Am Dienstag, den 4. Juli, wird die Reserve Bank of Australia das Ergebnis ihrer nächsten Sitzung verkünden. Einerseits sind die Ergebnisse praktisch vorherbestimmt: Die überwiegende Mehrheit der Experten ist sich sicher, dass die Zentralbank morgen den Status quo beibehalten wird. Andererseits waren die meisten Analysten vor den beiden vorherigen Sitzungen ebenfalls überzeugt, dass die abwartende Haltung beibehalten wird. Doch die RBA hat der Prognose zweimal widersprochen, indem sie den Zinssatz um 25 Basispunkte erhöht hat. Daher bleibt trotz aller Faktoren, die auf die Umsetzung eines "taubenhaften" Szenarios hinweisen, eine gewisse Spannung bestehen.
Inflation geht zurück, Arbeitsmarkt stärkt sich
Das Hauptargument für die Beibehaltung des Status quo ist die Verlangsamung der Inflation in Australien. Der letzte Woche veröffentlichte Bericht über das Wachstum des Verbraucherpreisindex hat die Ergebnisse der Juli-Sitzung weitgehend vorherbestimmt, da anstelle eines erwarteten Rückgangs auf 6,1% der Verbraucherpreisindex stark auf 5,6% gesunken ist. Dies ist das schwächste Wachstumstempo seit April letzten Jahres. Ich erinnere daran, dass der Index von Dezember 2022 bis März 2023 einen rückläufigen Trend aufwies und von 8,4% auf 6,3% gesunken ist. Im April sollte der Index auf 6,1% sinken, stieg jedoch entgegen den Erwartungen der meisten Experten auf 6,8%. Dieser Fakt hat die Ergebnisse der Juni-Sitzung weitgehend vorherbestimmt, bei der die RBA den Zinssatz um 25 Basispunkte erhöht hat. Jetzt kehrt sich die Situation um: Die Inflation nimmt ab und zwar in einem recht schnellen Tempo.
Diese Situation neigt die Waage zur Beibehaltung einer abwartenden Haltung seitens der RBA. Doch die Möglichkeit einer "falkenartigen Überraschung" sollte nicht ausgeschlossen werden.
Zunächst einmal ist die Inflation in Australien trotz ihrer "roten Farbe" noch weit von ihrem Zielwert entfernt, und der Abwärtstrend ist instabil. Daher kann die Zentralbank durchaus einen weiteren Schritt in Richtung einer restriktiveren Geldpolitik machen.
Zweitens spricht auch das jüngste "australische Non-Farm" für eine weitere 25-Punkte-Erhöhung. Der Release war ziemlich stark: Alle Komponenten waren im "grünen Bereich" und weit besser als erwartet. Zum Beispiel ist die Arbeitslosenquote in Australien im Mai nach dem Aprilanstieg auf 3,7% auf 3,6% gesunken (die Prognose war ein Anstieg auf 3,8%). Es ist auch erwähnenswert, dass das Wachstum der Beschäftigtenzahl eine positive Dynamik aufweist. Der Gesamtindikator war weit besser als erwartet und erreichte 75.000 (während die Prognose nur ein Wachstum um 18.000 vorsah). Die Struktur dieses Indikators zeigt, dass das Gesamtwachstum sowohl durch Vollzeitarbeit als auch durch Teilzeitarbeit bedingt war (Verhältnis von 61,7/14,3 Tsd.). Es ist bekannt, dass festangestellte Positionen in der Regel ein höheres Lohnniveau und ein höheres Maß an sozialer Sicherheit bieten, im Vergleich zu temporären Teilzeitjobs. Daher hat die derzeitige Dynamik in diesem Zusammenhang ausschließlich einen positiven Charakter.
Das Beschäftigungswachstum ist ein wichtiger Faktor, der die RBA zuversichtlich macht, dass Australien eine Rezession vermeiden kann. Die neuesten "australischen Nichtfarmzahlen" zeigen, dass das jährliche Beschäftigungswachstum auf 3,4% gestiegen ist (von 3,1% zu Beginn des Jahres).
Die Spannung bleibt bestehen
Der Markt hat keine einheitliche Meinung über die möglichen Ergebnisse der Juli-Sitzung der Reserve Bank of Australia. Die überwiegende Mehrheit der Experten unterstützt das "moderat-optimistische" Szenario, wonach die Zentralbank im Juli eine abwartende Haltung einnimmt, aber zukünftig eine Zinserhöhung zulässt. Einige Analysten (darunter auch Ökonomen der UOB Group) warnen jedoch ihre Kunden davor, dass die RBA doch einen 25-Punkte-Szenario umsetzen könnte.
Hier muss auf die wichtigsten Thesen verwiesen werden, die von der Reserve Bank of Australia während des Juni-Treffens genannt wurden. Der Regulator wies darauf hin, dass die aufwärtsgerichteten Risiken für die Inflationsprognose gestiegen sind, daher könnte eine "gewisse weitere" Verschärfung der Geld- und Kreditpolitik der RBA erforderlich sein. Laut Philip Lowe soll die Zinserhöhung "mehr Vertrauen darin schaffen, dass die Inflation innerhalb angemessener Zeiträume auf das Zielniveau zurückkehrt". Insgesamt hängen die weiteren Aussichten für die Straffung der Geldpolitik nach Angaben der Zentralbankvertreter davon ab, wie sich die Wirtschaft und die Inflation entwickeln.
In Anbetracht dieser Situation kann man nicht ausschließen, dass die Zentralbank in diesem Monat erneut eine "taubenhafte Überraschung" präsentieren wird, ähnlich wie im Juni und Mai. In diesem Fall wird der Aussie (AUD/USD) starke Unterstützung erhalten, obwohl die Stärke dieser Unterstützung von der Rhetorik der begleitenden Erklärung abhängen wird. Wenn die Regulierungsbehörde die Türen für weitere Zinserhöhungen offen lässt, werden Käufer von AUD/USD zweifellos die Gewinner des Julitreffens sein. Wenn die Rhetorik jedoch einen "abschließenden" Charakter hat (d.h. die Juli-Erhöhung wird den letzten Höhepunkt in diesem Zyklus darstellen), muss man vorsichtig sein, was den Anstieg des Aussie angeht.
Lange Positionen im AUD/USD-Paar sollten nach dem Überwinden des Widerstandsniveaus bei 0,6710 (die Tenkan-Sen-Linie auf dem Tagesdiagramm) in Betracht gezogen werden. Das nächste Ziel für einen Aufwärtstrend ist der Bereich bei 0,6820: An diesem Preisniveau stimmen die obere Bollinger-Bands-Linie und die Kijun-Sen-Linie auf dem Wochenchart überein. Im Falle eines Abwärtsszenarios wird das Paar in den Bereich von 0,6570 zurückkehren, insbesondere zum Unterstützungsniveau (die untere Bollinger-Bands-Linie auf dem Tagesdiagramm). Angesichts der nach wie vor bestehenden Spannung um das Ergebnis des Junitreffens sollten AUD/USD-Händler derzeit keine Positionen im Markt halten.