Suchen Sie nicht nach einer schwarzen Katze in einem dunklen Raum – besonders dann nicht, wenn sie nicht dort ist. Das Urteil des U.S. Court of International Trade, das die universellen Zölle des Weißen Hauses für illegal erklärt, hat die Finanzmärkte erschüttert. Investoren suchen nun fieberhaft nach Antworten: Wie wird der U.S.-Dollar auf einen grundlegenden Wandel in den Markterzählungen reagieren? Und wird der Oberste Gerichtshof den Einspruch der Regierung unterstützen?
Die Beamten des Weißen Hauses geben ihr Bestes, um eine tapfere Fassade aufrechtzuerhalten. Kevin Hassett, Direktor des National Economic Council, erklärte, dass die Entscheidung des Gerichts falsch sei, und zeigte sich zuversichtlich, dass der Einspruch erfolgreich sein wird. Handelsberater Peter Navarro verwies auf andere gesetzliche Bestimmungen, die angeblich die Zölle rechtfertigen. Die U.S.-Regierung tut so, als sei nichts Außergewöhnliches passiert, und dass alles bald zur Normalität zurückkehren wird.
Die beliebte "Sell America"-Strategie könnte ebenfalls zurückkehren, falls das passiert. Wenn nicht, müssen die Auswirkungen der Aufhebung der Zölle bewertet werden. Im April erreichten die Zolleinnahmen einen Rekordwert von 16,5 Milliarden Dollar. Das Weiße Haus hat zugesichert, dass noch mehr Einnahmen folgen werden. Donald Trump und sein Team planen, diese Gelder zu nutzen, um fiskalische Anreizmaßnahmen wie Steuersenkungen auszugleichen.
Dynamik der Zolleinnahmen für den U.S.-Haushalt
Nach Angaben des Congressional Budget Office wird das "große und schöne" Steuer- und Haushaltsgesetz—wie es ein Republikaner nannte—die USA in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 3,8 Billionen Dollar kosten. Werden die Zölle aufgehoben, gibt es keine ausgleichenden Einnahmen. Die Regierung wird die Lücke durch die Ausgabe weiterer Staatsanleihen schließen müssen. Da das Vertrauen in US-Vermögenswerte sinkt, wird auch die Nachfrage nach diesen Anleihen zurückgehen, was ernsthafte Herausforderungen für Washington mit sich bringt.
Dies sind die Kernargumente der EUR/USD-Bullen. Unterdessen argumentieren die Bären das Gegenteil: Der Rückgang der Zollpolitik des Weißen Hauses wird den Anlegerfokus zurück auf die Unterschiede in der Geldpolitik und die Wachstumsdifferenzen lenken.
Da erwartet wird, dass die Federal Reserve ihre hohen Zinsen mindestens bis September beibehält und die Europäische Zentralbank wahrscheinlich bald mit Zinssenkungen beginnt, sollte der EUR/USD-Kurs nach dieser Logik sinken. Ja, die europäische Wirtschaft hat die USA im ersten Quartal übertroffen, aber das war hauptsächlich auf vorgezogene Importe in die USA zurückzuführen—ein temporäres Phänomen. Die erwartete Umkehrung im zweiten Quartal sollte den USA zugutekommen.
Trends beim US-BIP und Verbraucherausgaben
Allerdings untergräbt die zweite Schätzung des US-BIP diese ausgewogen erscheinende bärische Theorie. Die Wirtschaft schrumpfte um 0,2 % und nicht um 0,3 %, wie zunächst berichtet. Noch entscheidender ist, dass die Konsumausgaben nur um 1,2 % wuchsen, gegenüber den zuvor geschätzten 1,8 % – das schwächste Ergebnis seit fast zwei Jahren. Falls die Zölle bereits die US-Konsumenten treffen, könnte sich die Lage rasch verschlechtern.
Auf dem täglichen EUR/USD-Chart deutet das Scheitern der Bären beim Durchbrechen der unteren Grenze des fairen Wertbereichs (1.1200–1.1400) auf ihre Schwäche hin. Ein Abprallen von der Unterstützungszone 1.1200–1.1225 löste die Bildung von Long-Positionen aus. Es macht Sinn, diese Long-Positionen vorerst zu halten.
