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FX.co ★ EUR/USD: Es braucht zwei zum Tango – Kann man der Stärke des Greenback vertrauen?

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Analysen:::2025-10-21T23:10:33

EUR/USD: Es braucht zwei zum Tango – Kann man der Stärke des Greenback vertrauen?

Das Euro-Dollar-Paar nähert sich erneut der unteren Grenze des breiten Preisbereichs zwischen 1.1560 und 1.1730, in dem es drei aufeinanderfolgende Wochen gehandelt hat. Diese untere Grenze fällt mit der unteren Linie des Bollinger-Bands-Indikators auf dem Tageschart zusammen, während die obere Grenze mit der Kijun-sen-Linie im gleichen Zeitfenster übereinstimmt.

Auf der einen Seite scheint der bärische Moment überzeugend: das Paar fällt seit Freitag fast ununterbrochen, mit drei aufeinanderfolgenden Sitzungen des Rückgangs. Auf der anderen Seite hat der Markt in den letzten zwei Wochen ähnlich scharfe Preisbewegungen in beiden Richtungen gesehen, die jedoch schnell wieder ausgeglichen wurden. Letzten Freitag schloss EUR/USD bei 1.1653. Den Freitag davor endete es bei 1.1622. Solch ein Preisverhalten legt nahe, dass es viel zu früh ist, den Beginn eines neuen bärischen Trends zu verkünden, trotz der jüngsten Schwäche des Paares.

EUR/USD: Es braucht zwei zum Tango – Kann man der Stärke des Greenback vertrauen?

Bemerkenswert ist, dass die Stärke des Dollars weiter zunimmt, selbst angesichts steigender dovish Erwartungen bezüglich der zukünftigen politischen Maßnahmen der Federal Reserve. Die Marktteilnehmer sind nun sehr zuversichtlich, dass die Fed die Zinsen noch vor Ende des Jahres zweimal senken wird - einmal auf der Oktober-Sitzung und dann wieder im Dezember, insgesamt 50 Basispunkte. Dieses Szenario ist zurzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90% einkalkuliert, so eine kürzlich durchgeführte Reuters-Umfrage. Von 117 befragten Ökonomen erwarten 115 einen 25-Punkte-Schnitt im Oktober, und 83 sehen einen weiteren im Dezember voraus.

Zusätzlich zeigt das FedWatch-Tool von CME, dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Senkung im Januar auf 54% gestiegen ist.

Diese dovish Erwartungen sind in den aktuellen Aussagen der Federal Reserve: Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell und andere Offizielle (einschließlich Christopher Waller, Stephen Miran und Michelle Bowman) betonten Bedenken hinsichtlich einer Schwäche des Arbeitsmarktes und stellten die Inflationsbedenken in den Hintergrund.

Aufgrund des anhaltenden Shutdowns der US-Regierung wurde der Non-Farm Payrolls (NFP) Bericht für den September nicht veröffentlicht, daher stützen sich die Märkte auf den ADP-Jobs-Bericht, der einen Rückgang von 30.000 in der privaten Beschäftigung zeigte. Ebenso wurden Inflationsdaten zurückgehalten - außer für einen Schlüsselbericht: der Consumer Price Index (CPI) für den September, der für kommenden Freitag (24. Oktober) zur Veröffentlichung angesetzt ist. Wenn der CPI die Erwartungen nicht erfüllt (in die "rote Zone" fällt), werden die Märkte noch sicherer sein, dass die FED die Zinsen in den nächsten vier Monaten um 75 Basispunkte senken wird.

Warum steigt also der US-Dollar unter einem so aggressiv dovishen makroökonomischen Hintergrund an?

Die Antwort liegt in zwei Worten: Trump und China.

Vergangene Woche sahen wir eine weitere Eskalation im andauernden Handelskonflikt zwischen den USA und China. Präsident Trump drohte damit, einen 100%igen Zoll auf chinesische Exporte zu erheben als Antwort auf Pekings neu angekündigte Exporteinschränkungen. Beide Länder verhängten zusätzliche Hafengebühren und tauschten immer feindseligere Rhetorik aus, was eine klare Rückkehr zur Konfrontation markiert.

Diese anfängliche Belastung des Dollars kehrte jedoch schnell um, als Trump abrupt seinen Ton änderte - diese Änderung wirkte wie eine entspannende Feder. Der Präsident äußerte sich optimistisch über die Aussicht auf eine Einigung, lobte das "respektvolle" Verhalten Chinas und betonte die "massiven" Zolleinnahmen. Er erklärte auch, dass er beabsichtigt, Präsident Xi Jinping auf dem anstehenden APEC-Gipfel in Südkorea zu treffen und anschließend vielleicht China zu besuchen.

Mit anderen Worten, Trump wechselte erneut von Konfrontation zu Beschwichtigung, was die Hoffnungen auf eine Einigung wiederbelebte - und das war alles, was der Dollar brauchte, um seine Stärke zurückzugewinnen.

Aber kann dieser Dollar-Rally unter den aktuellen Bedingungen vertraut werden? Wahrscheinlich nicht.

Der Dollar Index (DXY) steht auf wackeligem Boden. Schließlich erfordert ein Handelsabkommen mehr als Trumps Wohlwollen - es braucht auch Chinas Engagement. Wie das Sprichwort sagt, es braucht zwei zum Tango. Bisher handelt es sich um eine einseitige politische Performance, bei der Peking lediglich seine Bereitschaft zum Gespräch bestätigt - noch keine konkreten Maßnahmen.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass diesmal China die neueste Kontroverse ausgelöst hat, indem es groß angelegte Exportbeschränkungen für Seltene Erden verhängt hat - wichtige Rohstoffe in der High-Tech-Produktion. Angesichts der Tatsache, dass China 90% der weltweiten Reserven an Seltenen Erden hält und deren Abbau und Aufbereitung dominiert, ist es ungewiss, ob Peking einen Kompromiss im Austausch für die Rücknahme von Zöllen, die noch nicht einmal in Kraft getreten sind, akzeptieren wird.

Zusammengenommen lassen diese Bedingungen vermuten, dass der derzeitige Abwärtsdruck auf EUR/USD auf einer fragilen Basis steht.

Aus technischer Sicht deuten zwei große Signale zur Vorsicht:

  1. Das Währungspaar nähert sich der unteren Grenze des breiten Preisbereichs von 1.1560-1.1730.
  2. Der aktuelle Rückgang stützt sich nicht auf fundierte Fundamentaldaten, da er mehr durch Marktoptimismus getrieben wird, der von der Diplomatie abhängt, anstatt von festen politischen Verschiebungen oder bestätigten wirtschaftlichen Entwicklungen.

Falls der negative Impuls in diesem Bereich nachlässt, könnten Long-Positionen wieder relevant werden.

Mögliche obere Ziele im Falle einer Umkehr:

  • 1.1660 – die mittlere Linie der Bollinger Bands-Anzeige auf dem Tageschart
  • 1.1710 – das obere Bollinger Band auf dem H4-Zeitrahmen

Analyst InstaForex
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