Das Euro-Dollar-Paar versucht, das Widerstandsniveau von 1,1800 (die obere Linie des Bollinger-Bands-Indikators im Vier-Stunden-Chart) zu erreichen. Der Preis ist drei Tage in Folge gestiegen, getrieben durch die allgemeine Schwäche des US-Dollars. Der US-Dollar-Index fiel am Dienstag auf die Basis von 97 vor der Veröffentlichung wichtiger Berichte über das Inflationswachstum in den USA. Der Euro seinerseits zeigt sich widerstandsfähig und ignoriert die politische Unruhe in Frankreich, wo eine politische Krise ausgebrochen ist.

Das derzeitige fundamentale Umfeld für EUR/USD begünstigt weiteres Kurswachstum—nur starke PPI/CPI-Berichte könnten das Gesamtbild neu zeichnen, wenn sie stark ausfallen. Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass ein Anstieg der US-Inflation dem Greenback helfen würde (außer vielleicht kurzfristig), da dies auf eine drohende Stagflation hindeuten würde. Mit anderen Worten, EUR/USD hat weiterhin Wachstumspotenzial, wenn auch mit südlichen Rücksetzern.
Am Montag blieb Frankreich erneut ohne Regierung, nachdem die Abgeordneten des Unterhauses dem Premierminister Francois Bayrou das Vertrauen entzogen. Erwähnenswert ist, dass dies sein zweiter "Test durch das Parlament" war, da er Anfang des Jahres ein spezielles Verfahren genutzt hatte, um den Haushalt am Nationalrat vorbei zu verabschieden. Artikel 49.3 der Verfassung erlaubt dies, allerdings nur, wenn das Parlament der Regierung das Vertrauen ausspricht. Der Premierminister konnte dies durchziehen, indem er die Sozialisten dazu überredete, neutral zu bleiben. Doch diesmal vereinigte sich die gesammelte Opposition (rechts und links) und stimmte mit überwältigender Mehrheit (364 Stimmen) gegen Bayrous Regierung. Da der Premierminister nun zurücktreten will, wird Macron dies sicher akzeptieren und einen neuen Premierminister ernennen. Quellen aus dem Elysée-Palast gaben an, dass dies "in den kommenden Tagen" geschehen wird.
Über die Entscheidung des Parlaments herrschte keine Spannung: Rechts- und Linksparteien kündigten an, für das Mißtrauen zu stimmen. Das Ergebnis überraschte daher niemanden. Einige Spannung bestand jedoch über Macrons nächsten Schritt. Insider berichteten, dass der Präsident nicht geneigt ist, die Nationalversammlung aufzulösen und Neuwahlen abzuhalten. Doch Macron ist bekannt für riskante politische Schachzüge, und ein Wechsel des Premierministers löst das Problem nicht. Mit dem aktuellen Parlament wird kein Kabinett Macrons die Mehrheit haben.
Angesichts dieser fortwährenden Spannung, reagierten EUR/USD-Händler positiv auf die Nachricht, dass Macron versuchen wird, die Krise mit einem neuen Premierminister und nicht durch Neuwahlen zu lösen (nach denen die extreme Rechte an die Macht gelangen könnte).
In der Regel halten politische Grundlagen nicht lange an. Der Markt war zufrieden zu erfahren, dass die Zusammensetzung der Nationalversammlung bestehen bleibt, wird sich jedoch anderen fundamentalen Faktoren zuwenden—nämlich den PPI/CPI-Berichten aus den USA am Mittwoch und Donnerstag.
Deshalb sind EUR/USD-Longs momentan riskant, trotz "technischer" Signale für Long-Positionen. Sollte die US-Inflation stärker steigen als erwartet, wird der Markt Zweifel hegen, dass die Fed die Geldpolitik aggressiv lockern wird. Derzeit dominieren solche Erwartungen unter den Händlern. Laut CME FedWatch liegt die Wahrscheinlichkeit einer Senkung um 25 Basispunkte bei der Fed-Sitzung im September bei 88%. Der Markt räumt einer Senkung um 50 Basispunkte in diesem Monat auch eine 12% Wahrscheinlichkeit ein. Zudem sind sich Händler nahezu sicher, dass die Zentralbank die Zinsen noch einmal um 25 oder sogar 50 Punkte vor Jahresende senken wird, selbst wenn die Fed sich auf eine Senkung um 25 Basispunkte beschränkt.
Die dovishen Erwartungen haben nach Veröffentlichung der August-Zahlen zu Nonfarms zugenommen, welche ein schwaches Beschäftigungswachstum zeigten (nur 22.000). Zudem stieg die Arbeitslosenquote in den USA auf 4,3% (das höchste Niveau seit Juli letzten Jahres), während das Lohnwachstum auf 3,7% zurückging.
Solch schwache Resultate begünstigen tatsächlich dovishe Stimmung. Sollte jedoch die US-Inflation stärker als erwartet anziehen, wird der Markt in Frage stellen, ob die Fed die Zinsen aggressiv senken wird. Laut vorläufigen Prognosen wird der Gesamt-PPI auf 3,6% y/y steigen, was der höchste Stand seit Januar 2025 wäre, nachdem er im Vormonat auf 3,3% angestiegen war. Der Kernproduzentenpreisindex sollte sich ebenfalls auf 3,8% beschleunigen, nach 3,7% im Juli. Der Gesamt-CPI sollte auf den höchsten Stand seit Januar dieses Jahres steigen—2,9%, während der Kernindex auf dem Niveau des letzten Monats bleiben könnte: 3,1%.
Offensichtlich begünstigen die vorläufigen Prognosen nicht die EUR/USD-Käufer. Vorsicht ist bei Long-Positionen also geboten, insbesondere in der Nähe des Widerstands bei 1,1800 (das obere Bollinger Band auf H4). Meiner Meinung nach wird das Paar versuchen, den Bereich um 1,18 zu testen, doch wenn die CPI/PPI-Zahlen stark sind, wird ein deutlicher Rückgang folgen—mindestens auf das Unterstützungsniveau von 1,1670 (das mittlere Bollinger Band, welches der Tenkan-Linie auf D1 entspricht).