Der Euro versucht, seine Aufwärtsbewegung wieder aufzunehmen, obwohl es nicht viele wirtschaftliche Gründe gibt, die dieses Szenario stützen. Die Inflation im Mai stieg im Einklang mit den Erwartungen der Europäischen Zentralbank, was nur das Argument für anhaltende Zinssenkungen stärkte, und die Geschäftsaktivitätsindizes blieben schwach. Der Fertigungssektor blieb auf dem April-Niveau von 49,4 Punkten—ohne jegliche Verbesserung—während der Dienstleistungssektor mit 50 Punkten leicht besser abschnitt als die 49,7 Punkte im April.
Wie die meisten anderen Währungen ist der Anstieg des Euros hauptsächlich auf die Schwäche des U.S. Dollars zurückzuführen. Analysten bei Nordea Bank glauben, dass die jüngsten Rückgänge sowohl des U.S. Dollars als auch der langfristigen U.S. Anleihen den Beginn eines Verlustes des Anlegervertrauens in die U.S.A. markieren. Ihrer Meinung nach beschleunigt sich dieser Prozess.
Zuvor korrelierte die Rendite langfristiger U.S. Anleihen recht eng mit dem Dollar-Index, aber wie auf dem untenstehenden Diagramm zu sehen, trat eine signifikante Divergenz nach der Ankündigung des "U.S. Liberation Day" auf.
Trumps derzeit im Kongress diskutiertes Gesetz—bekannt als das Big Beautiful Bill—könnte die Realwirtschaft unterstützen, doch es würde Probleme für den Finanzsektor schaffen. Das Angebot an Anleihen würde steigen, was wiederum die Risikoprämie erhöhen würde.
Die Federal Reserve hat es nicht eilig, die Zinsen zu senken, und dieses an sich optimistische Signal für den Dollar hat keine Wirkung gezeigt. Gleichzeitig mehren sich Meinungen, die nahelegen, dass die EZB ihre Zinsen voraussichtlich nicht weiter senken wird—zumindest erwarten die Swap-Märkte bis Jahresende keine solche Senkung.
Das von Trump angestrebte Big Beautiful Bill könnte zu höherer Inflation in den USA führen, steigenden Zinssätzen und damit höheren Renditen. Früher galt dies als optimistisches Signal für den Dollar, da höhere Renditen die Nachfrage nach der Währung erhöhen. In den letzten Monaten hat die Fed jedoch ihr Tempo der Zinssenkungen drastisch verlangsamt, während die EZB einem vorhersehbareren Weg gefolgt ist. Trotz deutlich höherer Renditen in den USA hat dies dem Dollar nicht geholfen, und dieses Ergebnis könnte darauf hindeuten, dass das Vertrauen der Anleger in den Dollar schwindet. Infolgedessen sind die realen Renditen—bereinigt um steigende Risiken—deutlich niedriger.
Bis zum Ende der Woche wird keine wichtige Nachricht aus der Eurozone erwartet. Am Freitag wird die Europäische Kommission ein weiteres Prognosepaket veröffentlichen, das traditionell nur wenig Einfluss auf die Finanzmärkte hat. Nur ein unerwarteter Faktor—der von den Märkten noch nicht eingepreist ist—könnte den Aufwärtstrend des Euro stören, und solche Überraschungen sind angesichts von Trumps Unberechenbarkeit nicht auszuschließen.
Die Netto-Long-Positionen beim Euro stiegen in der Berichtswochze um beeindruckende 1,29 Milliarden Dollar auf 14,57 Milliarden Dollar. Die optimistische Neigung in der spekulativen Positionierung ist mehr als deutlich, und der geschätzte Preis dreht wieder nach oben—was die Aussichten für ein anhaltendes EUR/USD-Wachstum bestätigt.
Der Euro hatte sich in den letzten zwei Wochen nahe einem 3,5-Jahres-Hoch konsolidiert, und es gab Gründe, zumindest einen Korrekturrückgang zu erwarten. Doch das Nachlassen der geopolitischen Spannungen – die Europa auch mit reduzierten Ölversorgung und steigenden Energiekosten bedroht hatten – ist genauso schnell verblasst, wie es aufgetaucht ist. In der aktuellen Umgebung hat der Euro erneut Aussichten auf anhaltendes Wachstum. Aus technischer Sicht bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur gering, mit einem langfristigen Ziel von 1,2350.
