Der Euro war in der ersten Hälfte des Tages nicht gefragt und die Unfähigkeit, die wöchentlichen Hochs zu erreichen, könnte sich für Risikokäufer auswirken. Aber über das technische Bild werden wir weiter unten sprechen. Jetzt möchte ich ein paar Worte zum gestrigen Auftritt des Chefökonomen der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, sagen, der die Märkte erneut vor falschen Erwartungen einer Zinssenkung in den nächsten zwei Jahren warnte.
Ich möchte daran erinnern, dass die Europäische Zentralbank zu Beginn dieses Monats ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,5 % erhöht hat, was den fortgesetzten Anstieg der Kreditkosten seit Juli 2022 darstellt. Die Begründung war die weiterhin rekordhohe Kerninflation in der Eurozone. Nach den neuesten Daten lag die Gesamtinflation in der Region im Mai auf Jahresbasis bei 6,1 %, verglichen mit 7 % im Vormonat. Die Kerninflation, die die Volatilität der Preise für Lebensmittel und Energie ausklammert, betrug auf Jahresbasis 5,3 %. Beide Werte liegen deutlich über dem Zielwert der EZB von 2 %.
Während seiner Rede sagte der ehemalige Leiter der irischen Zentralbank, dass sich die Wirtschaft der Eurozone in einer "Anpassungsphase" befindet, da hohe Zinssätze dazu führen, dass die Löhne versuchen, mit den Preissteigerungen Schritt zu halten. "Ich glaube nicht, dass der Markt Fragen nach den Zeitvorgaben oder dem Tempo der Aufhebung der restriktiven Politik stellen sollte", sagte Lane. "Wir werden nicht innerhalb der nächsten Jahre auf 2% zurückkehren. Wir werden in diesem Jahr, insbesondere gegen Ende des Jahres, gute Fortschritte erzielen, aber die Inflation wird nicht innerhalb von nur zwei Monaten auf 2% fallen."
Seine Kommentare ähneln den Aussagen der Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, die gestern ebenfalls sagte, dass die Zentralbank "erhebliche Fortschritte" erzielt habe, aber "noch nicht den Sieg über hohe Inflation verkünden kann".
Zum jetzigen Zeitpunkt erwarten Marktteilnehmer eine weitere Erhöhung um weitere 25 Basispunkte im Juli dieses Jahres und dann eine weitere Erhöhung im September. Einige Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass die EZB möglicherweise eine weitere Straffung der Geldpolitik stoppen muss, da höhere Zinssätze die Wirtschaft der Eurozone unter Druck setzen werden.
Die US-amerikanische Federal Reserve entschied sich zuvor in diesem Monat, den Zinserhöhungszyklus zu pausieren, deutete jedoch während einer politischen Rede an, dass dies eine vorübergehende Maßnahme sei, die zur Datensammlung erforderlich ist und die Zinssätze weiter steigen werden.
Es ist jedoch zu beachten, dass selbst nachdem die führenden Zentralbanken der Welt beschlossen haben, den Zyklus der Zinserhöhungen zu stoppen, noch einige Zeit vergehen wird, bevor sie gesenkt werden. Es ist sicherlich geplant, die Zinssätze restriktiv zu halten, um sicherzustellen, dass der Preisauftrieb vollständig unterdrückt ist und keine neuen Schocks zu erwarten sind.
In Bezug auf das technische Bild von EURUSD müssen die Käufer die Kontrolle behalten, indem sie über 1.0980 steigen und sich dort festigen. Das wird es ermöglichen, auf 1.1010 zu gelangen. Von diesem Niveau aus können wir uns bereits auf 1.1060 erheben, aber ohne neue gute Daten aus der Eurozone wird dies ziemlich schwierig sein. Im Falle einer Abwärtsbewegung des Handelsinstruments erwarte ich nur bei etwa 1.0930 irgendwelche ernsthaften Aktionen von großen Käufern. Wenn sich dort niemand befindet, wäre es nicht schlecht, auf die Aktualisierung des Minimums von 1.0890 zu warten oder Long-Positionen ab 1.0840 zu eröffnen.
Was die technische Situation von GBPUSD betrifft, so bleibt die Nachfrage nach dem Pfund trotz einer kleinen Korrektur bestehen. Mit einem Kurs über dem Niveau von 1.2760 kann man mit einem Anstieg des Paares rechnen, da das Durchbrechen dieses Bereichs die Hoffnung auf eine weitere Erholung in Richtung 1.2820 stärkt. Danach könnte das Pfund möglicherweise einen kräftigen Sprung nach oben in Richtung 1.2880 machen. Wenn das Paar fällt, werden die Bären versuchen, die Kontrolle über 1.2690 zu erlangen. Falls es ihnen gelingt, diese Ebene zu durchbrechen, würden die Bullenpositionen getroffen und GBPUSD könnte auf ein Minimum von 1.2630 fallen und dann möglicherweise auf 1.2570 weiter abrutschen.
