Stellen Sie sich niemals einem wütenden Bullen in den Weg. Sie können über überbewertete Aktien, einen abkühlenden US-Arbeitsmarkt und eine schwächelnde Wirtschaft oder die Ineffizienz von Investitionen in künstliche Intelligenz-Technologien diskutieren, so viel Sie wollen. Aber gegen die S&P 500-Gemeinschaft, die konsequent den Dip kauft, vorzugehen, ist finanzieller Selbstmord. Sie brauchen jeden noch so kleinen Anlass, um wieder einzusteigen – und ein solcher Anlass kam in Form von Kommentaren von Beamten des Weißen Hauses.
Finanzminister Scott Bessent erklärte, dass die vorgeschlagenen 100%igen Zölle gegen China möglicherweise nicht tatsächlich umgesetzt werden und dass noch Zeit für Verhandlungen besteht. Zuvor hatte Donald Trump in den sozialen Medien erwähnt, dass mit China alles in Ordnung sein werde. Laut Morgan Stanley besteht, falls der Handelsstreit bis November nicht gelöst wird, das Risiko eines Rückgangs des S&P 500 um 8–11%. Wenig überraschend haben die frühen Anzeichen einer Deeskalation die Bullen wieder zurück auf den Markt gebracht.
S&P 500-Entwicklung und Morgan Stanley Prognosen
Käufer haben verschiedene Gründe, um zu erwarten, dass die Rallye des breiten Marktindex weitergeht. Trotz der höchsten KGV-Bewertungen seit der Dotcom-Blase prognostizieren Wall-Street-Experten ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 16 % im Jahr 2026 für 95 % der S&P 500-Unternehmen. Für die "Magnificent Seven" und Broadcom liegen die Prognosen bei 21 %. Diese acht Unternehmen machen zusammen 37 % der gesamten Marktkapitalisierung des Index aus.
Die Eigenkapitalrendite hat in den letzten vier Jahren durchschnittlich 18 % betragen, das höchste Niveau seit 1991. Bei den acht größten Firmen erreicht dieser Wert 68 %— doppelt so hoch wie bei den besten Unternehmen während der Dotcom-Krise.
S&P 500 Unternehmen: KGV-Multiplikatoren und Eigenkapitalrendite-Trends
Trotz Diskussionen über einen Handelskrieg will im Grunde niemand einen. China ist an einem Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping interessiert, während das Weiße Haus darauf fokussiert ist, die Rallye des Aktienmarkts aufrechtzuerhalten und Ablenkungen von dem Image des Präsidenten als Friedensstifter im Nahostkonflikt zu vermeiden.
Die US-Wirtschaft bleibt stark. Analysten des Wall Street Journal erwarten für 2025 ein BIP-Wachstum von 1,7 %, und die von Bloomberg befragten Experten prognostizieren 1,8 %. Bedeutende Mitglieder des Federal Open Market Committee, John Williams und Christopher Waller, haben inmitten eines abkühlenden Arbeitsmarktes eine Senkung des Federal Funds Rate gefordert. Sie werden nun von der neuen Präsidentin der Federal Reserve Bank of Philadelphia, Anna Paulson, unterstützt.
Wenn wir die Erwartungen an positive Gewinne von Banken zu Beginn der Gewinnsaison des dritten Quartals betrachten, wird deutlich, dass der jüngste Rückgang des S&P 500 eine überzeugende Kaufgelegenheit für US-Aktien bot. Entscheidend ist, dass die Drohungen eines Handelskrieges sich als nicht mehr als ein Schuss in die Luft erweisen.
Auf der technischen Seite gelang es den Bullen, den breiten Marktindex rasch auf einen fairen Wert von 6655 im Tageschart zurückzuführen. Ein erfolgreicher Ausbruch über dieses Niveau würde die Grundlage für neue Long-Positionen bilden. Umgekehrt könnte eine Ablehnung das Risiko einer Konsolidierung innerhalb des S&P 500 verstärken und möglicherweise eine Korrektur des aktuellen Aufwärtstrends auslösen.
