Vor dem Hintergrund eines spärlich gefüllten Wirtschaftskalenders werden politische und geopolitische Entwicklungen in den Vereinigten Staaten, Frankreich und China für Händler am Devisenmarkt im Mittelpunkt stehen.
In der kommenden Woche fehlen bedeutende geplante Ereignisse für das EUR/USD-Paar - mit einer wichtigen Einschränkung: Dies gilt nur, wenn der U.S. Regierungsstillstand anhält. Einigt sich der Kongress und genehmigt das Budget für das neue Haushaltsjahr, werden die Regierungsbehörden ihre volle Tätigkeit wieder aufnehmen. In diesem Fall werden wichtige makroökonomische Daten schnell veröffentlicht.
Insbesondere werden die Märkte den September-Bericht über die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft (Nonfarm Payrolls) und wichtige Inflationsdaten aus den USA (CPI- und PPI-Indizes) erhalten. Diese Veröffentlichungen dürften erhebliche Volatilität im EUR/USD erzeugen, vor allem wenn die Daten in dieselbe Richtung weisen (zum Beispiel Anzeichen für eine Abkühlung des Arbeitsmarktes zusammen mit stagnierender oder schwächer werdender Inflation zeigen).

Wenn der Shutdown über einen längeren Zeitraum anhält, werden Händler gezwungen sein, sich auf sekundäre Nachrichtenquellen zu stützen. Zudem wird der Markt weiterhin die Aussagen von Donald Trump und chinesischen Beamten verfolgen, angesichts der plötzlichen Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und China.
Trump-Zölle und Chinas Reaktion
Zu Beginn der neuen Handelswoche wird sich das Währungspaar EUR/USD in Fortsetzung der Dynamik vom Freitag bewegen, als der US-Dollar auf breiter Front schwächer wurde. Diese Bewegung war eine Reaktion auf Trumps Ankündigung, dass ab dem 1. November die USA 100% Zölle auf chinesische Waren erheben werden. Laut Trump würden diese Zölle "zusätzlich zu allen bereits existierenden Abgaben, die China aktuell zahlt" erhoben. Darüber hinaus planen die USA ab nächsten Monat Exportkontrollen für alle kritischen Softwareprodukte einzuführen.
Es ist wichtig zu beachten, dass der erste Schritt zur Eskalation von China ausging, das strengere Exportkontrollen für Seltene Erden ankündigte. Trump reagierte mit einer drastischen Erhöhung der Einsätze, wobei die 100% Zölle faktisch als erneutes Embargo auf chinesische Importe dienen.
Der US-Präsident machte diese Ankündigung nur wenige Stunden bevor die Märkte am Freitag schlossen. Obwohl die anfängliche Reaktion volatil war, ist es wahrscheinlich, dass Händler diese Entwicklung noch nicht vollständig eingepreist haben. Darüber hinaus gab China schnell eine kraftvolle Antwort und beschuldigte Washington der Doppelmoral, wobei es versprach, "angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um seine Interessen zu schützen."
Dies impliziert, dass Peking zumindest vorläufig nicht nachgibt und die beiden Supermächte an den Rand einer neuen Phase ihrer Handelskonfrontation bringt.
Geopolitisches Spiel mit einem Zeitpuffer
Trotz der aggressiven Rhetorik haben beide Seiten jedoch einen Zeitpuffer gelassen: Die US-Zölle sollen am 1. November in Kraft treten, während China plant, seine neuen Beschränkungen ab dem 1. Dezember umzusetzen. Dies deutet darauf hin, dass sich beide Volkswirtschaften auf eine weitere Verhandlungsrunde vorbereiten, aber zunächst harte Positionen etablieren. Ob und wann die Gespräche tatsächlich wieder aufgenommen werden, bleibt unklar, und die EUR/USD-Händler werden wahrscheinlich keine langfristigen Annahmen treffen. Derzeit werden sich die Marktteilnehmer auf unmittelbare Schlagzeilen konzentrieren, die nicht zugunsten des US-Dollars sind.
Französische politische Dynamik erschwert die Lage
Der Euro erhielt am Freitag moderate Unterstützung, nachdem Emmanuel Macron Sebastien Lecornu erneut als Premierminister von Frankreich ernannt hatte. Die politische Stabilität in Frankreich bleibt jedoch fragil aufgrund der fehlenden pro-präsidentiellen Mehrheit im Parlament. Nach seiner Wiedereinsetzung erklärte Lecornu, dass er erneut zurücktreten könne, falls "die Arbeitsbedingungen nicht angemessen sind", wobei er insbesondere auf die Notwendigkeit legislativer Unterstützung hinwies—insbesondere für Haushaltsvorschläge.
Falls diese Unterstützung nicht zustande kommt, könnte der französische Präsident die Nationalversammlung auflösen und vorgezogene Wahlen einberufen. Ein solcher Schritt würde wahrscheinlich einen Abwärtsdruck auf den Euro ausüben, da das neu gewählte Parlament wahrscheinlich eine ausgeprägte rechtsgerichtete Neigung aufweisen würde.
Märkte achten auf sekundäre Daten und politisches Risiko
Aufgrund des leichten Wirtschaftskalenders werden politische und geopolitische Entwicklungen (wie der Shutdown, Frankreich und der US–China-Handelskrieg) im Fokus der EUR/USD-Händler stehen.
Kommende Wirtschaftsdaten, die EUR/USD bewegen könnten
- Am Dienstag werden die ZEW-Indizes veröffentlicht. Es werden positive Ergebnisse erwartet, wobei der Deutsche Wirtschaftsstimmungsindex voraussichtlich auf 41,7 steigen wird (nach einem Anstieg auf 37,3 im September). Der breitere Eurozonen-ZEW-Index wird ebenfalls auf 30,2 steigen (von 26,1 im Vormonat).
- Am Mittwoch werden in China wichtige Inflationsdaten veröffentlicht. Sollte der Verbraucherpreisindex über die Prognose von -0,2% hinaus steigen, könnte dies eine sekundäre Auswirkung auf EUR/USD haben.
- Während der US-Sitzung am Mittwoch wird der Empire Manufacturing Index veröffentlicht. Nach einem Einbruch auf -8,7 im September wird ein leichter Anstieg auf +0,2 erwartet.
Endet der Regierungsstillstand vor Mittwoch—which remains unlikely— könnte auch die Veröffentlichung wichtiger US-Inflationskennzahlen (CPI) an diesem Tag erfolgen. Der politische Patt zwischen Republikanern und Demokraten macht dieses Szenario jedoch unwahrscheinlich.
- Am Donnerstag wird der Philadelphia Fed Manufacturing Index veröffentlicht. Nach einem Anstieg auf 23,2 im September wird erwartet, dass er in diesem Monat auf 9,1 fiel. Damit sich die positive Dollarstimmung erholen kann, darf diese Zahl nicht in den negativen Bereich zurückfallen.
- Endet der Shutdown, könnte am Donnerstag auch der Erzeugerpreisindex veröffentlicht werden.
- Am Freitag sollen die endgültigen Inflationsdaten für die Eurozone (September) veröffentlicht werden. Diese werden voraussichtlich dem zuvor veröffentlichten Schätzwert entsprechen und sind die einzigen bedeutenden Zahlen aus der Eurozone für den Tag, außer der US-Regierung nimmt ihren Betrieb wieder auf.
Falls der Shutdown endet, werden am Freitag auch die lang ersehnten Nonfarm-Payrolls-Daten aus September veröffentlicht, was die Volatilität weiter steigern würde.
Technisch: EUR/USD Schlüsselwiderstand und Bestätigung des Aufwärtstrends
Long-Positionen auf EUR/USD sollten erst nach einem bestätigten Ausbruch über den Widerstandsbereich von 1,1630 (Kijun-sen-Linie im H4-Chart) in Betracht gezogen werden. Das erste Aufwärtsziel in diesem Fall wäre die 1,1680-Marke (obere Grenze der Bollinger Bänder im H4-Chart). Ein erfolgreicher Durchbruch über diesen Bereich würde den Weg zur 1,1700-Zone öffnen.