Die britische Währung zeigt eine erhebliche Volatilität im Vorfeld der Sitzung der Bank of England zu den Leitzinsen. Das Pfund versucht, sich im Aufwärtstrend zu etablieren, aber mit unregelmäßigem Erfolg. Experten rechnen mit einer kurzfristigen Erholung des Sterling, aber die entscheidende Rolle dabei spielt die Zentralbank.
Nach Ansicht der Analysten muss die Bank of England den Leitzins um 50 Basispunkte erhöhen, um das weitere starke Wachstum der britischen Währung zu gewährleisten. Eine solche Entscheidung würde sich positiv auf die nationale Wirtschaft auswirken, glauben die Fachleute. Gemäß den aktuellen Daten hat die Baselinflation in Großbritannien Rekordwerte erreicht und der allgemeine Verbraucherpreisindex hat im vierten Monat in Folge die Erwartungen der Experten übertroffen. Marktteilnehmer befürchten, dass die Zentralbank nicht vollständig die Schwere der steigenden Inflation in Großbritannien erkennt und deshalb zögert, die Geldpolitik deutlich zu straffen.
Auf diesem Hintergrund ist das Pfund Sterling deutlich gesunken. Am Donnerstag, dem 22. Juni, wurde das Paar GBP/USD mit 1,2745 gehandelt und versuchte, sich in einem Aufwärtstrend zu stabilisieren. Die aktuelle Situation ist jedoch uneindeutig. Gemäß der technischen Analyse wird das Paar höchstwahrscheinlich weiter fallen. Ein attraktives Ziel für Verkäufer von GBP ist der Bereich von 1,2580-1,2620. Dort befindet sich eine Aufwärtstrendlinie sowie eine frühere Widerstandslinie, die nun als Unterstützungsniveau fungiert.
Nach Schätzungen von Analysten wird die bevorstehende Erhöhung des Zinssatzes durch die Bank of England um 50 Basispunkte den Prozess der Stabilisierung der Wirtschaft beschleunigen. Darüber hinaus wird eine solche Entscheidung den Weg zur Senkung der Inflationserwartungen und Erreichung des Zielinflationsniveaus von 2% eröffnen. Laut John Hardy, Währungsstratege bei der Saxo Bank, ist eine geringfügige Zinserhöhung (um 25 Basispunkte) zerstörerisch für das Pfund. "Um die Erwartungen des Marktes zu übertreffen, wird die Bank of England eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte und "hawkish" Empfehlungen benötigen, die das Pfund unterstützen werden", betonte J. Hardy.
Marktteilnehmer schätzen die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung des Zinssatzes um nur 25 Basispunkte auf 60%, während eine Erhöhung um 50 Basispunkte mit 40% bewertet wird. Doch in diesem Fall können die meisten falsch liegen. Nach anderen Untersuchungen erreicht die Wahrscheinlichkeit, dass die Regulierungsbehörde den Zinssatz um 50 Basispunkte anhebt, 50%. Letztendlich sind die Stimmen der Marktteilnehmer kurz vor dem Treffen der Bank of England fast gleichmäßig verteilt.
In der derzeitigen Situation schlagen TD Securities-Ökonomen drei Szenarien vor, nach denen der Regulator handeln wird. Darüber hinaus bewerten Analysten die Auswirkungen solcher Entscheidungen auf das Paar GBP/USD.
1) Erhöhung des Zinssatzes um 50 BPS und "habichtartige" Aussagen des Regulators
Bei einer Erhöhung des Zinssatzes um 50 BPS und "habichtartigen" Kommentaren gibt die Bank of England an, dass die Straffung der Geldpolitik fortgesetzt wird. In Zukunft wird der Regulator weiterhin den Kampf gegen die galoppierende Inflation priorisieren. Im Rahmen dieser Entwicklung wird das GBP/USD-Paar um 1,20% zulegen.
2) Basisszenario (Erhöhung um 25 BPS auf dem Hintergrund eines "habichtartigen" Stimmung des Bank of England)
Bei einer Erhöhung des Zinssatzes um 25 BPS und "habichtartigen" Aussagen wird der Regulator seine derzeitige Geldpolitik fortsetzen. Es ist zu beachten, dass die Bank of England derzeit besorgt über starke Makrodaten aus Großbritannien und die langsame Reduzierung der Inflation ist. Für das GBP/USD-Paar bedeutet das +0,50%.
3) "Tauben" Erhöhung des Zinssatzes um 25 BPS und ähnliche Ausrichtung der Aufsichtsbehörde
Bei einer geringfügigen Zinserhöhung um 25 BPS lässt die Bank of England Raum für Manöver. Wenn es Beweise für einen stabilen Inflationsdruck gibt, wird die Aufsichtsbehörde weitere Verschärfungen der Geldpolitik benötigen. In diesem Szenario gibt es keinen Platz für "Hawker" -Erwartungen bezüglich des Zinssatzes, die in Marktquotierungen eingebettet sind. In einer solchen Situation wird das Währungspaar GBP / USD um 0,25% fallen.
Diese Ansicht teilen auch die Devisenstrategen von BMO Capital Markets, die zwei Optionen für die Bank of England prüfen. Die erste sieht eine "weitere vorsichtige Verschärfung der Geldpolitik" vor, das bedeutet eine weitere Anhebung des Zinssatzes um 25 Basispunkte. Dabei wird erwartet, dass Inflation und die Spirale aus Lohn- und Preissteigerungen abnehmen werden. Das ist für das Pfund ein negativer Szenarien, warnen Experten. Die zweite Option zielt auf eine Erhöhung des Zinssatzes um 50 Basispunkte ab und beinhaltet eine verstärkte "Hawkishness" seitens der Bank of England. Für das Pfund ist dieses Szenario am günstigsten.
Wenn die Erhöhung des Zinssatzes durch die Bank of England unter den erwarteten 50 Basispunkten liegt, wird es für das Pfund eng. In einem solchen Szenario erwarten Experten einen Rückgang aufgrund der Verschlechterung der finanziellen Bedingungen. Auch die Währungsstrategen von Crеdit Agricole warnen vor einer potenziell negativen Reaktion des GBP auf eine Zinssenkung, wenn die Bank of England den falschen Ton anschlägt. "Im Jahr 2023 behält das Pfund seinen Status als effektivste Währung des G10 bei, da Investoren der Ansicht sind, dass die Bank of England die "höchstgradig" hawkish Zentralbank ist", betont man bei Crеdit Agricole.
Die meisten Analysten und Marktteilnehmer rechnen mit einer Erhöhung des Zinssatzes um 50 Basispunkte durch die Bank of England und halten eine solche Entscheidung für sinnvoll. Die Währungsstrategen von MUFG führen Argumente zugunsten einer solchen Entscheidung an und stützen sich auf die Inflation, "deren Ausmaße erschrecken". Die Bank geht davon aus, dass die aggressive Rhetorik des Regulators die Positionen des Pfunds in der kurzfristigen Perspektive stärken und dazu beitragen wird, die Wirtschaft zu stabilisieren.
Letztendlich muss die Bank of England eine schwierige Entscheidung treffen, indem sie alle Faktoren abwägt. Der Devisenmarkt bleibt weiterhin in der Schwebe und weiß nicht, wie sich das GBP in der aktuellen Situation verhalten wird. In diesem Kontext steigt die Volatilität, aber auch die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte, da eine solche Maßnahme das Pfund deutlich unterstützen würde.