Am Ende der gestrigen Handelssitzung fiel der Euro um 53 Pips. Während der heutigen pazifischen Sitzung ist der Preis bereits um weitere 30 Pips gefallen und nähert sich dem Zielniveau von 1,1605. Auch der Marlin-Oszillator sinkt nach seiner Erholung von der Nulllinie. Selbst im Wochenchart sind Divergenzen vorhanden, und Marlin bleibt im negativen Bereich.
Formal entwickelt sich die Kursbewegung im Einklang mit unserem Primärszenario, wonach erwartet wird, dass der Euro seinen langfristigen Rückgang in Richtung des zentralen Ziels bei 1,1066 — dem Mai-Tief — fortsetzt, das nahezu mit dem 50%-Fibonacci-Retracement der Rallye übereinstimmt, die im Januar dieses Jahres begann.
Allerdings wird dieser ansonsten klare technische Ausblick durch mehrere Faktoren getrübt: Die wöchentliche Kurslücke von Montag bleibt ungefüllt, die US-Aktienmärkte befinden sich nahe Allzeithochs, die Rendite 5-jähriger US-Staatsanleihen ist stabil auf dem Schlusskurs vom Freitag und das tägliche Handelsvolumen bleibt unterdurchschnittlich. Mit anderen Worten, es gibt keinen offensichtlichen Kapitalabfluss - der Euro fällt aufgrund interner Faktoren, möglicherweise wegen des jüngst zurückgetretenen französischen Premierministers Sebastien Lecornu.
Falls in Frankreich vorgezogene Parlamentswahlen angekündigt werden, könnte dies den Ausblick für den Euro weiter destabilisieren.
Aus diesen Gründen rechnen wir nicht mit einem tiefen Rückgang des Euros. Eine Kursumkehr vom Niveau 1,1605 ist möglich – und könnte bereits heute stattfinden. Sollte der Kurs unter diesem Niveau konsolidieren, könnte er sich dann in Richtung der nächsten Unterstützung bei 1,1495 bewegen. Wenn auch dieses Niveau durchbrochen wird, öffnet sich der Weg in Richtung 1,1392.
Eine Umkehr könnte von jedem dieser Schlüssellevel aus erfolgen und den Kurs möglicherweise zurück auf 1,1779 führen, um die ungefüllte Kurslücke zu schließen – eine letzte Gelegenheit, die obere Grenze des Preiskanals um 1,1910 erneut zu testen. Der Euro tritt in eine chaotische Phase ein, die der ersten Hälfte des Jahres 2021 ähnelt.
Auf dem Vier-Stunden-Chart nähert sich der Preis schnell der Unterstützung bei 1,1605. Der Marlin-Oszillator fällt auf einer steilen Bahn ab und, wenn dieses Tempo beibehalten wird, wird er in der überverkauften Zone um 1,1495 enden.
Wenn sich der Preis also nicht umkehrt, um die gesamte Abwärtsbewegung seit dem 17. September zu korrigieren, erwarten wir, dass die Umkehrung vom Niveau 1,1495 aus erfolgt.
