Im Kampf reicht Kraft allein nicht aus. Entschlossenheit ist erforderlich. Christine Lagardes Auftritt auf der Pressekonferenz nach der Juni-Sitzung der EZB schien den Märkten klarer und eindeutiger zu sein als die vagen Formulierungen von Jerome Powell. Die Französin erklärte, dass die Zentralbank die Zinssätze weiter erhöhen werde, wenn es keine wesentliche Veränderung der Kerninflation gibt. Die Rendite deutscher Anleihen stieg an und EUR/USD kehrte erstmals seit Mitte Mai über 1,09 zurück.
Der Vorsitzende der Federal Reserve versuchte, das Signal einer Erhöhung des Bundesfondssatzes um 50 Basispunkte auf 5,75% in den aktualisierten FOMC-Prognosen zu mildern. Er nannte den Juli einen lebendigen Monat für Entscheidungen, aber er erwähnte nicht, dass die Kosten für Kredite aufgrund dessen unbedingt steigen werden. Darüber hinaus brachte die Aussage, dass eine Pause keine Pause, sondern ein weiterer Schritt auf dem Weg zur monetären Restriktion sei, Verwirrung in die Köpfe der Investoren. Laut Jerome Powell nähert sich die Federal Reserve dem Ende des Zyklus, und in dieser Zeit muss unbedingt die Geschwindigkeit reduziert werden. Aber eine Beibehaltung des Satzes auf 5,25% ist nichts anderes als ein Stopp!
Auf diesem trüben Hintergrund erschien Christine Lagarde als das Ideal der Klarheit. Nach Angaben der Französin ist die Inflation in der Eurozone zu hoch und bleibt seit langem auf einem hohen Niveau. Daher hat die EZB ihre Arbeit noch nicht beendet. Zusammen mit der Tatsache, dass die Zentralbank ihre Prognose für die Kerninflation im Jahr 2023 von 4,6% auf 5,1% und im Jahr 2024 von 2,5% auf 3% erhöht hat, deutet dies auf eine Fortsetzung des Zyklus der Verschärfung der Geldpolitik über den Sommer hinaus hin. Der Geldmarkt erhöhte sofort die Chancen auf eine Erhöhung der Einlagenzinsen im September von 50% auf 80%. Dies war ein ebenso guter Katalysator für den Anstieg des EUR/USD wie die Erhöhung der Rendite deutscher Anleihen.
Prognosen der EZB zur Inflation
Meiner Meinung nach hat der Markt einen Fehler gemacht. Er hat den Ohren geglaubt und die Augen geschlossen. Die Stärkung des Euro gegenüber dem US-Dollar nach den Sitzungen der beiden führenden Zentralbanken der Welt ist das Ergebnis einer klareren Rhetorik von Christine Lagarde im Vergleich zu Jerome Powell. Tatsächlich wurde das Wichtigste übersehen. Die Fed beabsichtigt, den Zinssatz für Bundesfonds auf 5,75% zu erhöhen. Dies sind die neuen Prognosen des FOMC. Und der Ausschuss hat bisher immer ins Schwarze getroffen.
Er hat schon lange auf den Anstieg der Kreditkosten bis zum aktuellen Niveau von 5,25% hingewiesen. Er hat schon lange auf das Fehlen einer "tauben" Wende beharrt. Investoren haben der Zentralbank oft nicht geglaubt und wurden dafür bestraft. Dasselbe wird jetzt passieren. Man muss nicht nur zuhören, sondern auch sehen.
Prognosen des FOMC zum Zinssatz für Bundesfonds
Ich denke, dass die Märkte in naher Zukunft vom Himmel auf die Erde fallen werden. Sowohl die EZB als auch die Fed planen noch zwei weitere Schritte, und die US-Wirtschaft sieht stärker aus als die europäische.
Technisch gesehen setzt sich auf dem Tages-Chart von EUR/USD das Muster der Umkehrung 1-2-3 fort. Wir konnten erfolgreich Long-Positionen auf dem Rebound von 1,0775 eingehen. Die zuvor genannten Ziele von 1,0925 und 1,0975 rücken näher. Allerdings wird der Rebound des Hauptwährungspaares von diesen Widerständen nicht nur ein Grund sein, Gewinne zu realisieren, sondern auch ein Anlass für eine Umkehrung - das Eröffnen von Short-Positionen.
