Der australische Dollar testete am Donnerstag ein bedeutendes Widerstandsniveau bei 0,6550, das der oberen Linie des Bollinger Bands Indikators im D1-Zeitrahmen entspricht. Dies ist der höchste Preis seit November letzten Jahres. Bemerkenswerterweise ignorierten AUD/USD-Händler den VPI-Wachstumsbericht aus Australien, der in der „roten Zone“ lag und eine Verlangsamung der Inflation widerspiegelte. Der Aussie wurde von wichtigeren Faktoren gestützt.

Haupttreiber hinter der Stärke des AUD
Zunächst einmal ist der australische Dollar aufgrund der Entspannung geopolitischer Spannungen nach dem Waffenstillstandsabkommen zwischen Iran und Israel gefragt. Das Interesse an riskanteren Vermögenswerten ist gestiegen, was auch das Interesse am australischen Dollar mit einschließt.
Zweitens steht der US-Dollar unter erheblichem Druck. Dies ist nicht nur auf einen Rückgang der Risikoscheu zurückzuführen. Auch die jüngsten Aussagen von Donald Trump über die Entlassung von Fed-Vorsitzendem Jerome Powell haben dem US-Dollar zugesetzt. Ein Bericht des Wall Street Journal hat zudem offenbart, dass der US-Präsident plant, bis Herbst einen Nachfolger für Powell auszuwählen (dessen Amtszeit endet im Mai nächsten Jahres). Dies hat unter Händlern Sorgen ausgelöst, dass die Fed zu einem "Zweig" der Trump-Regierung werden könnte. Trump ist bekannt für seine Vorliebe für eine aggressiv lockere Geldpolitik und es ist nahezu sicher, dass der nächste Fed-Vorsitzende seine Ansichten teilen wird.
Vor diesem Hintergrund fiel der US-Dollar-Index in den Bereich von 96,00 und erreichte ein Drei-Jahres-Tief. Entsprechend stieg das AUD/USD-Paar auf den höchsten Stand seit sieben Monaten.
Gleichzeitig wurde der oben erwähnte australische Inflationsbericht von den Märkten weitgehend ignoriert. Ausgeprägtere Entwicklungen überschatteten diesen fundamentalen Faktor.
Australiens Inflationsdaten im Fokus
Es ist dennoch wichtig zu erwähnen, dass der monatliche Verbraucherpreisindex Australiens zum ersten Mal seit sechs Monaten und stärker als erwartet zurückging. In den drei Monaten von Februar bis April lag der Verbraucherpreisindex bei 2,4%. Eine leichte Abkühlung auf 2,3% wurde im Mai erwartet, stattdessen fiel er auf 2,1% - das niedrigste Niveau seit Oktober letzten Jahres.
Einerseits konzentriert sich die Reserve Bank of Australia (RBA) vor allem auf die Quartalsdaten (Q1 Verbraucherpreisindex lag bei 2,4%, ebenso wie im Q4 des letzten Jahres). Andererseits werden die Q2-Inflationsdaten erst Ende nächsten Monats veröffentlicht, d. h. nach dem RBA-Treffen im Juli (geplant für den 8. Juli).
Warum ignorierte das AUD/USD-Paar den Inflationsbericht?
Erstens reagieren die AUD/USD-Händler vor allem auf das Verhalten des US-Dollars, der als Treiber für die Preisbewegungen fungiert. Der australische Dollar tendiert dazu, dem US-Dollar zu folgen. Wie bereits erwähnt, befindet sich der US-Dollar-Index nach einem steilen Anstieg während des Israel-Iran-Konflikts in einem steilen Abwärtstrend.
Ein weiterer belastender Faktor für den US-Dollar sind schwache makroökonomische Daten. Besonders bemerkenswert ist, dass der Conference Board Consumer Confidence Index in die "rote Zone" fiel und auf 93 sank, statt der erwarteten Steigerung auf 99,4. Zudem wurden die Wachstumszahlen des US-BIP nach unten korrigiert. Laut der endgültigen Schätzung schrumpfte das US-BIP im ersten Quartal um 0,5% (schlechter als die zuvor gemeldeten -0,2%).
Zweitens wird der Ausgang des RBA-Treffens im Juli als beschlossene Sache betrachtet. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die Zentralbank im nächsten Monat alle geldpolitischen Parameter unverändert lassen wird. Zumal die USA und China ihre angekündigte Handelsvereinbarung noch nicht finalisiert haben. Anfang Juni einigten sich Washington und Peking auf ein Rahmenabkommen, das 55% Zölle auf chinesische Waren und 10% Abgaben auf US-Waren festlegt. Das Abkommen muss nun von Trump und Xi Jinping genehmigt werden. Ein Treffen wird für den Herbst erwartet – wahrscheinlich im August. Daher könnte die RBA sich aufgrund dieses Faktors für einen abwartenden Ansatz entscheiden.
Was die Inflation betrifft, so konzentriert sich die RBA, wie erwähnt, auf die Quartalsdaten, die Ende Juli veröffentlicht werden. Ohne weitere Daten ist es zu früh, von einer anhaltenden monatlichen Verlangsamung des Verbraucherpreisindex zu sprechen. Darüber hinaus sind die Erwartungen bezüglich der Verbraucherpreisinflation in Australien kürzlich von 4,1% auf 5,0% gestiegen, sodass der "Inflationsfaktor" – zumindest für das Juli-Treffen – wahrscheinlich nicht ausschlaggebend sein wird.
Schlussfolgerung und Technische Perspektive
Demnach stützt das aktuelle fundamentale Umfeld weiteres Wachstum im AUD/USD, selbst wenn das Paar in der Nähe von Sieben-Monats-Hochs gehandelt wird. Aus technischer Sicht testet das Paar auf dem Tages-Chart das Widerstandsniveau bei 0,6550 (obere Bollinger-Band). Den Käufern ist es bisher nicht gelungen, dieses Niveau entscheidend zu durchbrechen, so dass Long-Positionen nur ratsam sind, wenn sich das Paar oberhalb von 0,6550 konsolidiert. In diesem Fall wäre das nächste Ziel der Aufwärtsbewegung 0,6600 – dies ist das obere Bollinger-Band im W1-Zeitrahmen.