Die Europäische Zentralbank überraschte niemanden und erlaubte den Märkten, das fortzusetzen, was sie nach dem FOMC-Meeting begonnen hatten – den US-Dollar zu kaufen. Der Einlagensatz wurde zum dritten Mal in Folge bei 2 % belassen. Der Rat der Europäischen Zentralbank stellte fest, dass ein stabiler Arbeitsmarkt, solide Haushaltsbilanzen und ein Zyklus der geldpolitischen Lockerung weiterhin Schlüsselelemente der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit der Eurozone bleiben. Im dritten Quartal wuchs die Eurozone im Quartalsvergleich um 0,2 %, mehr als von den Bloomberg-Experten erwartet.
Dynamik der europäischen Volkswirtschaften

Frankreich gebührt in erster Linie Anerkennung hierfür. Das BIP stieg um 0,5% dank starker inländischer Nachfrage und Handel. Spaniens stabile Leistung hat das Feuer weiter angefacht. Portugal beeindruckte mit einem Wachstum von +0,8%. Die Niederlande wuchsen mit Zuversicht um 0,4%. Im Gegensatz dazu sanken die Bruttoinlandsprodukte von Irland, Finnland und Litauen.
In der begleitenden Erklärung überging die EZB die einschränkenden Faktoren nicht. Geopolitische Spannungen und noch nicht beigelegte Handelsstreitigkeiten gehörten dazu. Laut Christine Lagarde bremsen ein starker Euro und hohe Zölle das BIP-Wachstum. Gleichzeitig merkte sie an, dass das Handelsabkommen zwischen der EU und den USA positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Aktivität gehabt hätte.
So schien die EZB im Oktober Wasser von einem leeren Gefäß ins andere zu gießen. Die Zentralbank sagte nichts Neues, was vor dem Hintergrund der sich verlangsamenden deutschen Inflation die Investoren weiter von einem Ende des geldpolitischen Lockerungszyklus überzeugt hat. Der Derivatemarkt sieht eine 50%ige Chance für eine Senkung des Einlagensatzes bis September 2026. Eine lange Pause sollte theoretisch dem EUR/USD zugutekommen. Doch momentan reagieren Investoren nicht auf Frankfurts Untätigkeit, sondern auf Washingtons Vorsicht.
Dynamik der deutschen und europäischen Inflation

Jerome Powell verglich die Federal Reserve mit einem Fahrer, der durch Nebel navigiert. Es gibt überhaupt keine Sicht aufgrund des Mangels an Daten während des Shutdowns, was eine Reduzierung der Geschwindigkeit erfordert. Dies impliziert, dass der Leitzins im Dezember möglicherweise nicht gesenkt wird. Derivate haben die Wahrscheinlichkeit einer Lockerung der Geldpolitik bei der letzten FOMC-Sitzung 2025 von über 90 % auf 70 % verringert. Dieser Trend ermöglicht es dem US-Dollar, seine Flügel auszustrecken.

Der EUR/USD profitiert nicht vom Abschluss eines Handelsabkommens zwischen den USA und China. Die Senkung der Zölle im Austausch gegen die Lockerung der Exportkontrollen für seltene Erden und den Kauf amerikanischer Sojabohnen verschafft der Weltwirtschaft eine Atempause. Der Euro gilt als Währung der Optimisten; das Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping hätte ihm zugutekommen sollen. Jedoch sind die Märkte momentan fixiert darauf, den Verlauf des Federal Funds Rate neu zu bewerten, was ein Plus für das Karma des US-Dollars darstellt.
Technisch gesehen konsolidiert der EUR/USD im Tageschart innerhalb der Fair-Value-Spanne von 1,1550-1,1700. Ein Rückschlag von den Widerständen bei 1,1590 und 1,1615 ist ein Grund zu verkaufen. Ebenso bietet ein erfolgreicher Durchbruch der Unterstützung bei 1,1550 eine Verkaufsgelegenheit.