gesagt, dass die Bedingungen für den Austritt Großbritanniens aus dem Bündnis von Brüssel und London zuvor als "bestmöglich" vereinbart wurden, und hinzugefügt, dass sich an dem Deal nichts ändern werde. In diesem Fall hat sie fast wörtlich die Position der wichtigsten EU-Staats- und Regierungschefs, die ihre Ämter niederlegen, wiederholen. Mit anderen Worten, ändert Europa seine Ansichten über die Aussichten von Brexit nicht, während Konservative sich darauf vorbereiten, die Europäische Union ohne ein Übereinkommen zu verlassen. Was die Verlängerung des Verhandlungsprozesses nach dem 31. Oktober angeht, ist diese Situation auch nicht so eindeutig. Insgesamt ist Brüssel mit einer Prolongation einverstanden - wie Ursula von der Lyayen "aus guten Gründen" feststellte. Johnson beabsichtigt jedoch nicht nur die Gründe für die Verzögerung zu begründen, sondern auch überhaupt eine solche Anfrage zu stellen.
Auf solche Weise steigt die Wahrscheinlichkeit eines "harten" Brexit von Tag zu Tag, und die Positionen von London und Brüssel haben immer noch einen multipolaren Charakter. Natürlich ist das "chaotische Szenario" nicht unvermeidlich - schließlich sollten sich auch Abgeordnete des Unterhauses zu diesem Thema äußern. Lassen Sie mich daran erinnern, dass das britische Parlament im Frühjahr dieses Jahres den Rückzug aus der Europäischen Union ohne Einigung abgelehnt hat - 312 Abgeordnete haben für diesen Beschluss gestimmt, 308 dagegen. Nach dieser Abstimmung haben viele Abgeordnete, die den "harten" Brexit befürwortet haben, ihre Position aufgeweicht - das heißt, bei einer ähnlichen Abstimmung würde die Mehrheit der Tories garantiert gegen einen EU-Austritt ohne Einigung sein.
Unter solchen Bedingungen muss Johnson entweder vom Unterhaus geführt werden oder eine Konfrontation mit dem Parlament eingehen. Das zweite Szenario der Ereignisse ist mit einem Misstrauensvotum behaftet, deshalb ist es unwahrscheinlich, dass der odiöse Politiker den Parlamentariern "den Handschuh aufgeben wird". Nach Ansicht von Experten wird Johnson dann eine von zwei Optionen wählen: entweder wird er Brüssel auffordern, die neuen Parlamentswahlen zu verschieben (was angesichts des politischen Ratings der Konservativen Partei unwahrscheinlich ist), oder er wird zustimmen, ein Referendum über den Rückzug des Landes aus der EU ohne Einigung abzuhalten.
Es ist jedoch zu früh, über solche Aussichten zu sprechen. Die politischen Kämpfe in Großbritannien werden erst im Herbst beginnen, so dass sich die GbP/USD-Händler innerhalb von anderthalb Monate lang von den aktuellen politischen Ereignissen leiten lassen werden, die wiederum pessimistisch sind. All dies deutet darauf hin, dass die Briten in naher Zukunft weiterhin unter Druck stehen werden, und jeder Versuch, das Paar zu vergrößern, soll man zur Eröffnung von Short-Positionen nutzen.
Technologisch gesehen kann das Paar Gbit/USD auf den ersten Unterstützungslevel von 1,2430 fallen (die unterste Zeile des Bollinger-Bands-Indikators auf dem Tages-Chart). Wenn der Kurs unter 1,2500 fällt, bildet der Ichimoku-Trendindikator ein rückläufiges Signal "Line parade", das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das Paar auf das oben angegebene Unterstützungslevel fällt.
