Brent-Öl-Futures handeln höher angesichts der Nachrichten über neue Zölle, die von Donald Trump verhängt wurden. Dennoch bleibt die Wirkung dieser Entscheidungen auf den Ölmarkt unklar.
Eine Erholung ist kurzfristig möglich, aber Handelsbeschränkungen könnten langfristig zu einer Reduzierung der Geschäftstätigkeit führen, was wiederum die Nachfrage nach Energieressourcen dämpfen würde.
Trotz der Stärkung des US-Dollar-Index (DXY) steigen die Preise für Öl und Erdgas heute weiter an.
Erdgas: Technische Analyse und Wachstumspotenzial
Die Erdgas-Futures eröffneten mit einem signifikanten Aufwärts-Gap, angetrieben durch technische überverkaufte Bedingungen, die auf dem RSI im 1-Stunden-Chart beobachtet wurden. Das war zu erwarten. Der Preis prallte von einem wichtigen Unterstützungsbereich um $3 pro MMBtu ab, der auch repräsentiert:
Das 50% Fibonacci-Retracement-Level
Das Areal vorheriger Höchststände
Ein Niveau in der Nähe der Trendlinie
All dies bestätigt das Potenzial für weiteres Wachstum. Allerdings hat der RSI bereits die überkaufte Zone in kleineren Zeitrahmen erreicht, was auf eine mögliche kurzfristige Korrektur vor einem neuen Aufwärtsimpuls hinweist.
Nachrichtenhintergrund
Am Samstag verhängte Donald Trump offiziell neue Zölle auf importierte Waren aus Kanada, Mexiko und China.
Heute sind Gespräche zwischen den USA, Kanada und Mexiko geplant. Sollte kein Kompromiss erzielt werden, treten die Zölle am 4. Februar in Kraft.
Laut dem US-Energieministerium sind Kanada und Mexiko die Hauptöllieferanten der USA und stellen ein Viertel der Gesamtmenge, die von amerikanischen Raffinerien verarbeitet wird.
Reaktion der Analysten und potenzielle Folgen
Goldman Sachs prognostiziert, dass der Einfluss der Zölle auf die Energiepreise kurzfristig begrenzt sein wird. Die Bank merkt an, dass das Importvolumen von Erdgas aus Kanada zu gering ist, um einen tiefgreifenden Einfluss auf den Markt zu haben.
Die Hauptlast der Zölle wird auf kanadische Produzenten und amerikanische Verbraucher von Erdölprodukten fallen.
Die USA werden voraussichtlich Alternativen zu den Lieferungen aus Kanada und Mexiko finden, indem sie die Öleinkäufe aus OPEC-Ländern, Lateinamerika und europäischen Ölproduktproduzenten erhöhen. Goldman Sachs glaubt, dass die verhängten Zölle temporär sind und ihre Auswirkungen auf den Markt nur von kurzer Dauer sein werden.
Die Bank hat ihre Brent-Preisprognose für 2025 und 2026 unverändert gelassen:
2025: 78 USD pro Barrel
2026: 73 USD pro Barrel
Logistik von russischem Öl: Routenänderungen
Ein sanktioniertes Schiff, die Huihai Pacific, lieferte russisches Öl nach China. Das ursprüngliche Ziel Shandong wurde in das nahe Peking gelegene Tianjin geändert. Indische Raffinerien haben erneut Angebote für russisches Urals mit Lieferungen im März erhalten. Gleichzeitig ist der Rabatt gesunken, und die Logistikkosten sind gestiegen.
Wer profitiert von den neuen Zöllen?
Europäische und asiatische Raffinerien könnten sich als die Hauptnutznießer der neuen US-Zölle erweisen. Die neuen Zölle auf die wichtigsten US-Öllieferanten (Kanada und Mexiko) werden die Rentabilität amerikanischer Raffinerien verringern, was wahrscheinlich zu einem Rückgang der Raffinierungsvolumina führen wird.
Die USA sind ein Exporteur von Dieselkraftstoff und ein Importeur von Benzin, was bedeutet, dass europäische Raffinerien profitieren werden, da der Nordosten der USA gezwungen sein wird, die Benzinimporte aus Europa zu erhöhen. Kanadische und mexikanische Ölproduzenten werden gezwungen sein, Rabatte auf ihre Rechnungen anzuwenden, wodurch ihre Erdölprodukte für asiatische Raffinerien attraktiver werden.
