Die Märkte begrüßten Jerome Powells Rede in Jackson Hole. Doch in jedem Fass Honig gibt es auch einen Löffel Teer. Was, wenn der Vorsitzende der Federal Reserve falsch mit seiner Einschätzung liegt, dass durch Zölle verursachte Inflation nur vorübergehend ist? Bereits 2022 hielt er die Inflation zu lange für vorübergehend und verschleppte Zinserhöhungen. Könnte die Zentralbank erneut in dieselbe Falle tappen? Eine Neubewertung der Ansichten, Sorgen über eine Tech-Aktien-Blase und Bedrohungen für die Unabhängigkeit der Fed zwangen den S&P 500, einen Schritt zurückzumachen.
Was Powell denkt, ist das eine, aber was tatsächlich passiert, ist etwas anderes. Investoren bereiten sich mit enormer Anspannung auf vier der wichtigsten Tage von Ende August bis September vor. NVIDIAs Gewinne, Arbeitsmarktdaten, Inflationsstatistiken und schließlich das FOMC-Treffen im September können den S&P 500 in beide Richtungen um mindestens 0,7 % bewegen. So sieht es der Derivatemarkt, und die Erwartungen höherer Volatilität halten die Aktienbullen zurück.
Potenzielle Reaktion des S&P 500 auf Schlüsselereignisse
NVIDIA wird sich sehr anstrengen müssen, um Investoren davon zu überzeugen, dass die Tech-Blase nicht real ist. In den letzten sieben Handelssitzungen schloss der S&P 500 aufgrund von Sektorrotation sechsmal im Minus. Investoren kauften fast alles andere, während sie AI-bezogene Aktien verkauften. Nur ein starker Ergebnisbericht des Chipherstellers könnte dem alten FOMO-Narrativ rund um die Tech-Giganten neues Leben einhauchen.
Zusätzlicher Druck auf den S&P 500 entstand durch neue Zollandrohungen und die Angriffe des Präsidenten auf die Fed. Donald Trump versprach neue Zölle gegen Länder, die digitale Steuern auf US-Unternehmen erheben. Er leitete außerdem eine Untersuchung der Möbelimporte in die Vereinigten Staaten ein, mit dem Ziel, Zölle zu erheben. Was den Markt jedoch wirklich erschütterte, war die Affäre Lisa Cook.
Das Weiße Haus schickte ein Entlassungsschreiben an die erste schwarze Frau im FOMC, wobei die Washington Post einen Grund für die Entscheidung angab. Lisa Cook hat jedoch nicht vor, zurückzutreten. Laut ihrem Anwalt liegt die Entlassung eines Fed-Mitglieds außerhalb der Befugnisse des Präsidenten. Investoren bereiten sich auf einen Rechtsstreit vor. Wenn Trump gewinnt, wird dies einen Präzedenzfall schaffen. Der Austausch von FOMC-Mitgliedern könnte dann zu niedrigeren Zinssätzen und einem schwächeren Dollar führen.
US-Anleihenrenditen und Dollardynamik
In der Zwischenzeit stiegen die Renditen von 30-jährigen Staatsanleihen aufgrund von Befürchtungen über eine höhere zukünftige Inflation. Dies war ein weiterer Grund für den Rückgang des breiten Aktienindex.
Technisch gesehen besteht auf dem Tages-Chart des S&P 500 das Risiko der Bildung eines Umkehrmusters Double Bottom. Eine Rückkehr der Notierungen über den fairen Wert und den Inside-Bar-Hochpunkt bei 6.463 würde jedoch die Hinzufügung zu bereits bestehenden Long-Positionen rechtfertigen. Die Chancen, den Aufwärtstrend des S&P 500 wiederherzustellen, bleiben hoch.
