Die Märkte schießen zuerst und fragen später. Nach den scheinbar "dovishen" Kommentaren von Jerome Powell in Jackson Hole war der Kryptowährungsmarkt der erste, der aus seiner Euphorie erwachte. Risikofreudige Anleger griffen die Bemerkungen des Fed-Vorsitzenden zur Anpassung der Geldpolitik auf. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von Daten und der Ansatz der Fed, von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden, bestehen. Während der Markt die Lage neu bewertete, erlebte BTC/USD eine Achterbahnfahrt.
Bitcoin, das vor nicht allzu langer Zeit den Mainstream erreichte, durchläuft eine Reifungsphase. Die Volatilität des Tokens ist von 200 % auf 38 % gesunken. Investoren sehen dieses Asset nun eher als Wertspeicher, aufgrund seiner natürlichen Knappheit. Das Label "Risikoasset" passt nun eher zur zweitgrößten Kryptowährung nach Marktkapitalisierung—Ethereum. Seine Volatilität bleibt deutlich höher, bei rund 60 %.
Volatilitätstrends von Bitcoin und Ether

Die ETH/USD-Marktkurse erreichten zum ersten Mal seit vier Jahren ein Rekordhoch, getrieben durch die Nachfrage nach der Ethereum-Blockchain. Sein nativer Token Ether übertrifft Bitcoin im Jahr 2025, dank der Verabschiedung des Stablecoin-Gesetzes durch den Kongress und deren massenhafter Implementierung. Allein im August verzeichneten auf Ether spezialisierte ETFs Kapitalzuflüsse in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum verloren Bitcoin-ETFs 1,3 Milliarden Dollar.
Diese divergierende Kapitalflussdynamik verschob sich vor Jackson Hole. Beide Kryptowährungen verzeichneten während der fünf Tage vor Jerome Powells Rede vor den Zentralbankern Abflüsse aus spezialisierten ETFs in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Dollar. All dies geschah parallel zu einem ähnlichen Rückgang im S&P 500, angesichts einer sich verschlechternden globalen Risikobereitschaft. Investoren fürchteten eine strenge Rhetorik des Fed-Vorsitzenden.
Kapitalfluss-Trends in Bitcoin- und Ether-ETFs

In Wirklichkeit war das Ergebnis sogar besser, als es die optimistischsten Bullen erwartet hatten. Der Fed-Chef deutete nicht nur auf Anpassungen der Geldpolitik im September hin, sondern präsentierte auch eine neue Perspektive. Eine weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes wird die Inflation verlangsamen und so die durch Zölle verursachten Preissteigerungen ausgleichen. In einem solchen Szenario hat die Fed die Möglichkeit, die Zinsen quasi blind zu senken. Die Aktienindizes stiegen, der Dow Jones erreichte 2025 seinen ersten Rekord, und die globale Risikobereitschaft verbesserte sich—ein scheinbares Paradies für Bitcoin.

Leider droht der führende Akteur im Kryptosektor nun direkt in die Hölle zu stürzen. In diesem Stadium der Reife digitaler Vermögenswerte ist es wahrscheinlich, dass Kapital in besser performende Anlagen wie Gold, den S&P 500 und sogar Ether fließt. Eine Umstrukturierung der Portfolios wird zu einem starken Motor für den Rückgang von BTC/USD und erklärt die Kapitalabflüsse aus Bitcoin-ETFs.
Technisch gesehen befindet sich im täglichen BTC/USD-Chart eine Korrektur des Aufwärtstrends, ausgelöst durch die Realisierung eines Double-Top-Musters. Die Kurse haben es geschafft, die EMA von oben zu durchqueren – ein Zeichen für starke Bären, das die von 114.750 aus eröffneten Short-Positionen bestätigt.