Das britische Pfund konnte dank der schwachen US-Inflationsstatistik eine Gegenattacke gegen den US-Dollar starten. Der Index der persönlichen Konsumausgaben verlangsamte sich im Mai von 4,3% auf 3,8%. Auch der Basiskennwert fiel von den Bloomberg-Experten erwarteten 4,7% auf 4,6%. Als Folge davon sank die Rendite von Treasury-Bonds und die GBP/USD-Wechselkurse stiegen.
Die Anleiherenditen spielten im Aufstieg des Pfunds im Juni eine entscheidende Rolle. In Großbritannien stiegen sie rasant an, da erwartet wurde, dass die Bank of England die Leitzinsen auf 6,25% erhöht. Das sind 125 Basispunkte über dem aktuellen Niveau. Die allgemeine Meinung über hohe Inflation und Zinssätze ist in den letzten Zeiten im Vereinigten Königreich stark gestiegen. Ökonomen, Vertreter von Finanzmärkten, Kommentatoren und Politiker haben ihre Überzeugung darüber geäußert, dass eine weiterhin restriktive Geldpolitik erforderlich ist. Durch eine 50-Basispunkte-Erhöhung des Repo-Satzes auf 5% trieb die BoE all diese GBP/USD-Fans weiter nach Norden.
Im Gegensatz zu Großbritannien sind die Anleiherenditen in anderen entwickelten Ländern gesunken, während die Preise gestiegen sind. Dies war auf eine Pause im geldpolitischen Straffungszyklus der Federal Reserve und enttäuschende Statistiken aus der Eurozone zurückzuführen. Als Folge davon nahmen die Risiken einer Fortsetzung der Rezession in dieser Region zu, und die Investoren begannen, sichere Häfen zu kaufen.
Änderung der Anleihepreise in verschiedenen Ländern
Nach meinem Ermessen ist der vernünftigste Ansatz derzeit, den Zyklus zu unterbrechen. Stellen Sie sich einen Arzt vor, der sich nicht sicher ist über die Art und Schwere der Krankheit. Er gibt eine hohe Dosis eines Medikaments, das noch nicht wirkt. Vorsicht wird ihn dazu bringen, eine Pause einzulegen, um die Reaktion des Patienten zu beobachten. Wenn alles in Ordnung ist, kann die Dosis verdoppelt werden. Dieses Beispiel kann nicht nur für die Federal Reserve, sondern auch für die Bank of England gelten. Trotz der erhöhten Kerninflation in Großbritannien, die durch einen Mangel an Arbeitskräften, einschließlich des Brexit, verursacht wird, besagt die Theorie, dass die Zentralbank bei einer solchen Art von Inflation nicht überstürzt handeln sollte. Man könnte die Wirtschaft schädigen.
Das Gleiche sagt der scheidende MPC-Beamte Silvana Tenreiro. Sie ist der Ansicht, dass es in Großbritannien keine Notwendigkeit gibt, die Kreditkosten zu erhöhen. Die Bank of England läuft Gefahr, umzukehren, wenn sie ihre Geldpolitik weiter verschärft. Meiner Meinung nach hat sie recht. Die Markterwartungen einer Anhebung des REPO-Satzes auf 6,25% sind übertrieben. Und bald werden die Anleger erkennen, dass dies die Positionen des Pfunds schwächen wird.
In den USA dagegen werden die Märkte die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung auf 5,75% bis Ende 2023 unterschätzen. Derzeit liegt sie bei 35%. Es gibt Raum für Verbesserungen. Genauso wie für den US-Dollar. Die "falkenartige" Rhetorik des Protokolls der letzten Sitzung des FOMC und die starke Arbeitsmarktstatistik für Juni werden dazu beitragen.
Technisch gesehen befinden sich die Kurse von GBP/USD auf dem Tageschart weiterhin unter dem gerechten Wert von 1,2735, daher macht es Sinn, das analysierte Währungspaar zu verkaufen. Ziel ist zumindest die untere Grenze des aufsteigenden Handelskanals in der Nähe von 1,255.
