Der Übergang der Europäischen Zentralbank zu einer datenabhängigeren und neutraleren Position setzt den Euro gegenüber dem US-Dollar unter Druck. Dies führte gestern zu einem Rückgang der Goldpreise. Nachdem die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, erklärt hatte, dass die Zentralbank keine Prognosen mehr abgeben werde, sondern von Wirtschaftsdaten abhängig sei und Live-Übertragungen von Sitzungen stattfinden würden, sank der Goldmarkt unter die Marke von 1950 Dollar pro Unze.
Aus ihren Worten geht hervor, dass es für den September keine klaren Positionen in Bezug auf die Zinssätze gibt. Diese Position der EZB setzte den Euro unter Druck und führte zu einem Rückgang der Renditen in der Eurozone. Und auch der Euro fiel unter die Marke von 1,10 gegenüber dem Dollar.
Lagardes Kommentare kamen, nachdem die EZB die Zinssätze für drei Schlüsselbereiche um 25 Basispunkte erhöht hatte. In der Erklärung heißt es, dass der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Margen- und Einlagenzinsen auf 4,25%, 4,50% bzw. 3,75% angehoben werden.
Laut Christine Lagarde bleibt das Endziel der Zentralbank trotz einer subtileren Haltung zur Geld- und Kreditpolitik die Senkung der Inflation auf 2%. Die Inflation im Juni belief sich auf 5,5% im Vergleich zu 6,1% im Mai. Die Energiepreise sind auf Jahresbasis um 5,6% gesunken. Die Lebensmittelpreise bleiben hingegen trotz ihrer Verlangsamung hoch und liegen bei 11,6%.
Die datenabhängige Vorgehensweise der EZB erwies sich als taubenhafter als erwartet. Um ihre Position der Federal Reserve anzupassen, hätte die EZB den Zinssatz über dem der Fed erhöhen müssen. Jetzt ist der Weg für zukünftige Zinserhöhungen der EZB jedoch weniger klar. Das einzige, was klar ist, ist Lagardes Aussage, dass die Zentralbank in naher Zukunft keine Zinssenkungen plant. Sie wies auch auf das Risiko einer hohen Inflation hin, trotz deren Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.
Nach Lagardes Kommentaren und der Entscheidung der EZB sind viele Ökonomen der Ansicht, dass die Zentralbank im September den Zinssatz zum letzten Mal in diesem Jahr erhöhen und dann auf dem gleichen Niveau halten wird.
