Der heute veröffentlichte Wirtschaftsbericht des Vereinigten Königreichs bot Unterstützung für GBP/USD-Käufer, obwohl die Marktreaktion verhalten war.
Händler zögern, große Positionen zu eröffnen, da heute die Rede des Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, ansteht — seine erste seit der Ankündigung eines vorläufigen Handelsabkommens zwischen den USA und China. Marktteilnehmer bleiben vorsichtig, was sich in der reduzierten Volatilität bei den Währungspaaren widerspiegelt. GBP/USD bildet da keine Ausnahme, zumal der heutige Bericht seine Schwächen hat.

Die Schlagzeilenwerte landeten im positiven Bereich, was darauf hindeutet, dass es der britischen Wirtschaft gut geht. Im März wuchs das BIP um 0,2% im Monatsvergleich, während die meisten Analysten ein stagnierendes Wachstum prognostiziert hatten.
Auch die Quartalsdaten übertrafen die Erwartungen: Von Januar bis März wuchs die britische Wirtschaft um 0,7% im Quartalsvergleich, nach einem bescheidenen Wachstum von 0,1% im vierten Quartal des letzten Jahres (Konsens lag bei 0,5%). Auf Jahresbasis stieg das BIP im ersten Quartal um 1,3% gegenüber einer Prognose von 1,2%.
Jedoch enttäuschten die Produktions- und Industriesektoren. Die Industrieproduktion schrumpfte im März um 0,7% im Monatsvergleich (nach einem Anstieg von 1,7% im Februar) — der schlechteste Wert seit Juli letzten Jahres. Auch die Quartalszahlen fielen um 0,7%.
Die Fertigungsproduktion sank um 0,8% im Monatsvergleich (nach einem Anstieg von 2,4% im Vormonat) und fiel um 0,8% im Jahresvergleich (verglichen mit einem vorherigen Anstieg von 0,5%).
Positiv zu vermerken ist, dass der Dienstleistungssektor um 0,7% im Quartalsvergleich wuchs, nach einem Anstieg von 0,6% im Februar. Dieses Indikator hat in den letzten vier Monaten durchgehend Wachstum gezeigt.
Trotz einiger Schwachpunkte deutet der Bericht darauf hin, dass die britische Wirtschaft in relativ guter Verfassung bleibt. Dies gibt der Bank of England (BoE) Grund, bei weiteren geldpolitischen Lockerungen nicht überstürzt vorzugehen — eine Haltung, die bereits von mehreren politischen Entscheidungsträgern angedeutet wurde. Nach der Mai-Sitzung betonte Gouverneur Andrew Bailey, dass die Zinssätze nicht "automatisch gesteuert" seien. Catherine Mann, die dafür stimmte, die Zinssätze zu halten (zusammen mit dem BoE-Chefökonom Huw Pill), äußerte sich heute ähnlich. Sie erklärte, dass der britische Arbeitsmarkt stark bleibt und warnte, dass neue Zölle die Inflation ankurbeln könnten.
Dies folgt auf den Arbeitsmarktbericht vom Montag, der einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit (von 4,4% auf 4,5%) und einen geringeren als erwarteten Anstieg der Arbeitslosenanträge (5.000 gegenüber prognostizierten 22.000) zeigte. Bei einem Kommentar zu den Daten räumte Mann Anzeichen einer Abkühlung des Arbeitsmarktes ein, nannte es jedoch eine "nichtlineare Anpassung". Ihrer Meinung nach sollte die Geldpolitik kurzfristig unverändert bleiben, und der BIP-Bericht stützt diese Position nur.
Die Händler zeigten wenig Begeisterung für den Bericht, da das Ergebnis der nächsten (Juni) Sitzung der BoE bereits eingepreist ist. Bei der Mai-Sitzung signalisierte die BoE keine bevorstehenden Zinssenkungen, behielt einen vorsichtigen Ton bei und verbesserte ihre Wirtschaftsprognosen. Die heutigen Daten bekräftigten lediglich die Erwartungen, dass die Zentralbank ihre Politik im Juni unverändert lassen wird. Während der breitere Trend einer allmählichen Lockerung bestehen bleibt, erwarten die Märkte weiterhin zwei weitere Zinssenkungen bis zum Jahresende.
Mit anderen Worten, die heutige Veröffentlichung erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Juni-Pause — aber das war bereits in den Preisen enthalten. Daher blieb die Volatilität von GBP/USD verhalten.
Das Währungspaar ist nun dem Dollar ausgeliefert, der auf die heutige Rede des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell wartet. Er könnte sich zur temporären Handelsfrieden mit China und den jüngsten US-Inflationsdaten äußern. Zur Erinnerung: Der Gesamt-CPI verlangsamte sich im April auf 2,3% im Jahresvergleich, während der Kern-CPI bei 2,8% stabil blieb. Unterdessen verlangsamte sich der PPI noch deutlicher — der Gesamt-PPI fiel von 3,4% auf 2,4% und der Kern-PPI von 4,0% auf 3,1%. Sollte Powell den Marktoptimismus über den Handelsfrieden herabspielen (der bereits zu schwinden scheint), könnte der Dollar erneut unter Druck geraten, was GBP/USD möglicherweise in Richtung der 1,34er-Marke bringen könnte. Umgekehrt, wenn Powell den Dollar unterstützt, könnte das Paar in Richtung der 1,32er-Marke fallen — obwohl ein entscheidender Bruch unter 1,3200 unwahrscheinlich erscheint.
Technischer Ausblick
Auf dem Tageschart wird GBP/USD zwischen den mittleren und unteren Bollinger Bändern gehandelt, schwebt nahe der Mittellinie und sitzt direkt am Tenkan-sen. Ein Ausbruch über das Widerstandsniveau von 1,3310 (die Mittellinie der Bollinger Bänder) würde Long-Positionen validieren und das Pfund zwischen die mittleren und oberen Bänder bringen und über alle Ichimoku-Linien — was ein bullisches "Linienparade"-Signal bildet. Das Aufwärtsziel in diesem Fall ist 1,3430 (das obere Bollinger Band auf D1).
Angesichts der aktuellen fundamentalen Situation sollten jegliche Abwärtsimpulse als Kaufgelegenheit betrachtet werden. Meiner Meinung nach bleibt der Dollar aufgrund der stockenden US-EU-Handelsgespräche und der weiter verzögerten Aufnahme umfangreicher US-China-Verhandlungen anfällig.