Das Währungspaar EUR/USD hat sich über dem Niveau von 1,1200 stabilisiert, was die allgemeine Schwächung des US-Dollars widerspiegelt. Der "bärische Angriff", den wir letzte Woche erlebt haben, endete erfolglos. Die EUR/USD-Verkäufer konnten sich weder im Bereich um 1,10 noch um 1,11 behaupten. Der Hauptgrund dafür ist das Fehlen ermutigender Nachrichten über Fortschritte in den Handelsverhandlungen zwischen den USA und China oder zwischen den USA und der EU. Das Informationsvakuum rund um die US-chinesischen Gespräche und entmutigende Leaks über die schwierigen Diskussionen zwischen Washington und Brüssel sorgen bei Händlern für Sorgen. Wieder einmal spricht der Markt über die Aussichten auf eine US-Rezession – trotz eines Handelsabkommens, gelten die reduzierten Zölle weiterhin und beeinträchtigen die amerikanische Wirtschaft negativ.
Laut den Ökonomen von JPMorgan bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession "erhöht, wenn auch unter 50 %". Analysten von Bank of America schätzen die Wahrscheinlichkeit auf 35 % und merken an, dass "dies immer noch ein ziemlich hohes Risiko darstellt."
Es ist klar, je länger die gegenseitigen Zölle mit China in Kraft bleiben (selbst in ihrer aktuellen begrenzten Form), desto größer wird das Risiko einer Verlangsamung der US-Wirtschaft vor dem Hintergrund steigender Inflation.

Das "Genfer Treffen" am vergangenen Wochenende, bei dem hochrangige US-amerikanische und chinesische Beamte "vereinbarten, die Verhandlungen fortzusetzen," brachte abgesehen von einer vorübergehenden Reduzierung der Zölle keinen echten Fortschritt. Zudem kritisierte gestern ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums öffentlich die USA und erklärte, Washington verstoße gegen die während der Genfer Handelsverhandlungen getroffenen Vereinbarungen. Der Kommentar bezog sich auf eine offizielle Warnung des Weißen Hauses, dass jegliche Nutzung von Huaweis künstlicher Intelligenz weltweit die "US-Exportvorschriften verletzt."
Solche scharfen Auseinandersetzungen deuten darauf hin, dass die beiden Seiten noch weit von einer Einigung entfernt sind—es ist klar, dass der Verhandlungsprozess (der bisher noch nicht wirklich begonnen hat) sehr schwierig und wahrscheinlich langwierig sein wird (zum Vergleich: die ersten Gespräche des Handelskriegs dauerten etwa 18 Monate).
Andere bedeutende Verhandlungen—namentlich zwischen den USA und der Europäischen Union—sind ebenfalls ins Stocken geraten. Auch hier wird die Rhetorik sowohl direkt als auch über Medienleaks aggressiver. Bloomberg-Quellen zufolge plant das Weiße Haus, die Zölle auf 20% zu erhöhen (von derzeit "bevorzugten" 10%), wenn bis Juli keine Einigung erzielt wird.
Gleichzeitig geben europäische Beamte recht kompromisslose Botschaften ab, die im Wesentlichen besagen, dass die EU in einem Handelskrieg nicht "kapitulieren" wird, indem sie maximalistische oder auch nur locker "kompromissbereite" US-Bedingungen akzeptiert. Schwedens Handelsminister Johan Forssell erklärte beispielsweise, dass Brüssel die zuvor dem Vereinigten Königreich angebotenen Bedingungen (10% Zölle auf alle Waren plus sektorspezifische Abgaben) nicht als Kompromiss akzeptieren wird. Zudem sagte der EU-Handelskommissar Maros Sefcovic, die EU werde auch US-Forderungen in Bezug auf Mehrwertsteuer und digitale Regulierung ablehnen.
Laut einem EU-Beamten, der in der Financial Times zitiert wurde, kann das Abkommen zwischen Washington und London kein "Vorbild" für Brüssel sein, und wenn die USA auf ihren Forderungen bestehen, werden die Verhandlungen wahrscheinlich scheitern. In diesem Fall würde die EU zuvor genehmigte Gegenmaßnahmen umsetzen—Zölle auf tausende amerikanische Waren (Flugzeuge, Autos, Autoteile, Chemikalien, Elektronik, medizinische Geräte, Maschinen, Wein und sogar Fisch) in Höhe von insgesamt 95 Milliarden Euro. Es ist auch erwähnenswert, dass die EU letzten Monat 25% Zölle auf US-Importe im Wert von 21 Milliarden Dollar (darunter Weizen, Mais, Bekleidung und Motorräder) genehmigt hat. Diese Zölle wurden während einer 90-tägigen Schonfrist ausgesetzt, die im Juli endet.
Einfach ausgedrückt, der Stichtag im Juli rückt mit jedem Tag näher, doch es gibt keine Anzeichen für Fortschritte bei den Gesprächen zwischen USA-China oder USA-EU. Im Gegenteil, die neuesten Nachrichten und Leaks deuten darauf hin, dass Handelsabkommen noch weit entfernt sind. Vor diesem Hintergrund lastet dies weiterhin auf dem Greenback: heute testete der US-Dollar-Index erneut die Marke von 99 Punkten, was einen zweiten Tag in Folge des Rückgangs markiert.
Weiter Öl ins Feuer gießt die Herabstufung der US-Kreditbewertung durch Moody's von AAA auf AA1—zum ersten Mal seit 1917. Zusätzlich hat Moody's Ratings die langfristigen Einlagensicherungen großer US-Banken, einschließlich Bank of America, JPMorgan Chase und Wells Fargo, herabgestuft.
Trotz dieses grundsätzlich bärischen Umfelds für den Greenback haben EUR/USD-Käufer wenig, womit sie prahlen können. Das Paar hat in dieser Woche über 200 Punkte gewonnen und hält sich nun im Bereich 1.12, konnte jedoch den Widerstand bei 1.1280 nicht durchbrechen (das obere Bollinger-Band im H4-Diagramm und das mittlere Bollinger-Band im Tagesdiagramm). Langpositionen werden gerechtfertigter, sobald EUR/USD-Käufer es schaffen, diese Barriere zu überwinden, was den Weg in den Bereich 1.13 öffnet. Das nächste bullische Ziel, vorausgesetzt, 1.1280 wird gebrochen, ist das Widerstandsniveau von 1.1350, welches der Kijun-sen-Linie im D1-Zeitrahmen entspricht.