
Die globalen Märkte halten den Atem an: Diese Woche kehren die Vereinigten Staaten und China nach vielen Monaten eines angespannten Handelsstillstands, der am 10. November ausläuft, zum Verhandlungstisch zurück. Vor diesem Treffen hat Donald Trump, dessen Absicht klar ist, die Agenda zu diktieren, seine zentralen Forderungen an Peking dargelegt. Was steckt hinter diesem Härtezeichen – Strategie, Druck oder eine Show fürs Publikum? Lassen Sie uns das näher betrachten.
Dilemma der Seltenen Erden: Trumps Druck auf Peking vor den Gesprächen
Am Wochenende, als er an Bord der Air Force One aus Florida zurückkehrte, erklärte der US-Präsident, dass er China nicht erlauben werde, "Spielchen mit Seltenen Erden" zu treiben, und spielte damit auf die strategische Abhängigkeit der amerikanischen Industrie von der Versorgung mit diesen wichtigen Metallen an. Seine Worte klangen sowohl als Warnung als auch als Signal für den Beginn einer neuen Druckwelle.
Zur Erinnerung: Einige Tage zuvor drohte Trump, 100% Zölle auf chinesische Lieferungen zu erheben, nachdem Peking angekündigt hatte, eine umfassende Kontrolle über die mineralischen Ressourcen zu etablieren.
Diese Schritte könnten, wenn sie umgesetzt werden, den Handelsstillstand effektiv einfrieren, der am 10. November ausläuft. Das Szenario, in dem sich beide Seiten erneut am Rande einer wirtschaftlichen Konfrontation befinden, ist schneller Wirklichkeit geworden, als selbst die pessimistischsten Analysten erwartet hatten.

Beijing hat jedoch nicht untätig zugesehen. Die chinesischen Behörden haben versucht, die Bedenken globaler Partner zu zerstreuen, indem sie versichern, dass die Verschärfung der Exportkontrollen den normalen Handelsfluss nicht beeinträchtigen wird.
Letzte Woche, am Rande der Treffen des Internationalen Währungsfonds, versuchten Delegierte aus China ihre Kollegen davon zu überzeugen, dass es sich nicht um Sanktionen handelt, sondern um die "Schaffung eines langfristigen Regulierungsmechanismus". Diese Erklärung beruhigte die Märkte jedoch kaum.
Im Wesentlichen haben beide Seiten eine Situation erreicht, die der Analyst Kyle Rodda treffend in den Begriffen des Kalten Krieges beschrieb: „Es gibt ein Element – um die Sprache des Kalten Krieges zu verwenden – gegenseitig gesicherter Zerstörung, wenn es um totale Exporteinschränkungen seltener Erden und 100%ige Zolltarife geht, was sowohl die USA als auch China mehr oder weniger einräumen.“
Rodda fügte hinzu, dass die Märkte weiterhin auf eine Deeskalation zählen, aber „wahrscheinlich nervös bleiben werden, bis solche Rückzüge ausdrücklich angekündigt werden.“
Diese Nervosität ist durchaus verständlich: Seltene Erden sind nicht nur Rohstoffe, sondern das Fundament ganzer Industrien, von der Produktion von Kampfjets und Smartphones bis hin zu Elektrofahrzeugen und sogar Fahrzeugsitzen.
Für Trump ist dies nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein politisches Instrument. Die Drohung mit Zöllen ermöglicht es ihm, Peking unter Druck zu setzen, während er gleichzeitig den inländischen Wählern zeigt, dass Washington bereit ist, nationale Interessen zu verteidigen. Wie die Praxis der letzten Jahre zeigt, hat Trumps Handelsstrenge jedoch ihren Preis – vor allem für die globalen Märkte, wo sich jede seiner Aussagen sofort in der Dynamik von Währungen, Aktien und Rohstoffpreisen niederschlägt.
Fentanyl und Sojabohnen: toxischer Cocktail auf der US-China-Agenda
Wenn Seltene Erden ein strategisches Thema für Washington darstellen, dann sind Fentanyl und Sojabohnen zu Symbolen des innen- und außenpolitischen Drucks geworden, den Donald Trump in diplomatische Ergebnisse umwandeln möchte.
Vor den bevorstehenden Gesprächen in Malaysia nannte der Präsident diese als zwei der drei Hauptpunkte, bei denen China seiner Meinung nach „endlich zugesagte Verpflichtungen erfüllen müsse“.
Das Fentanyl-Problem ist schmerzhaft und politisch geladen. In den USA ist dieses synthetische Opioid längst zu einer der Hauptursachen für Todesfälle durch Überdosierung geworden und verkörpert die nationale Opioidkrise.

Trump hat China erneut beschuldigt, den Export von Fentanyl und seinen chemischen Vorläufern nicht eingeschränkt zu haben, was laut Washington die Lage in amerikanischen Städten verschärft. Die USA möchten, dass China „mit dem Fentanyl aufhört“, stellte Trump fest und fügte hinzu, Peking solle „echte Verantwortung“ zeigen.
Anfang dieses Jahres verhängten die USA 20 % Zölle auf chinesische Waren unter Berufung auf den illegalen Zufluss von Fentanyl. Als Reaktion darauf verschärfte Peking die Kontrolle über zwei Chemikalien, die zur Herstellung des Medikaments verwendet werden können, betonte jedoch, dass das Problem ohne die Beteiligung der amerikanischen Seite nicht gelöst werden könne.
Die chinesische Rhetorik legt nahe, dass die Wurzel der Krise in der Nachfrage und nicht im Angebot liegt, und dass Trumps Beschuldigungen lediglich Teil eines politischen Spiels seien. Dennoch ist es für den amerikanischen Führer ein bequemes Druckmittel, das es ihm erlaubt, in einem Satz über die Bekämpfung von Drogen und die „Härte“ der USA zu sprechen.
Das Thema Sojabohnen bleibt ebenso heikel – Trumps dritte Forderung an Peking. Für einen Außenstehenden mag dies wie ein nebensächliches Detail erscheinen, doch in Wirklichkeit geht es um Milliarden von Dollar und um innenpolitische Unterstützung.
China, das im vergangenen Jahr US-Sojabohnen im Wert von etwa 12,6 Milliarden Dollar kaufte, hat in diesem Jahr noch keine einzige Lieferung erworben. Stattdessen wechselte Peking zu Lieferungen aus Südamerika und ließ amerikanische Landwirte mit wachsenden Beständen und fallenden Preisen zurück.
Diese Situation ist besonders sensibel für den US-Agrarsektor. Landwirte im Mittleren Westen äußern zunehmend ihre Unzufriedenheit: Viele erwarten finanzielle Hilfen von der Regierung, die Berichten zufolge verzögert sind, während Lagerhäuser voller unverkaufter Sojabohnen allmählich zu einem Symbol der andauernden Handelskonfrontation werden. Die Produktpreise sinken, Exportverträge schrumpfen, und der Sektor, bis vor Kurzem als stabil angesehen, sieht sich steigendem Druck von allen Seiten ausgesetzt.
Es war wenig überraschend, dass der US-Präsident China aufforderte, seine Sojabohnenkäufe zu vervierfachen, und als dies nicht geschah, drohte er, den Import von Pflanzenöl aus China zu verbieten, indem er der chinesischen Regierung vorwarf, absichtlich Schwierigkeiten für amerikanische Sojabohnenbauern zu erzeugen.
So sind Fentanyl und Sojabohnen nicht nur Punkte auf einer Handelsagenda, sondern politische Symbole. Das erste ist ein innenpolitisches Zeichen für Entschlossenheit im Kampf gegen eine Krise; das zweite ist ein Indikator dafür, wie weit Trump bereit ist zu gehen, um die Unterstützung seiner landwirtschaftlichen Wählerschaft zu erhalten. Obwohl beide Themen aus makroökonomischen Modellen herausgefallen zu sein scheinen, verleihen sie in Wirklichkeit den Verhandlungen die emotionale und politische Schärfe, die Zahlen und Zölle fehlen.
Am Rande des Zusammenbruchs: Waffenstillstand läuft ab, Einsatz steigt
Nur wenige Tage vor dem Auslaufen des Handelsabkommens zwischen den USA und China am 10. November steht das ohnehin schon auf der Kippe stehende Abkommen vor seiner ultimativen Bewährungsprobe. In diesen Monaten hatten sich die Märkte an eine fragile Ruhe gewöhnt, aber jüngste Bewegungen beider Seiten haben die Situation erneut an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.
Nach Trumps Drohungen, 100%-Zölle zu verhängen, und Pekings Ankündigung von Kontrollen bei den Exporten seltener Erden hat sich das Machtverhältnis verschoben. Washington hat seinerseits technische Beschränkungen ausgeweitet und sogar vorgeschlagen, Steuern auf chinesische Schiffe zu erheben, die US-Häfen anlaufen.
China reagierte mit einer Verschärfung der Exportkontrollen und signalisierte mögliche Beschränkungen bei der Lieferung kritischer Materialien. Was kürzlich noch wie eine vorübergehende Pause aussah, ähnelt zunehmend dem Manövrieren von Schachfiguren vor einer neuen Konfrontation.
Vor diesem Hintergrund erscheinen die bevorstehenden Gespräche in Malaysia als ein Versuch, den Prozess wieder in Richtung eines konstruktiven Engagements zu lenken. Der US-Finanzminister Scott Bessent bestätigte, dass das Treffen später in dieser Woche stattfinden wird und bemerkte, dass ein kürzlich geführtes virtuelles Gespräch mit dem chinesischen Vizepremier He Lifeng ein „konstruktiver Meinungsaustausch“ gewesen sei.

Auch die chinesischen Staatsmedien beschrieben den Dialog als "positiv und pragmatisch", doch Experten zögern, optimistische Schlussfolgerungen zu ziehen. Schließlich gibt es zu viele Faktoren, die darauf hindeuten, dass beide Seiten immer noch lediglich die Bereitschaft des jeweils anderen testen, Zugeständnisse zu machen.
Besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf das mögliche Treffen zwischen Trump und Xi Jinping, das frühestens Ende des Monats in Südkorea am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft stattfinden könnte.
Für beide Führer wäre dies ihr erstes persönliches Treffen seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus, und vieles hängt davon ab – nämlich ob die aktuelle Handelswahrheit verlängert werden kann.
Der amerikanische Präsident äußerte sich zu den bevorstehenden Gesprächen in gewohnt vertrauten Worten: "Ich habe eine gute Beziehung zu Präsident Xi. Ich denke, wir werden mit China gut auskommen, aber wir müssen einen fairen Deal haben."
Hinter dem ruhigen Ton verbirgt sich Trumps übliche Strategie: maximaler Druck als Mittel, um die Initiative zu ergreifen.
Für China sind die Einsätze nicht weniger bedeutend. Peking versucht zu zeigen, dass es aus einer Position der Stärke heraus agieren kann, ohne Bedrohungen zu erliegen und gleichzeitig eine direkte Konfrontation zu vermeiden, die seiner heimischen Wirtschaft und dem Klima für ausländische Investitionen schaden könnte.
Infolgedessen verhandeln beide Seiten unter Bedingungen des "gegenseitigen Risikos", wobei Zugeständnisse als Schwäche und Standhaftigkeit als Provokation wahrgenommen werden könnten. Die Märkte reagieren jedoch bereits auf diese Dualität.
"Infolgedessen preisen die Märkte ein, dass sich die Lage entspannen wird", sagte Analyst Kyle Rodda. "Allerdings werden die Märkte wahrscheinlich nervös bleiben, bis solche Rückzüge explizit angekündigt werden."
Diese Nervosität spiegelt sich auf den Rohstoffmärkten sowie in den Währungskursen wider. Investoren, die mittlerweile mit den Turbulenzen der Trump-Ära gut vertraut sind, geben zunehmend zu, dass die aktuelle Verhandlungsrunde eine der unberechenbarsten der letzten Jahre ist.
Somit ist der einst als Stabilisierungsmittel vorgesehene Waffenstillstand zu einer weiteren Spannungsquelle geworden. Das bevorstehende Treffen in Malaysia ist mehr als nur eine weitere Gesprächsrunde. Es ist ein Versuch, die Dynamik eines Konflikts zu stoppen, der die Weltwirtschaft viel zu lange in einem Zustand ängstlicher Unsicherheit gehalten hat.