Heute gerät Bitcoin aufgrund einer zunehmenden Risikoscheu unter starken Druck, was einen entsprechenden Rückgang der Nachfrage nach risikobehafteten Vermögenswerten zur Folge hat. Der Preis der Kryptowährung ist unter 100.000 $ gefallen, wobei auch führende Altcoins starke Rückgänge verzeichnen. Diese Situation ergibt sich aus zwei Schlüsselfaktoren: Trump und China. Der US-Präsident hat bisher keine Bitcoin-Reserve eingerichtet (entgegen seiner Wahlversprechen) und fast einen Handelskrieg mit Kolumbien ausgelöst. Unterdessen veröffentlichte China enttäuschende PMI-Daten für den Fertigungssektor.
Am Freitag, den 24. Januar, kündigte Donald Trump die Bildung einer Arbeitsgruppe an, die das Weiße Haus zu digitalen Währungsmärkten beraten soll. In den nächsten sechs Monaten wird erwartet, dass die Arbeitsgruppe einen regulatorischen Rahmen für Kryptowährungsanlagen entwickelt und die Machbarkeit der Schaffung einer Bitcoin-Reserve bewertet.
Einerseits sind dies positive Nachrichten für die Kryptoindustrie, da der Präsident digitale Vermögenswerte offiziell als "Schlüsseltreiber für finanzielle Innovation" anerkannt hat. Andererseits hatte der Markt höhere Erwartungen – schließlich war die Idee, eine Arbeitsgruppe zu bilden, bereits vor Trumps Amtseinführung einkalkuliert. Während seines Wahlkampfs versprach Trump, an seinem ersten Amtstag eine Exekutivverordnung zur Errichtung einer Kryptowährungsreserve zu erteilen. Doch wie es so schön heißt: "Versprechen sind wie Kuchenkrusten – leicht gemacht, leicht gebrochen." Dieses Versprechen scheint auf unbestimmte Zeit zurückgestellt zu werden.
Andere fundamentale Faktoren, die BTC zuvor unterstützt haben, sind bereits im Markt berücksichtigt. Zum Beispiel reagierten Händler positiv auf den Rücktritt von Gary Gensler als Leiter der Securities and Exchange Commission (SEC), da er für seine harte Haltung gegenüber digitalen Währungen bekannt war. Trump ersetzte ihn durch den Krypto-Befürworter Paul Atkins. Außerdem profitierte Bitcoin von der Schaffung einer speziellen auf Kryptowährungen fokussierten Arbeitsgruppe innerhalb der SEC, geleitet von Hester Peirce.
Diese Entscheidungen bleiben jedoch weitgehend deklarativ. Trump hat noch nicht bestätigt, ob in den USA eine Kryptowährungsreserve geschaffen wird, was das Thema offen zur Diskussion lässt. Dies lässt eine 50%ige Chance, dass die Idee entweder verzögert oder vollständig abgelehnt wird.
Infolgedessen sicherten Marktteilnehmer Gewinne ab, was dazu führte, dass BTC/USD nach unten umkehrte und innerhalb weniger Stunden auf $97.700 fiel. Andere fundamentale Faktoren spielten ebenfalls eine indirekte Rolle bei der Schwächung der Risikobereitschaft.
Zum Beispiel veröffentlichte China heute seinen Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, der die Anleger mit einer "roten" Lesung enttäuschte. Von September bis November war ein Aufwärtstrend zu verzeichnen, der 50,3 erreichte. Doch im Dezember fiel er unerwartet auf 50,1 (entgegen den Wachstumsprognosen) und weiter auf 49,1 im Januar. Dies versetzt den Index zum ersten Mal seit September letzten Jahres in den Kontraktionsbereich und markiert sein niedrigstes Niveau seit Februar 2024.
Zusätzlich meldete China, dass die Gewinne großer Industriebetriebe (mit jährlichen Einnahmen über 20 Millionen Yuan) im Jahr 2024 um 3,3% zurückgingen. Dies ist das dritte Jahr in Folge mit sinkenden Gewinnen, nach einem Rückgang von 2,3% im Jahr 2023.
Auch der "kolumbianische Vorfall" trug zur zunehmenden Risikoaversion bei. Am Sonntag kündigte Trump einen 25%igen Tarif auf alle Importe aus Kolumbien an und schlug Visasanktionen gegen kolumbianische Beamte vor. Dies war die Reaktion der USA auf die Weigerung Kolumbiens, Militärtransporter mit aus Kalifornien abgeschobenen Migranten aufzunehmen.
Nach Trumps Ankündigung erklärte der Präsident Kolumbiens, dass sein Land Gegenzölle auf US-Importe erheben würde. Nach inoffiziellen Verhandlungen ruderten beide Seiten jedoch zurück: Das Weiße Haus gab eine Erklärung heraus, dass Kolumbien die Migranten akzeptieren werde, und daher würden Zölle und Sanktionen nicht umgesetzt.
In diesem Zusammenhang ist ein Bericht des Wall Street Journal bemerkenswert. Der Artikel behauptet, dass Trumps Berater nicht bereit sind, auf Verhandlungen oder Diskussionen mit China zu warten. Laut Insidern erklärte ein "ranghoher Beamter des Weißen Hauses", dass der US-Präsident bereit sei, "schnell und entschlossen zu handeln", wie im Fall Kolumbien zu sehen war.
Die derzeitige fundamentale Lage fördert daher kein nachhaltiges Wachstum von BTC. Korrekturen werden wahrscheinlich als Gelegenheiten genutzt, um Short-Positionen zu eröffnen. Bitcoin ist ein Opfer überhöhter Erwartungen hinsichtlich der Kryptowährungsreserve vor einem allgemein risikoscheuen Marktumfeld geworden.
Technischer Ausblick für Bitcoin Der Unterstützungsbereich liegt bei $97.700 (die obere Begrenzung der Kumo-Wolke im D1-Zeitrahmen). Wenn Verkäufer dieses Niveau durchbrechen, wird das nächste Ziel für BTC/USD $92.000 sein (die untere Begrenzung der Kumo-Wolke im gleichen Zeitrahmen).
