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FX.co ★ EUR/USD: Shutdown und Frankreich

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Analysen:::2025-10-07T22:11:57

EUR/USD: Shutdown und Frankreich

Das Währungspaar EUR/USD bleibt trotz des anhaltenden Shutdowns der US-Regierung unter Druck. Am Montag fiel das Paar impulsartig auf den Bereich um 1,16, konnte jedoch das wichtige Unterstützungsniveau bei 1,1650 nicht durchbrechen, welches der unteren Linie des Bollinger-Bands-Indikators auf dem Tageschart entspricht. Der Handelstag endete bei 1,1711, und am Dienstag versuchten Verkäufer, das Paar in der 1,16-Zone zu halten, angetrieben von der breiten Stärke des US-Dollars und der nachlassenden Nachfrage nach dem Euro.

Da der Wirtschaftskalender wenig zu bieten hat, haben sich die Händler auf politische und geopolitische Nachrichten konzentriert – insbesondere auf Entwicklungen in Frankreich und den US-Shutdown.

EUR/USD: Shutdown und Frankreich

Der unerwartete Rücktritt des französischen Premierministers Sebastien Lecornu, der nur 27 Tage im Amt war (die kürzeste Amtszeit in der modernen französischen Geschichte), erschütterte die europäischen Märkte. Der Euro geriet unter Druck, da die Befürchtung besteht, dass die anhaltende politische Krise zu vorgezogenen Parlamentswahlen führen könnte — ein Szenario, in dem rechtsextreme Parteien voraussichtlich an Einfluss gewinnen würden, was potenziell zu Instabilität in ganz Europa führen könnte.

Angesichts der starken Reaktion des Euro auf die Turbulenzen ist es wichtig, die möglichen politischen Szenarien zu betrachten:

  • Szenario 1: Die Ernennung eines neuen Premierministers, möglicherweise aus dem linken Lager. Dies würde Präsident Emmanuel Macron zwingen, mehrere politische Initiativen aufzugeben, während weitere Gewinne der extremen Rechten vermieden würden. Dies ist das positivste Szenario für den Euro.
  • Szenario 2: Vorzeitige Parlamentswahlen. Das Kernproblem für Macron ist das derzeit fragmentierte und gespaltene Parlament. Seit den letzten Wahlen hält keine Partei oder Koalition eine stabile Mehrheit, was Macrons Präsidentschaft trotz seiner weitreichenden Befugnisse zu einer „lahmen Ente“ reduziert. Vorzeitige Wahlen könnten dies nicht lösen und sogar die rechtsextreme Führerin Marine Le Pen und ihren Rassemblement National stärken; Umfragen deuten darauf hin, dass sie ihre Sitze von 125 auf bis zu 230 erhöhen könnten — immer noch keine Mehrheit, aber ein signifikanter Anstieg des Einflusses.
  • Szenario 3 (weniger wahrscheinlich): Macrons Rücktritt. Rechte und einige linke Kräfte fordern eine komplette Erneuerung der Regierung durch neue Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Verfassungsrechtlich kann Macron 2027 nicht erneut kandidieren, und er hat bisher keine Absicht geäußert, vorzeitig zurückzutreten.

Laut jüngsten Berichten aus Paris scheint Macron Szenario 1 zu bevorzugen. Berichte deuten darauf hin, dass er Lecornu gebeten hat, bis Mittwoch Konsultationen zur Bildung einer neuen Regierung durchzuführen. Französische Medien spekulieren, dass Olivier Faure, der Vorsitzende der Sozialistischen Partei, oder einer seiner Verbündeten als Premierminister nominiert werden könnte, vorausgesetzt, Macrons Loyalisten erhalten Positionen im neuen Kabinett.

Falls dies eintritt, könnte die politische Krise in Frankreich vorerst in den Hintergrund treten. Während die Krise nicht gelöst wird, könnte sie aufhören, Investoren mit sofortigen radikalen Folgen zu erschrecken (auch wenn diese möglicherweise später eintreten, wenn ein weiterer Premierminister zurücktritt).

Der anhaltende Shutdown bleibt ein grundsätzlich bärischer Faktor für den US-Dollar. Doch etwas paradox scheint der U.S. Dollar Index seit zwei aufeinanderfolgenden Tagen gestiegen zu sein. Man könnte sagen, dass die Dollar-Bullen nach jedem Strohhalm greifen und positiv auf jeden Hoffnungsschimmer parteiübergreifender Verhandlungen reagieren.

So erwähnte beispielsweise Präsident Donald Trump kürzlich, dass die Gespräche über die Verlängerung der Obamacare-Krankenversicherungszuschüsse „im Gange“ seien und die Forderungen der Demokraten „besprochen“ würden.

Obwohl diese Aussage vage und unverbindlich war, reagierte der Markt dennoch mit erneuter Dollar-Stärke: Der U.S. Dollar Index kehrte auf das Niveau von 98,00 zurück, und die großen USD-Paare passten sich entsprechend an.

Trotz der derzeitigen bärischen Stimmung gegenüber EUR/USD bleiben Short-Positionen eine riskante Strategie. Die fundamentalen Grundlagen, die einen bärischen Fall stützen würden, sind selbst instabil.

Zum Beispiel könnte der Dollar unter erneuten Druck geraten, wenn Macron einen neuen Premierminister ernennt und Trump den Shutdown eskaliert, indem er unbezahlte Regierungsangestellte entlässt.

Ebenfalls bemerkenswert: Trotz des intraday bärischen Momentums konnte EUR/USD nicht unter die wichtige Unterstützung bei 1,1650 durchbrechen — das untere Bollinger-Band im Tageschart. Dies ist ein bedeutendes technisches Signal, das darauf hindeutet, dass Short-Positionen auf dem derzeitigen Niveau unzuverlässig sein könnten.

Daher ist es sinnvoll, sich vorerst aus dem Markt herauszuhalten. Der Verkauf von EUR/USD wird erst relevant, wenn das Paar unter 1,1650 bricht und sich darunter konsolidiert. Auch Long-Positionen sind nicht gerechtfertigt, angesichts der anhaltenden politischen Unsicherheit — sowohl bezüglich des Shutdowns in den USA als auch der Entwicklungen in Frankreich.

Analyst InstaForex
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