
Am Dienstagabend fand das wohl meistbeachtete Ereignis der Woche statt – die Rede von Jerome Powell. Meiner Meinung nach zieht dieses Ereignis eher aus Gewohnheit als aufgrund tatsächlicher Substanz so viel Aufmerksamkeit auf sich, zumindest in dieser Phase. Powell schockiert die Märkte selten mit kühnen Aussagen oder abrupten Richtungsänderungen der Politik. Infolgedessen bieten 8 von 10 seiner Reden wenig neue Informationen. In den letzten Wochen, im Vorfeld zur nächsten FOMC-Sitzung, hat Powell mehrfach gesprochen und dabei dieselbe Kernbotschaft wiederholt: Jede Entscheidung wird von den eingehenden Wirtschaftsdaten abhängen.
Doch genau hier zeigt sich seine Kunst der Botschaftsübermittlung. Powell bietet selten konkrete Details an, aber wie ein erfahrener Gärtner pflegt er sorgfältig das Narrativ, das seinen Zielen dient. Am Dienstag bemerkte der FOMC-Vorsitzende, dass der US-Arbeitsmarkt stagniert, mit geringem Einstellungsniveau und niedrigen Entlassungszahlen. Was sollen Marktteilnehmer daraus schließen? Nur eines: Der Arbeitsmarkt "kühlt" weiter ab, was auf die Notwendigkeit weiterer Lockerungsrunden der Geldpolitik hinweist.
Powell erklärte auch, dass der aktuelle Regierungsstillstand keine wesentlichen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft oder die Prognosen der Fed für wichtige Indikatoren hat. Unterdessen sagte Fed-Gouverneurin Susan Collins bei einem separaten Auftritt, dass die Fed die Lockerung fortsetzen sollte – aber nicht übermäßig, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Was "nicht übermäßig" bedeutet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

Derzeit preisen die Futures-Märkte eine 97%ige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Oktober ein und eine 96%ige Chance für zwei Senkungen – eine im Oktober und eine weitere im Dezember. Einfach ausgedrückt, erwarten die Märkte bis zum Jahresende fest zwei Lockerungsrunden. Wenn das der Fall ist, hat die Nachfrage nach dem US-Dollar in den letzten 24 Stunden überraschend gering nachgelassen. Ich würde auch davor warnen, feste Schlussfolgerungen zu ziehen, bevor der Regierungsstillstand gelöst ist. Und offensichtlich stehen die meisten Marktteilnehmer ähnlich vorsichtig. Die Nachfrage nach dem Dollar bleibt im Wesentlichen unberührt.
Wellenstruktur für EUR/USD:
Basierend auf der jüngsten Analyse entwickelt sich das EUR/USD weiterhin in einer bullischen Wellenabfolge. Die gesamte Wellenstruktur hängt stark von den Nachrichtenströmen ab – insbesondere Entscheidungen von Donald Trump und der Außen- und Innenpolitik der aktuellen US-Regierung. Das Ziel für die aktuelle Aufwärtswelle könnte bis zur Marke von 1.2500 reichen. An diesem Punkt scheint eine komplexe Korrekturwelle 4 kurz vor dem Abschluss zu stehen. Trotz ihrer ausgedehnten und verschlungenen Form bleibt die breitere Aufwärtswelle gültig. Daher sehe ich den Markt weiterhin mit einer Long-Tendenz, auch wenn die korrigierende a-b-c-Struktur noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Bis zum Jahresende erwarte ich, dass der Euro 1.2245 erreicht, was dem 200.0%-Fibonacci entspricht.
Wellenstruktur für GBP/USD:
Die Wellenstruktur für GBP/USD hat sich weiterentwickelt. Das Paar bleibt innerhalb eines breiteren bullischen Trends, aber seine interne Wellenkomposition ist komplizierter geworden. Welle 4 bildet sich als komplexe Drei-Wellen-Korrektur und ihr Muster ist deutlich ausgedehnter als das der Welle 2. Da wir derzeit die Bildung einer mutmaßlichen Drei-Wellen-Korrekturstruktur beobachten, könnte diese bald abgeschlossen sein. Wird dies bestätigt, könnte das Paar die Aufwärtsbewegung innerhalb des globalen Wellenmusters wieder aufnehmen. Die ersten Ziele für die nächste Aufwärtsbewegung liegen im Bereich von 1.3800–1.4000 (38 und 40 Figuren).
Kernprinzipien meiner Analyse:
- Wellenstrukturen sollten einfach und klar sein. Komplexe Strukturen sind schwer zu interpretieren und häufig Gegenstand von Revisionen.
- Wenn die Marktbedingungen unklar sind, ist es besser, keine Positionen einzugehen.
- Kein Händler kann eine 100%ige Sicherheit über die Preisrichtung haben. Stop-Loss-Orders sollten immer verwendet werden.
- Die Wellenanalyse kann und sollte in Kombination mit anderen Analysemethoden und Handelsstrategien genutzt werden.