Der Euro hat am Freitag seine Positionen wiedererlangt, jedoch steht die weitere Nachfrage nach risikoreichen Vermögenswerten auf dem Spiel. Die Zentralbanken weltweit planen weiterhin Zinserhöhungen, und solange der Kampf gegen die hohe Inflation nicht abgeschlossen ist, werden wir wahrscheinlich keinen Euro über 1,1000 sehen. Aber wir werden uns gleich mit dem technischen Bild befassen.
Jetzt möchte ich ein paar Worte über das Interview mit einer Vertreterin und gleichzeitig der Chefökonomin der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Claire Lombardelli, sagen. Ihrer Meinung nach steht die Europäische Zentralbank vor der schwierigen Aufgabe zu entscheiden, wann sie die Zinserhöhungen stoppen soll, da es unter den herrschenden Bedingungen sehr schwierig ist, die zukünftigen Auswirkungen der Straffung auf die Wirtschaft zu bewerten.
Claire Lombardelli sagte, dass strukturelle Veränderungen nach dem letzten Kreditzyklus, insbesondere der hohe Anteil von Krediten mit festem Zinssatz, die Bewertung der Auswirkungen auf die reale Wirtschaft erschweren. Dies führt auch zu einer unscharfen Gesamtsituation für Zentralbanken. "Die Zukunft der Geldpolitik ist schwer in einem Moment zu bestimmen", sagte sie in einem Interview. "Es ist sehr schwierig, die Auswirkungen einer straffen Politik zu beurteilen und den Zeitpunkt ihres Höhepunkts zu bestimmen".
Lombardelli bemerkte auch, dass das Problem besonders in der Eurozone akut ist, da trotz rückläufiger Hauptinflationsindikatoren der Druck auf die Basiskosten weiterhin stark bleibt. Darüber wird in letzter Zeit viel von Vertretern der Europäischen Zentralbank gesprochen, darunter auch von ihrer Präsidentin Christine Lagarde.
"Europa steht vor einem wirklich schwierigen Inflationsproblem. Eine unbeliebte Straffung der Geld- und Kreditpolitik ist derzeit erforderlich, um die Inflation aus dem System zu drücken. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie viele Haushalte derzeit mit den hohen Preisen zurechtkommen", erklärte die Politikerin.
Offensichtlich ist dies ein entscheidender Punkt für Politiker, die letzte Woche eindeutig signalisierten, dass sie beabsichtigen, die Zinssätze Ende dieses Monats erneut anzuheben. Aus diesem Grund gibt es derzeit keine klaren Hinweise darauf, was nach der Sitzung im Juli kommen wird. "Die meisten Indikatoren für die Kernpreise zeigen einige Anzeichen von Abkühlung, aber das ist sehr wenig", sagte der Vizepräsident der EZB, Luis de Guindos, letzte Woche.
Sein Kollege Mario Centeno aus Portugal erklärte am Sonntag, dass "die Kerninflation nicht so schnell sinkt wie die Gesamtinflation und wir sollten uns daran erinnern, dass wir diesen Punkt sehr vorsichtig angehen müssen". Auch der Falken-Präsident der Bundesbank, Joachim Nagel, betonte letzte Woche, dass die Kerninflation weiterhin eine Quelle der Besorgnis darstellt. Heute findet ebenfalls ein weiteres Interview mit diesem Politiker statt, daher empfehle ich, darauf zu achten.
Bitte beachten Sie, dass die Kerninflation in der Eurozone im Juni auf 5,4% gestiegen ist, während die Gesamtinflation deutlich auf 5,5% zurückgegangen ist.
Was das technische Bild von EURUSD betrifft, ist es für die Käufer wichtig, sich über 1,0970 einzumischen und sich dort zu etablieren. Dies wird es ermöglichen, auf 1,1010 aufzusteigen. Von diesem Niveau aus könnte man sich bereits auf 1,1060 hinarbeiten, aber ohne neue gute Daten aus der Eurozone wird dies ziemlich problematisch sein. Im Falle eines Rückgangs des Handelsinstruments erwarte ich erst bei etwa 1,0930 ernsthafte Aktivitäten seitens großer Käufer. Wenn dort niemand ist, wäre es ratsam, auf ein Update des Minimums von 1,0900 zu warten oder Long-Positionen ab 1,0870 zu eröffnen.
Was das technische Bild des GBPUSD betrifft, so bleibt die Nachfrage nach dem Pfund ziemlich gut, was auf eine Fortsetzung des Aufbaus des Bullenmarkts hinweist. Man kann auf einen Anstieg des Paars hoffen, nachdem die Kontrolle über das Niveau von 1,2840 erreicht wurde, da ein Durchbruch dieses Bereichs die Hoffnung auf eine weitere Erholung in Richtung 1,2875 stärken wird. Danach kann man sogar von einem stärkeren Anstieg des Pfunds in Richtung 1,2910 sprechen. Falls das Paar fällt, werden sich die Bären um die Kontrolle über 1,2795 bemühen. Wenn es ihnen gelingt, diesen Bereich zu durchbrechen, wird dies einen Schlag für die Positionen der Bullen bedeuten und das GBPUSD auf ein Minimum von 1,2755 bringen, mit der Aussicht auf ein Niveau von 1,2710.
