Bitcoin befindet sich in einer Phase erhöhter Unsicherheit. Angesichts sinkender Preise und nachlassender Dynamik haben große Inhaber begonnen, lange ruhende Coins zu bewegen. Laut CryptoQuant wurden am Mittwoch etwa 15.965 BTC, die fast drei Jahre lang unberührt blieben, zu einem Preis von rund 108.000 USD transferiert—das entspricht ungefähr 1,7 Milliarden USD.
Bewegungen dieser Größenordnung erfolgen selten ohne Grund. In früheren Marktzyklen fiel die Aktivierung dieser "schlafenden" Coins oft mit dem Ende von Rallye-Phasen und dem Beginn von Korrekturen zusammen.
Die derzeitige Situation ist jedoch differenzierter. Diese Transfers könnten mehr als nur Gewinnmitnahmen darstellen—sie könnten eine interne Portfolio-Neugewichtung oder Vorbereitungen für eine institutionelle Umverteilung signalisieren.
Für Analysten dienen solche Transaktionen als Signale dafür, dass sich die langfristigen Erwartungen verschieben könnten. Wenn langfristige Inhaber nach längerer Ruhephase anfangen, Gelder zu bewegen, ist dies ein Indikator dafür, dass Strategien angesichts wachsender Unsicherheit neu bewertet werden.
Neue Wale in Gefahr: Nicht realisierte Verluste erhöhen Verkaufsdruck
Am anderen Ende des Marktes stehen die sogenannten neuen Wale—große Adressen, die in den letzten Monaten zu einem Durchschnittspreis von etwa 113.000 USD eingestiegen sind. Bei den aktuellen Preisen tragen sie nicht realisierte Verluste von fast 7 Milliarden USD.
Der psychologische Faktor spielt hier eine entscheidende Rolle. Nicht realisierte Verluste lösen oft Panikverkäufe aus, insbesondere bei Teilnehmern mit kurzsichtigen Anlagehorizonten. Das ist der Grund, warum laut Glassnode seit Juli täglich über 22.000 BTC verkauft wurden—ein Volumen, das groß genug ist, um die Marktdynamik zu beeinflussen.
Dennoch gibt es keine Anzeichen für eine totale Kapitulation. Analysten beobachten auch Gegenbewegungen: In den letzten Tagen sind etwa 26.500 BTC in Akkumulations-Wallets geflossen—was darauf hindeutet, dass einige Investoren aktiv den Abschwung nutzen. Dies spiegelt ein prekäres Gleichgewicht zwischen Verkaufsdruck und Akkumulation wider—ein Marktkonflikt zwischen Angst und Rationalität.

Bitcoin-Optionen auf historischem Hoch: Ein Markt, der sich auf Volatilität einstellt
Während der Kassamarkt Anzeichen von Erschöpfung zeigt, erlebt der Derivatemarkt beispiellose Aktivität. Deribit meldet ein Rekordhoch bei ausstehenden Bitcoin-Optionen—insgesamt 50,27 Milliarden Dollar—ein Höchststand, der den Umfang unterstreicht, in dem Trader sich gegen potenzielle Abwärtsrisiken absichern.
Der Schwerpunkt des Interesses liegt auf Put-Optionen mit einem Ausübungspreis von 100.000 Dollar. Ihr kombinierter Nennwert übersteigt 2 Milliarden Dollar und steht fast auf einer Stufe mit Call-Optionen bei 120.000 und 140.000 Dollar. Der Markt preist eine breite Bewegungsspanne ein, was sowohl Raum für eine Abwärtsfortsetzung als auch für eine potenzielle Erholung lässt.
Deribit-CEO Luuk Strijers betonte, dass dieses Wachstum des offenen Interesses "die Reife des Marktes und seine Fähigkeit widerspiegelt, sich an jede Phase anzupassen—sei es Rallye, Rückgang oder Konsolidierung".
Volatilität lässt nach, aber Risiken bleiben
Trotz des gestiegenen Interesses an Optionen ist das gesamte offene Interesse an Bitcoin-Futures laut Glassnode um etwa 30 % gesunken. Dies deutet auf eine Reduzierung kurzfristiger spekulativer Positionen und eine Verschiebung hin zu ausgewogeneren Strategien.
Solche Kapitalverschiebungen gehen typischerweise einer Konsolidierungsphase voraus. Die Volatilität nimmt ab, impulsive Bewegungen werden seltener, und die Richtungsbewegung wird dann von den zugrunde liegenden Fundamentaldaten bestimmt—Spot-Nachfrage und das Verhalten der langfristigen Inhaber.
Wichtige Unterstützungszone: 107.000–108.000 Dollar
Technisch gesehen bleibt der Bereich 107.000–108.000 Dollar die zentrale Unterstützungszone des Marktes. Diese Zone beherbergt beträchtliche Kauf-Limit-Orders, die den Preis vor weiteren Rückgängen bewahren. Ein Verlust dieses Bereichs könnte den Weg zu 100.000 Dollar eröffnen, während eine Erholung über 113.000 Dollar erneute Käuferaktivitäten signalisieren würde.
Glassnode warnt: "Sollte es Bitcoin nicht gelingen, die Marke von 113.100 Dollar zurückzuerobern, wird der Anteil der Coins, die mit Verlust gehalten werden, stark ansteigen, was den Marktdruck intensiviert und das Risiko erhöht, dass neuere Investoren kapitulieren."
Langfristiger Ausblick: Institutionen bleiben engagiert
Trotz der kurzfristigen Abkühlung bleibt die langfristige Stimmung vorsichtig optimistisch. Institutionelle Akteure bauen weiterhin ihr Engagement in der Krypto-Welt aus. Galaxy Digital meldete einen Rekordquartalsumsatz von 29 Milliarden Dollar, was anhaltendes Interesse von professionellen Investoren suggeriert.
Tom Lee von Fundstrat und Arthur Hayes von BitMEX prognostizieren weiterhin Kursziele im Bereich von 200.000–250.000 Dollar und verweisen auf das bedarfsseitige Angebot nach dem Halving und den potenziellen Kapitaleinstrom aus traditionellen Finanzmärkten.
Sogar konservativere Stimmen wie Mike Novogratz erkennen an, dass sich die fundamentale Struktur des Marktes verbessert hat und dass die kürzlichen Monate der Volatilität den übergeordneten langfristigen Aufwärtstrend nicht gebrochen haben.