Das Alte wird wieder neu. Das Wort "Rezession" ist erneut in den Forex- und anderen Finanzmärkten im Trend. Der Verbraucherpreisindex (CPI) der USA für Mai blieb hinter den Erwartungen der Bloomberg-Analysten zurück. Anschließend enttäuschte auch der Produzentenpreisindex (PPI). Und damit nicht genug: Die Zahl der fortlaufenden Arbeitslosenansprüche stieg auf die höchsten Werte seit 2021.
Wenn die Inflation stabil ist oder nachlässt und der Arbeitsmarkt Anzeichen von Stagnation zeigt, muss die Federal Reserve in Erwägung ziehen, den Leitzins zu senken. Dies sind gute Nachrichten für EUR/USD-Bullen, die es geschafft haben, das Hauptwährungspaar zum ersten Mal seit fast vier Jahren über 1,16 zu drücken.
Sogar die Schuldigen spüren den Druck. Das Weiße Haus schlug als Erstes Alarm. Donald Trump forderte die Fed erneut auf, die Zinsen um einen Prozentpunkt zu senken, während Vizepräsident J.D. Vance die Passivität der Zentralbank als fahrlässiges Verhalten bezeichnete. Dennoch hat die Unsicherheit in der Politik der US-Regierung der amerikanischen Wirtschaft den größten Schlag versetzt.
Erwartungen an den Fed-Zins am Terminmarkt

Dieses Mal stimmt der Futures-Markt mit dem Weißen Haus überein. Nach den Inflationsdaten aus den USA sind die Chancen für eine Zinssenkung im September von 70 % auf fast 80 % gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit von drei Zinssenkungen im Jahr 2025 steigt rasant an, während die Chance auf nur eine sinkt. Ein düsterer Ausblick für EUR/USD-Bären.
Auf der anderen Seite werden Euro-Bullen durch Kommentare von Mitgliedern des Europäischen Zentralbank-Rats ermutigt. Christine Lagarde erklärte, dass die EZB mit dem aktuellen Zinsniveau zufrieden ist und über ausreichend Flexibilität verfügt, falls sich die Situation plötzlich verschlechtert. Isabel Schnabel merkte an, dass die Kerninflation in diesem Jahr und im nächsten voraussichtlich um 1,9 % wachsen wird, was darauf hinweist, dass die Preise unter Kontrolle der Zentralbank bleiben. Mit unter Kontrolle befindlicher Inflation ist der geldpolitische Lockerungszyklus wahrscheinlich beendet.
EZB-Prognosen zur Wirtschaft und Inflation

Der Euro gewinnt einen klaren Vorteil, wenn eine Zentralbank längere Zeit untätig bleibt und die andere sich darauf vorbereitet, durch Zinssenkungen zu handeln. Nur wenige hatten erwartet, dass sich die europäische Wirtschaft gut behaupten würde – sie ist exportorientiert, und Handelskriege galten als potenzieller Auslöser für eine tiefe Rezession. In Wirklichkeit war die Lage jedoch nicht so schlimm wie befürchtet.

Im Gegensatz dazu hat die US-Wirtschaft, die zuvor ein Wachstum von fast 3% verzeichnete, im Jahr 2025 stark enttäuscht. Das BIP schrumpfte im ersten Quartal um 0,2%, und wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte die USA im zweiten Quartal offiziell in eine technische Rezession eintreten. Eine schwache Wirtschaft = schwache Währung. Der US-Dollar beweist dies erneut.
Technischer Ausblick: Auf dem täglichen EUR/USD-Chart gab es einen Ausbruch über die obere Grenze des fairen Wertbereichs, gefolgt von einem erfolgreichen Durchbruch eines wichtigen Pivot-Niveaus. Dies ermöglicht Long-Einstiege ab 1,1445 und Ergänzungen ab 1,1490. Das erste Ziel bei 1,1600 wurde bereits erreicht. Händler sollten Rücksetzer als Gelegenheiten nutzen, um Long-Positionen in Richtung 1,2000 aufzubauen.