Der Gouverneur der Bank von England, Andrew Bailey, hielt eine optimistische Rede. Nur wie wird das Pfund darauf reagieren? Es wird ihm kaum gefallen, dass ein Signal für das mögliche Ende der Zinserhöhungen gegeben wird.
In seiner Rede auf der jährlichen Konferenz der British Chamber of Commerce teilte der Gouverneur der Zentralbank mit, dass das Preisniveau bis Ende dieses Jahres erheblich sinken werde. Die Wirtschaft zeigt bessere Ergebnisse als erwartet.
Bailey warnte auch davor, dass die Auswirkungen der vorherigen Zinserhöhungen noch nicht spürbar sind. Wenn man beide Faktoren zusammenführt, deutet dies darauf hin, dass die Bank von England sich auf den Prozess der Aussetzung der Zinserhöhungen vorbereitet.
"Die Situation sieht etwas besser aus als vor einigen Monaten. Im letzten MPR-Bericht, der letzte Woche veröffentlicht wurde, prognostizieren wir ein bescheidenes, aber positives Wachstum und eine deutlich niedrigere Arbeitslosenquote", sagte Bailey.
Zuvor hatte die Zentralbank eine flache, aber langanhaltende Rezession in der britischen Wirtschaft erwartet.
Bailey äußert auch Optimismus hinsichtlich der Abschwächung der negativen Auswirkungen der zweistelligen Inflation auf den Lebensstandard, da ein starker Rückgang der Inflation erwartet wird.
"Wir haben gute Gründe, einen starken Rückgang der Inflation in den kommenden Monaten zu erwarten, beginnend mit den April-Daten, die am 24. Mai veröffentlicht werden", erklärte Bailey.
Die Senkung der Gaspreise könnte bedeuten, dass die Auswirkungen der Energieträger bis Ende des Jahres offen deflationär werden. Wenn sich nichts ändert, sollten die Energiepreise gegen Ende des Jahres die Gesamtinflation senken, anstatt sie wie in den letzten zwei Jahren zu erhöhen.
In der Rede wurde auf Berechnungen der Bank hingewiesen, die zeigen, dass die Zinserhöhung um 440 Basispunkte seit 2021 aufgrund der Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität immer noch keine spürbaren Auswirkungen hat.
Diese Verzögerung, so Bailey, hängt mit dem Anstieg des Anteils von Hypothekenkrediten mit festem Zinssatz auf dem britischen Hypothekenmarkt zusammen. Er stellte auch fest, dass der Druck auf die Wirtschaft in den kommenden Quartalen mit dem Abschluss des Zinserhöhungsprozesses zunehmen wird.
Der Ausschuss berücksichtigt diese Verzögerungen bei der Entscheidungsfindung, sagt Bailey.
Die Märkte könnten die Gefahr eines Inflationsrückgangs und die Notwendigkeit, sich auf eine Verlangsamung aufgrund sinkender Zinssätze vorzubereiten, als Signal interpretieren, dass die Bank den Boden für das Ende des Straffungszyklus bereitet.
Dies wird durch Arbeitsmarktdaten vom 16. Mai gestützt, die einen unerwarteten Anstieg der Arbeitslosenquote im März und einen Rückgang der Gesamtlohnsumme zeigen.
Bailey lässt jedoch Spielraum für Manöver, falls die Inflationsdaten in der nächsten Woche höher als erwartet ausfallen. In der Zwischenzeit hat er in seiner Rede die Worte ausgeschlossen, dass der MPC vollständig von den Daten abhängig ist.
"Der Ausschuss wird die Bankzinsen bei Bedarf anpassen, um die Inflation auf ein nachhaltiges Zielniveau im mittelfristigen Zeitraum in Übereinstimmung mit seinen Befugnissen zurückzuführen", versicherte Bailey.
Wenn es Beweise für anhaltenderen Druck gibt, wird eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich sein.
Bewegung des Pfunds
Die Situation im GBP/USD-Paar sieht derzeit so aus, dass die Verkäufer die Kontrolle über die Marke von 1,2500 behalten werden.
Am Mittwoch fiel die britische Währung auf ein frisches mehrwöchiges Tief unter 1,2450. Der Dollar wird wahrscheinlich seine Stärke beibehalten, wenn die vorsichtige Marktstimmung unverändert bleibt.
Auf kurze Sicht bleibt der Ausblick für das Pfund bärisch.
Am Dienstag begann der Dollar aufgrund der Flucht vor Risiken an Gewicht zu gewinnen und drückte auf das GBP/USD-Paar. Frische Schlagzeilen in Bezug auf die Verhandlungen über die US-Schuldenobergrenze deuten darauf hin, dass bis Ende dieser Woche eine Einigung über die Anhebung der Obergrenze erzielt werden könnte.
Die Demokraten im Repräsentantenhaus planen, Unterschriften für eine "Petition zur Anhebung der Schuldenobergrenze" zu sammeln.
Was die internen Nachrichten für das Pfund betrifft, so erklärte der britische Finanzminister Jeremy Hunt heute die volle Unterstützung für die Entscheidungen der Bank of England in Bezug auf die Politik. Er betonte, dass kein Instrument automatisch die Inflation senken könne.
Allerdings halfen diese Kommentare dem Pfund nicht, sich in irgendeiner Weise zu rehabilitieren.
Heute, während der amerikanischen Sitzung, könnten frische Impulse für das GBP/USD-Paar durch Daten über den Beginn des Wohnungsbaus und Baugenehmigungen in den USA gegeben werden.
Wenn sie die Händler an den negativen Einfluss der straffen Geldpolitik der Fed auf den Immobiliensektor erinnern, könnte der Dollar an Kraft verlieren, was zu einer Erholung des Pfunds führen würde.
Aus technischer Sicht könnte im GBP/USD-Paar eine technische Korrektur stattfinden, bevor der Abwärtstrend fortgesetzt wird. Die nächste Unterstützung liegt bei 1,2400, gefolgt von 1,2360 und 1,2325.
Der erste Widerstand ist bei 1,2450 zu verzeichnen, gefolgt von 1,2500 und 1,2530.
