
Am Donnerstagabend versuchte die neue Vorsitzende der regierenden Partei Japans, Sanae Takaichi, die Märkte zu beruhigen, indem sie erklärte, dass sie nicht auf einen schwächeren Yen abziele und die Politik der Bank of Japan ausgewogen bleiben würde. Doch die Investoren hörten etwas ganz anderes. Nach ihren Äußerungen erstarkte der Yen kurzzeitig, kehrte dann jedoch zu seinem Abwärtstrend zurück und erreichte neue Tiefststände. Warum verpufften die Worte der künftigen Premierministerin? Wo liegen die Grenzen der Geduld des Finanzministeriums und was bedeutet das für Händler? Lassen Sie uns das näher betrachten.
Wenn Worte nicht ausreichen: Die Märkte kauften Takaichis Botschaft nicht
Am Donnerstagabend trat Sanae Takaichi erstmals im Fernsehen auf, seitdem sie den Führungswettbewerb der regierenden Partei Japans gewonnen hatte. Die Märkte warteten gespannt darauf, dass sie ihre Haltung zur Geldpolitik klarstellen würde. Ihre Worte jedoch brachten dem Yen wenig Erleichterung—mehr wie ein kurzer Atemzug vor einem weiteren Sturz.
Takaichi erklärte, sie habe nicht die Absicht, eine übermäßige Yen-Schwäche zu provozieren, wies jedoch darauf hin, dass ein schwacher Yen aus realer Erfahrung sowohl Vor- als auch Nachteile habe. Sie fügte hinzu, dass eine schwächere Währung als Puffer für japanische Exporteure wirken könnte, insbesondere im Kontext globaler Handelsrisiken.
Sie betonte außerdem, dass zwar die Zentralbank für die Festlegung der Geldpolitik verantwortlich sei, jede Entscheidung jedoch mit den Zielen der Regierung im Einklang stehen sollte.
Der Markt interpretierte ihren Ton jedoch nicht als Vorsicht, sondern als Ausflucht. Nach ihren Kommentaren erstarkte der Yen kurzzeitig von 153,22 auf 152,14 pro USD, aber der Effekt verschwand schnell. Bis Freitagmorgen fiel der Kurs auf 153,27, was ein Achtmonatstief markierte. Investoren interpretierten Takaichis Rede als politischen Balanceakt anstatt als Zeichen für entschlossene Politik.

„Die Märkte glauben weiterhin, dass Takaichis Führung die Bank of Japan politisch daran hindern wird, die Zinssätze anzuheben“, sagte Carol Kong, Währungsstrategin bei der Commonwealth Bank of Australia. Ihrer Meinung nach untermauerten die Äußerungen der neuen Führungskraft nur die Erwartung, dass eine Straffung der Geldpolitik in diesem Jahr unwahrscheinlich bleibt.
Eine ähnliche Ansicht äußerte Yusuke Miyairi, FX-Stratege bei Nomura: „Der Markt hatte zuvor angenommen, dass Takaichi ihre lockere Haltung abgeschwächt hatte. Tatsächlich handelte es sich nur um verbale Interventionen.“ Ihre öffentlichen Erklärungen wurden als Versuch angesehen, moderat zu erscheinen, anstatt bevorstehende Maßnahmen anzudeuten.
Zweifel wurden auch durch den Kontext genährt: Takaichi ist eine bekannte Protegée von Shinzo Abe und Unterstützerin von Konjunkturmaßnahmen. Noch vor einem Jahr bezeichnete sie potenzielle Zinserhöhungen als „töricht.“ Jetzt, obwohl sie den Kommentar lachend beiseite schob, weigerte sie sich, ihn zu wiederholen, und erklärte, dass das Thema nicht länger angesprochen werden sollte und räumte ein, dass sie nicht in der Lage sei, sich zu Zinserhöhungen zu äußern.
Diese Vorsicht verstärkte nur die Bedenken, dass die Bank of Japan in den kommenden Monaten keine bedeutenden Schritte unternehmen wird. Die Märkte schätzen nun die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Dezember auf 45 % und eine 100%ige Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung um 25 Basispunkte bis März. Aber vorerst deuten alle Anzeichen auf keine Änderungen im Dezember hin.
Für den Yen bedeutet dies eins: Die Tür bleibt offen für weitere Abwertungen. Nach Takaichis Führungsgewinn ist der Yen innerhalb nur einer Woche fast um 4 % gegenüber dem Dollar gefallen – sein schärfster Wochenrückgang seit Oktober des letzten Jahres. Die Märkte interpretierten ihre Kommentare als klares Signal dafür, dass die neue Regierung nicht auf einen starken Yen abzielt.
Intervention am Horizont: Japans Behörden verschärfen ihre Rhetorik
Freitagmorgen brachte nicht nur frische Yen-Tiefs, sondern auch ein erhöhtes Maß an Besorgnis in Tokio. Als die Märkte Takaichis Bemerkungen verdauten, wurde das japanische Finanzministerium aufgrund des beschleunigten Währungsverfalls gezwungen einzugreifen.
Fast unmittelbar nach dem Brechen der 153er-Marke pro US-Dollar wandte sich Finanzminister Katsunobu Kato mit deutlich schärferer Sprache als noch einen Tag zuvor der designierte Premierminister an die Medien.
„Wir haben kürzlich einseitige und scharfe Bewegungen gesehen“, sagte Finanzminister Shunichi Kato. „Die Regierung wird übermäßige Schwankungen und ungeordnete Bewegungen auf dem Devisenmarkt genau überwachen.“ Dies war vielleicht die direkteste verbale Intervention japanischer Behörden in den letzten Monaten – und es kam als Signal an, dass die Geduld langsam zu Ende geht.
Laut Analysten spiegelte die Rhetorik von Kato die wachsende Besorgnis innerhalb der Regierung über die potenzielle Notwendigkeit einer Intervention wider. Marktstrategen stellten fest, dass der festere Ton des Finanzministers die Erwartungen verstärkte, dass Japan einer Währungsintervention einen Schritt näher kommen könnte. Dennoch betonen viele Experten, dass eine direkte Intervention unwahrscheinlich bleibt, solange der Wechselkurs nicht näher an 160 Yen pro Dollar heranrückt.

Viele im Markt betrachten dieses Niveau als eine entscheidende psychologische Schwelle. Die Behörden werden es nicht beanstanden, solange der Yen moderat nachgibt. Ihre Alarmglocken werden jedoch läuten, wenn die Marktteilnehmer beginnen, über die Möglichkeit eines massiven Yen-Verfalls in Richtung 160 oder 170 pro Dollar zu sprechen," sagte Takeuchi in einem Interview mit Reuters. "Wenn der Yen so stark fällt, könnten und müssten die Behörden eingreifen. Seiner Meinung nach können Interventionen globale Trends nicht umkehren, aber sie können helfen, eine rasche Abwertung des Yen zu stoppen.
Der Yen steht derzeit unter doppeltem Druck—von politischer Unsicherheit und dem anhaltenden Zinssatzunterschied zwischen den USA und Japan. Nach Takaichis Sieg in der Führungsposition begannen die Investoren, eine Verzögerung bei möglichen Zinserhöhungen der Bank of Japan in ihre Preise einzubeziehen und erwarten, dass die Politik locker bleibt. Infolgedessen stiegen die japanischen Anleiherenditen, während die Währung weiter schwächte.
Kato versucht offensichtlich, ein Gleichgewicht zwischen ökonomischer Logik und politischer Realität zu finden. Er betonte, dass Wechselkursbewegungen sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben und dass es wichtig ist, dass sich Währungsbewegungen an den wirtschaftlichen Fundamentaldaten orientieren und stabil bleiben. Auch wenn diese Art von Sprache unter japanischen Beamten vor möglichen Maßnahmen standard ist, diente sie als klare Warnung an den Markt: Eine weitere Abwertung wäre unerwünscht.
Seit 2022 hat Japan bereits etwa £24,5 Billionen (rund 160 Milliarden Dollar) für Währungsinterventionen ausgegeben. Obwohl weder Kato noch die Bank of Japan ihre Bereitschaft für neue Maßnahmen bestätigt haben, hat sich der Ton merklich verschärft. Der politische Kontext intensiviert ebenfalls den Druck: Takaichi hat noch keine solide Koalition mit der Komeito-Partei gesichert, was ihren Handlungsspielraum einschränkt und die Nervosität auf dem Markt erhöht.
"Die jüngsten Kommentare von Finanzminister Kato über die Devisenmärkte weisen darauf hin, dass eine bevorstehende Devisenintervention unwahrscheinlich ist, was die Märkte dazu ermutigen könnte, den Yen weiter zu verkaufen," bemerkte Carol Kong von der Commonwealth Bank of Australia. Mit anderen Worten, die Märkte glauben derzeit, dass Tokio in naher Zukunft nicht eingreifen wird—was an sich dazu einladen könnte, die Grenzen weiter zu testen.
Takeuchi fasste Japans Dilemma mit charakteristischer Zurückhaltung zusammen: "Wenn der Yen so stark fällt, könnten und müssten die Behörden eingreifen." Für den Moment jedoch fügte er hinzu, dass die Regierung anscheinend bereit ist, eine moderate Abwertung zu tolerieren, während sie zusieht, wie sich der Wechselkurs langsam der psychologisch bedeutsamen 160-Marke nähert.
Handelsstrategien: Wie man in einem Umfeld eines schwachen Yen handelt
Nach einer volatilen Woche, die von Takaichis öffentlichen Äußerungen und einem starken Yen-Verkauf geprägt war, stehen Händler vor einer schwierigen Frage: weiterhin auf weitere Schwäche setzen oder vorsichtig handeln in Erwartung einer Intervention der Regierung?
1. Long-Positionen auf USD/JPY.
Die Kernstrategie bleibt intakt: Investoren gehen Long auf das Paar, in der Erwartung, dass der Druck auf den Yen anhält. Die große Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan (rund 3%) macht den US-Dollar attraktiv, was diesen Ansatz unterstützt.
2. Kurzfristige Trades bei Tagesbewegungen.
Nach Takaichis Kommentaren und dem anschließenden Yen-Rückgang zeigte der Markt, dass kurzfristige Erholungen möglich, aber vorübergehend sind. Händler können davon profitieren, im Bereich von 152,0–154,0 zu handeln und enge Stop-Losses anzuwenden.
3. Fundamentale Indikatoren beobachten.
Es ist zunehmend wichtig geworden, Inflationsdaten, Bewegungen bei den Anleiherenditen und Erklärungen der Bank of Japan oder des Finanzministeriums zu verfolgen. Jedes unerwartete Ergebnis oder jede Richtungsänderung könnte den Währungsdruck verstärken oder eine plötzliche Neubewertung auslösen.
4. Diversifizieren und Vorsicht walten lassen.
Ein schwacher Yen bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Obwohl weitere Rückgänge wahrscheinlich erscheinen, könnte das Erreichen der 160-Marke eine entschlossene Reaktion der Behörden auslösen. Den Händlern wird geraten, ihre Exposition zu diversifizieren und übermäßige Konzentration zu vermeiden, um das Risiko plötzlicher Umkehrungen zu mindern.
Fazit für Händler: Der Trend gegen den Yen bleibt bestehen, aber sein Tempo und seine Amplitude hängen stark vom Zusammenspiel zwischen den globalen makroökonomischen Bedingungen und den politischen Botschaften in Japan ab. Auf eine weitere Schwäche zu setzen, bleibt vernünftig, aber die Bereitschaft für plötzliche Marktveränderungen—insbesondere Interventionssignale—ist unerlässlich.