Das USD/JPY-Paar erlebt eine erhöhte Preisturbulenz. Ende April fiel das Paar stark ab und erreichte ein 7-Monats-Tief bei 139,90. In der vergangenen Woche trieb ein nordwärts gerichteter Impuls den Preis auf 148,66. Innerhalb weniger Wochen legten die Trader einen Kurs von fast 900 Punkten zurück und nutzten die Schwäche des Yen sowie die Stärke des Dollars aus. Allerdings konnten die USD/JPY-Käufer ihre Position nicht behaupten und zogen sich innerhalb von nur zwei Tagen um mehr als 500 Punkte zurück, wodurch das Paar derzeit in Richtung der unteren Zone von 143,00 tendiert.

Der Yen hat sich nach den heutigen Inflationsdaten aus Japan verstärkt. Jeder Bestandteil des Berichts befand sich im grünen Bereich. Beispielsweise blieb der Gesamte Verbraucherpreisindex im April unverändert bei 3,6%, ebenso wie im März, obwohl die meisten Analysten mit einem leichten Rückgang auf 3,4% gerechnet hatten.
Der Kern-CPI, ohne frische Lebensmittel, stieg auf 3,5%, die höchste Wachstumsrate seit Januar 2023.
Der CPI ohne Energie und Lebensmittel (genau beobachtet von der Bank of Japan) stieg von zuvor 2,9% auf 3,0%.
In Reaktion auf den Bericht nahmen die USD/JPY-Bären den südlichen Trend nach dem korrektiven Anstieg am Donnerstag wieder auf. An jenem Tag starteten die Käufer des Währungspaares einen Gegenangriff, angetrieben von vorübergehender US-Dollar-Stärke. Der Greenback fand Unterstützung im US-Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe, der unerwartet im expansiven Bereich über der 50-Punkte-Marke blieb. Während Analysten einen Rückgang von 50,2 im April auf 49,9 im Mai prognostiziert hatten, lag der Index bei 52,3. Dieses Ergebnis half USD/JPY, sich leicht auf 144,40 zurückzuziehen.
Doch seitdem haben die Verkäufer wieder die Kontrolle übernommen. Der Glanzmoment für den Dollar endete. Der US-Dollar-Index fiel zurück in die 99,00-Zone, während der Yen, unterstützt durch die steigende Kerninflation in Japan, sich weiterhin generell stärkte.
Der heutige Inflationsbericht erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank of Japan in einer ihrer kommenden Sitzungen entweder im Juni oder Juli die Zinssätze anhebt. Zum Beispiel sind die Analysten der ING zuversichtlich, dass die BoJ im Juli um 25 Basispunkte anheben wird, da die Kerninflation deutlich über dem Ziel der Zentralbank liegt.
Diese hawkishen Erwartungen basieren nicht nur auf der erhöhten Verbraucherpreisinflation. Auch japanische Zentralbankbeamte haben Signale der Handlungsbereitschaft gesendet. Mitglieder des Politikrats, darunter Asahi Noguchi, und der stellvertretende Gouverneur Shinichi Uchida deuteten kürzlich klar an, dass die Zentralbank bereit ist, weitere Schritte zur Normalisierung der Geldpolitik zu unternehmen.
Der hawkishe Sentiment wurde auch von den Bestellungen der Werkzeugmaschinen in Japan am Donnerstag gestützt. Die Bestellungen im März stiegen um 13% im Monatsvergleich, während Analysten einen Rückgang von 1,5% erwartet hatten. Dies war das beste Ergebnis seit November 2020. Im Jahresvergleich stiegen die Bestellungen um 8,4% von 1,5%. Da dieser Indikator ein wichtiger Frühindikator für Investitionen in den nächsten 6–9 Monaten ist, könnte er als weiteres Argument für eine hawkishe Entscheidung der BoJ in naher Zukunft dienen.
Dennoch wird der Abwärtstrend des USD/JPY nicht nur von Zinserhöhungserwartungen getrieben. Der Yen profitiert auch von der Nachfrage nach sicheren Häfen, da die Spannungen zwischen den USA und China hoch bleiben. Einerseits geht der bilaterale Dialog weiter. Am 22. Mai fand ein Telefongespräch zwischen den stellvertretenden Außenministern statt. Andererseits stocken die Handelsgespräche und es entstehen neue Spannungsfelder. Beispielsweise drohte Peking kürzlich mit rechtlichen Schritten gegen alle Parteien, die die US-Beschränkungen (am 13. Mai verhängt) in Bezug auf Huaweis Chipproduktion einhalten. China forderte auch Washington auf, das Raketenabwehrsystem "Iron Dome" aufzugeben und behauptete, es verstoße gegen die friedliche Nutzung des Weltraums. Das Weiße Haus hat diese Bitte bisher zumindest öffentlich ignoriert.
Somit unterstützt die aktuelle fundamentale Kulisse die Fortsetzung des USD/JPY-Abwärtstrends. Auch die technische Analyse deutet darauf hin. Auf allen höheren Zeitrahmen (H4 und darüber) befindet sich der Preis zwischen den mittleren und unteren Bändern des Bollinger Bands Indikators und auch unter allen Ichimoku-Linien (außer auf dem MN-Zeitrahmen). Auf dem Tageschart hat der Ichimoku-Indikator ein bearishes "Line Parade" Signal gebildet.
Das erste bärische Ziel liegt bei 142,90 (unteres Bollinger-Band auf dem H4-Chart). Das Hauptziel liegt bei 141,30 (unteres Bollinger-Band auf dem Tageschart).