Was ist besser für den Euro: der Rückgang der US-amerikanischen Wirtschafts- und Dollarvorherrschaft oder ein „Sputnik-Moment“ in Deutschland? Berlins Weigerung, die fiskalische Bremse zu nutzen, gleicht dem Start einer Rakete ins All. Zusammen mit den Bedenken über eine Rezession in den USA hat dies den EUR/USD-Wechselkurs über 1,090 steigen lassen. Das letzte Mal, dass dieses große Währungspaar diese Niveaus erreichte, war während der US-Präsidentschaftswahlen Anfang November. Donald Trumps unvorhersehbares Verhalten führte dazu, dass sich Investoren vom amerikanischen Präsidenten abwandten.
Im März fiel der USD-Index um mehr als 2,5 %, was seine schlechteste Leistung seit Ende 2023 markierte. Zu dieser Zeit kündigte die Federal Reserve eine moderate Wende an, was die Finanzmärkte dazu veranlasste, sich auf eine Zinssenkung vorzubereiten. Allerdings verzögerte die Beschleunigung der Inflation in den USA im ersten Quartal 2024 den Beginn der monetären Lockerung bis September, was dem US-Dollar erlaubte zu erstarken und die Grundlage für einen Wettbewerbsvorteil im G10-Währungsrennen zu schaffen.
Monatliche Dynamik des US-Dollar-Index

Trump hat diesen Sieg für den Dollar möglich gemacht. Er machte große Versprechen, ins Weiße Haus zurückzukehren, und Investoren glaubten ihm. Sein fiskalischer Stimulus sollte die bereits starke US-Wirtschaft ankurbeln, während Zölle den Rest der Welt weiter verlangsamen würden. Die Divergenz im Wirtschaftswachstum sollte den Dollar in die Höhe treiben. Aber Träume unterscheiden sich oft von der Realität.
Zölle und Massenentlassungen im öffentlichen Sektor bergen das Risiko, das BIP zu bremsen statt zu beschleunigen, wie der Frühindikator der Atlanta Fed zeigt. Egal wie sehr Trump von einem goldenen Zeitalter für die USA spricht, Investoren verlieren das Vertrauen in amerikanische Vermögenswerte. Der Kapitalabfluss aus US-Aktien signalisiert den Verlust der amerikanischen Exzeptionalität. Geld fließt anderswohin—nach Europa, Asien oder sogar in US-Staatsanleihen, was die Renditen senkt und den Dollar noch weiter schwächt.
Entwicklung der Renditen von US-Aktien und Anleihen

Die Euphorie dominiert weiterhin in Deutschland; jedoch werfen die Schwierigkeiten von Friedrich Merz eine wichtige Frage auf: Wohin eilt ihr, EUR/USD-Enthusiasten? Die für jede Verfassungsänderung unverzichtbare Grüne Partei hat die von Deutschlands Beinahe-Kanzler vorgeschlagene Initiative entschieden abgelehnt. Zudem haben Vertreter sowohl der Linkspartei als auch der Alternative für Deutschland Klagen gegen den Plan der CDU zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben eingereicht.

Dennoch, gemessen an der Bewegung des wichtigsten Währungspaares, glauben die Anleger fest daran, dass Merz Erfolg haben wird. Vorsicht wird fiskalischer Großzügigkeit weichen, und der Euro wird auf 1,200 $ steigen.
Technisch gesehen hat sich im täglichen EUR/USD-Chart ein Inside-Bar-Muster entwickelt, das die Bildung von Long-Positionen knapp unter 1,087 ermöglicht. Wenn die Bullen die Widerstandszone bei 1,091-1,093 durchbrechen, steigt das Risiko, dass die Rally in Richtung 1,102 und 1,115 fortgesetzt wird. Unter solchen Bedingungen ist es sinnvoll, Long-Positionen auf den Euro gegenüber dem US-Dollar zu halten.